Landertinger holt Silber im Sprint

Landertinger bestach abermals auf der letzten Runde.
Sensationeller Auftakt für Österreich im Biathlon. "Oldie" Björndalen krönt sich zum Olympiasieger.

Gut Ding braucht nicht immer Eile im Sprint der Biathleten. Manchmal macht es am Schießstand auch durchaus Sinn, das Feuer für einen kurzen Moment einzustellen, um im Eifer des Gefechts nicht über das Ziel hinauszuschießen. Dominik Landertinger nahm sich beim Liegend-Anschlag nach dem zweiten Schuss gleich mehrere Sekunden Zeit, um sein Visier neu einzustellen.

Dieses clevere und coole Vorgehen am Schießstand war dafür verantwortlich, dass Österreich gleich am ersten Bewerbstag ein Schützenfest feiern durften: Nach zehn Kilometern in der Loipe und zehn Volltreffern fehlten dem zweitplatzierten Tiroler am Ende nur 1,3 Sekunden auf den norwegischen Mister Biathlon Ole Einar Bjørndalen. „Ich kann es nicht fassen, es war ein perfektes Rennen“, jubelte Landertinger.

Die Silbermedaille des 25-Jährigen war alles andere als ein Zufallstreffer: Landertinger war schon bei den letzten Weltcup-Rennen die Konstanz und Verlässlichkeit in Person. Im Kalenderjahr 2014 war er in keinem Einzel- Bewerb schlechter als Neunter, nur dem ersehnten Podestplatz war der Hochfilzener in diesem Winter bislher noch hinterhergelaufen. „Ich habe aber schon im Jänner gesehen, dass die Form Richtung Olympia passt. Und irgendwann hat es klappen müssen.“

Schlusssprint

Dass Landertinger dann bei Olympia ausgerechnet im Sprintbewerb zur Hochform auflief, kam fast ein bisschen überraschend. Denn die Paradedisziplinen des Österreichers sind eigentlich die Rennen über die längeren Distanzen. „Ich brauch’ normal immer ein wenig, bis mein Motor ins Laufen kommt“, sagt der Massenstart-Weltmeister von 2009.

Den langen Atem des Tirolers bekamen im Sprint auch Landertingers Konkurrenten um die Medaillenplätze zu spüren. Nach dem zweiten Schießen war der 25-Jährige noch nicht in den Top 3, mit einer seiner berüchtigten schnellen Schlussrunden („ich war richtig gut drauf“) überholte er aber im Finish noch vier Rivalen. „Ich habe mir nur gedacht: ,Verdammte Scheiße,wenn ich heute Vierter werde, dann dreh’ ich durch.‘“

Strafrunde aufgeholt

Nur Ole Einar Bjørndalen konnte Landertinger, der nun wie Simon Eder (7.) eine hervorragende Ausgangsposition für die Verfolgung am Montag besitzt, nicht mehr abfangen. Die norwegische Biathlon-Legende hatte knapp die Nase vorn, obwohl Bjørndalen im Gegensatz zum Österreicher eine Strafrunde (150 Meter) drehen musste.

Der 40-jährige Altmeister krönte seine einzigartige Karriere mit seiner siebenten olympischen Goldmedaille. Damit fehlt Ole Einar Bjørndalen nur mehr ein Gold auf den norwegischen Rekordlangläufer Bjørn Dæhlie.

Am Montag (16.00 Uhr MEZ) steht die Verfolgung auf dem Programm.

Endergebnis:

1. Ole Einar Björndalen NOR 24:33,5 1*
2. Dominik Landertinger AUT + 1,3 0
3. Jaroslav Soukup CZE 5,7 0
4. Anton Schipulin RUS 6,4 1
5. Jean-Philippe le Guellec CAN 9,7 0
6. Martin Fourcade FRA 12,4 1
7. Simon Eder AUT 13,7 0
8. Ondrej Moravec CZE 14,6 0
9. Emil Hele Svendsen NOR 29,3 1
10. Jakov Fak SLO 33,0 0
20. Christoph Sumann AUT 52,0 0
38. Daniel Mesotitsch AUT 1:33,1 2

Eine Allzeitgröße und ein österreichischer Held:

Ole Einar Björndalen: "Ich bin in super Form. Ich habe mich top vorbereitet und fühle mich stark. Das war ein großer Fehler am Schießstand von mir, aber ich habe danach schnell geschossen, weil ich gewusst habe, dass ich mit schneller Lauf- und Schießzeit noch die Möglichkeit habe zu gewinnen. Ich schaue jetzt weiter von Rennen zu Rennen, werde weiter mein Bestes geben und dann wird man sehen, was dabei rauskommt."

Dominik Landertinger: "Ich kann es gar nicht fassen, es ist so schön! Danke an meine Eltern, meine Freunde und die Trainer, die mich immer unterstützt haben. Schießtechnisch war es heute hundertprozentig perfekt. Läuferisch waren die ersten beiden Runden verdammt hart, ich habe dann in der Schlussrunde noch einmal total gekämpft. Es war brutal, denn die Loipe mit dem langen Anstieg kostet extrem viel Kraft. Ich habe mir gedacht: 'Verdammte Scheiße, wenn ich heute Vierter werde, dann drehe ich durch.' Aber es ist sich Gott sei Dank ausgegangen. Wenn man so lange hart arbeitet, die letzten Jahre waren ja nicht leicht, und dann so einen Erfolg genau zum richtigen Zeitpunkt hat, ist es wunderschön. In der Verfolgung werde ich jetzt versuchen, ihn (Björndalen, Anm.) noch zu holen, aber es wird nicht leicht."

Christoph Sumann: "Ich bin nicht unzufrieden, ich habe mich im Schießen schadlos gehalten, im Laufen war es das erwartet schwere erste Rennen."Vor den Spielen hat man uns eine Medaille zugetraut, und jetzt haben wir schon im ersten Bewerb diese Medaille. Das taugt mir voll für den 'Landi', vielleicht bleibt es auch nicht bei der einen."

Zu Landertinger: "Meine Platzierung ist scheißegal, Hauptsache der Landi hat eine Medaille. Das kommt uns allen zugute. Das nimmt uns allen einen Haufen Druck. Er hat es sich absolut verdient. Simon hat sich auch gut verkauft. Das ist für den Verfolger eine super Ausgangsposition Jetzt gehen wir aber einmal die Medaille feiern."

Zu Björndalen: "Er ist ein alter Fuchs und nicht umsonst der Mister Biathlon schon seit ewigen Zeiten, größten Respekt, und das auch mit einem Fehler. Aber Landi ist nur eine Sekunde dahinter, das ist fast gleich gut."

Simon Eder: "Ich habe alles bis zum Letzten ausgereizt, ich kann mir nichts vorwerfen. Die Runde ist einfach brutal hart, im Laufen war nicht mehr drinnen. 13 Sekunden haben im Sprint auch schon für Medaillen gereicht, aber da waren heute leider noch einige dazwischen. Es haben 84 andere auch keine Medaille, deshalb ist es halb so tragisch und die Ausgangsposition für die Verfolgung ist gut."

Gerald Klug (Sportminister): "Die Olympischen Spiele in Sotschi haben dank unserer Biathleten für Österreich hervorragend begonnen. Dominik Landertinger hat mit einer perfekten Lauf- und Schussleistung in einem hochdramatischen Wettbewerb verdient die Silbermedaille geholt. Meine Glückwünsche gelten aber auch unseren anderen Athleten, die allesamt hervorragend agiert haben. Diese frühe erste Medaille gibt unserem gesamten rotweißroten Team in Sotschi einen großen Motivationsschub."

Geboren: 13. März 1988 in Braunau
Wohnort: Hochfilzen
Größe/Gewicht: 1,88 m/80 kg
Familienstand: ledig
Verein: HSV Hochfilzen
Hobbys: Radfahren, Laufen
Homepage: http://www.dominik-landertinger.com

Größte Erfolge:
Olympia: Silber Sprint 2014 Sotschi
Silber Staffel 2010 Vancouver
7. Massenstart 2010 Vancouver
WM: Gold Massenstart und Silber Staffel 2009 Pyeongchang
5. Verfolgung 2013 Nove Mesto
Weltcup: 2 Siege (Massenstart Pyeongchang 2009, Chanty-Mansijsk 2010)
3 Staffelsiege (Oberhof u. Hochfilzen 2009, Ruhpolding 2014)
7 x Zweiter (zuletzt Massenstart 2013 Chanty-Mansisjk)
3 x Dritter (zuletzt Einzel Ruhpolding 2011)
Gesamtdritter 2012/13
Gesamtsieger Massenstart-Weltcup 2008/09
Junioren-WM: Staffel-Gold und Sprint-Silber 2007
Staffel-Silber und Einzel-Bronze 2006

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