Voller Elan ins zweite Semester

Voller Elan ins zweite Semester
Mit Unterstützung schaffen sozial benachteiligte Kinder die Schule leichter

Stolz zeigt Zeynep ihr Semester-Zeugnis: Die Noten sind besser ausgefallen als im letzten Jahr. Das Mädchen geht jetzt in die 4. Klasse der Otto-Glöckel-Volksschule in St. Pölten. Sie gehört zu den zehn Schülerinnen und Schülern, die seit September regelmäßig das Lernhaus besuchen. Drei Mal wöchentlich wird hier miteinander gelernt, gespielt und gelacht. Alle sechs Wochen machen sie gemeinsam einen Ausflug.

Franziska Riegler, pädagogische Leiterin der karitativen Einrichtung, verfolgt die Entwicklung ihrer Schützlinge genau: „Es ist schön anzusehen, wie sie bei uns wachsen. Viele waren zu Beginn sehr schüchtern, weil sie sich nicht getraut haben zu reden.“ Heute ist das anders. Die Buben und Mädchen trauen sich vielmehr zu sprechen. „Bei uns dürfen die Kinder so drauf losreden, wie sie wollen. Sie werden nicht andauernd verbessert“, erläutert Riegler. „Das gibt ihnen Selbstvertrauen.“

Und noch eine „pädagogische Methode“ wird im Lernhaus angewandt: „Wir lassen den Kindern Zeit“, sagt Riegler. Das ist besonders wichtig, wenn sie ihre Mathematik-Hausübungen machen. „Viele Kinder zählen und rechnen in ihrer Muttersprache“, sagt Riegler. „Sie müssen dann alles übersetzen. Ihre Antwort dauert halt etwas länger als bei einem österreichischen Kind.“

Die Investition in die jungen Menschen lohnt sich. Alle Rückmeldungen von den Lehrerinnen sind positiv. „Eine große Hilfe ist, dass die Kinder bei uns ihre Hausübungen machen und rückfragen dürfen, wenn sie etwas nicht verstehen“, sagt Riegler. „Sie gehen am nächsten Tag mit viel mehr Selbstvertrauen in die Schule.“ Nicht nur in Deutsch – auch in Mathematik tun sich jetzt viele leichter. „Die Textaufgaben kann ich jetzt natürlich besser lösen“, sagt Zeynep.

Zeynep und ihre Mitschüler sind ehrgeizig. Sie und ihre Pädagogen setzen sich immer neue Ziele. Das nächste: Am Satzbau und an der Grammatik der deutschen Sprache muss noch gefeilt werden.

Wie das gehen soll? „Wir machen alles spielerisch“, sagt Riegler. Im Lernhaus gibt es ausreichend Lernspiele und Montessorimaterial. Manchmal fragt Zeynep dann, ob sie ein Spiel übers Wochenende mit nach Hause nehmen kann: „Damit meine Geschwister spielen können.“

Zeynep ist ein sehr soziales Kind, das sich immer um andere kümmert. Am heutigen Freitag sollte sie im Mittelpunkt stehen. Denn heute wird das Mädchen, das nächstes Jahr auf eine Musikhauptschule gehen will, elf Jahre alt. Ihre Mutter hat für sie und die Lernhauskinder schon Kuchen gebacken.

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