Nanga Parbat: Alpinist von Windböe erfasst

Expedition Nanga Parbat, 10. Bericht: Für den vermissten Österreicher gibt es kaum Hoffnung. Nach einer Windböe war er verschwunden.

Ein 17-köpfiges Team wagte ab dem 11. Juni den Aufstieg auf den Nanga Parbat. KURIER.at hat die Gruppe bei der Expedition redaktionell begleitet.

Immer noch gibt es von dem 55-jährigen Extrembergsteiger Wolfgang Kölblinger aus Traunkirchen (Bezirk Gmunden) in Oberösterreich am Nanga Parbat keine Spur. Der ÖVP-Vizebürgermeister kehrte nach dem Gipfelsieg nicht mehr ins Basislager zurück und wird seit Freitag Abend vermisst. Eine erste Suchaktion blieb vorerst erfolglos. Angeblich wurden persönliche Gegenstände gefunden, von dem Mann gab es aber keine Spur.

Laut Heike Göschl, Ehefrau des Expeditionsleiters Gerfried Göschl, dürfte Kölblinger von einer Windböe erfasst worden sein. Es gebe für ihn kaum noch Hoffnung.

"Genauere Umstände über den Hergang und Wolfgangs Verbleib sind derzeit nicht bekannt. Unser tiefstes Mitgefühl in diesen schweren Stunden gilt Wolfgangs Familie, vor allem seiner Frau und seiner Tochter", erklärte Expeditionsleiter Gerfried Göschl via Satellitentelefon.

Starke Windböe

Kölblinger dürfte am Freitag nicht - wie ursprünglich angenommen - mit seiner österreichischen Expeditionsgruppe den Gipfel bestiegen, sondern zunächst zugewartet haben. Als sein Team bereits auf dem Rückweg vom Gipfel war, soll sich der 55-Jährige doch noch dazu entschlossen haben, sich einem koreanischen Expeditionsteams anzuschließen, um auf den 8.125 Meter hohen Berg zu kommen. Ein Teilnehmer der österreichischen Gruppe soll Kölblinger noch geraten haben, umzudrehen, da es schon sehr spät sei. Der 55-Jährige wollte aber unbedingt weitergehen.

Auf dem Weg zurück Richtung Basislager soll die Gruppe dann in eine mehrere Minuten dauernde Windböe geraten sein. Danach sei Kölblinger plötzlich verschwunden gewesen, berichteten Teilnehmer der koreanischen Gruppe. Gefunden wurden lediglich der Rucksack, sowie Haube und Handschuhe des 55-Jährigen. "Man weiß es noch nicht mit hundertprozentiger Sicherheit, aber Wolfgang Kölblinger dürfte abgestürzt sein", so Heike Göschl.

Indessen hat die koreanische Expedition selbst ein Todesopfer zu beklagen. Eine Bergsteigerin ist in 6500 Meter Höhe abgestürzt. Ihre Leiche ist von Hubschrauberpiloten der pakistanischen Armee entdeckt worden.

Jene Gruppe, die den Nanga Parbat auf einer völlig neuen Route besteigen wollte, hat unterdessen den Gipfelsieg geschafft und befindet sich wieder im Lager 4.

Auch die Teilnehmer, welche den Gipfel über die normale Kinshoferroute bezwungen haben (Kölblinger gehörte ihnen an) sind bereits auf dem Rückweg ins Basislager.
Gerfried Göschl: "Alle sind tief betroffen, es geht uns den Umständen entsprechend gut."

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