Lernhaus auf Mexikanisch

Gemeinschaft stärken - das ist eine der Ziele von sueninos.
Der Österreicher Christian Szinicz betreut in Chiapas junge Menschen und ermöglicht ihnen mehr als eine Ausbildung.

Christian Szinicz hat in Mexiko seine Lebensaufgabe gefunden: Im Bundesstaat Chiapas hat er ein Lernhaus und Jugendzentrum eröffnet. Angefangen hat alles vor vielen Jahren – damals war Christian Szinicz auf der Suche nach sich selbst. Seine Suche gestaltete er als Reise durch Guatemala und Mexiko. "In Chiapas fielen mir die vielen jungen Menschen auf, die auf der Straße herumlungerten", erinnert er sich. Schnell war ihm klar: "Der Weg aus dieser Armut kann nur über Bildung führen." Wieder zurück in Österreich, plante er eine Bildungseinrichtung und suchte Sponsoren dafür.

Zwei Jahre nahm sich Szinicz Zeit, um das Lernhaus "Sueniños" zu organisieren und die Finanzierung sicherzustellen. Gemeinsam mit seiner Frau, einer Mexikanerin, die in Wien lebte, gründete er einen Verein. 2005 wurde der Traum endlich wahr: Szinicz begann in Mexiko damit, elf Kinder im Volksschulalter zu betreuen: "Dabei ging es um viel mehr als nur um Lernhilfe am Nachmittag. Weil die öffentlichen Schulen in Mexiko ein besonders niedriges Niveau haben, haben wir die Kinder auch unterrichtet. Wir bringen ihnen das bei, das sie eigentlich in der Schule lernen müssten."

Ohne Abschluss

Besonders die indigene Bevölkerung leidet unter dem schlechten Bildungssystem: 70 Prozent haben keinen Schulabschluss. Das Ziel für Szinicz und sein Team ist deshalb klar: Die Schüler sollen so viel lernen, dass sie auf eine weiterführende Schule können, die in Mexiko ab der 7. Schulstufe beginnt. Und ohne Oberstufe gibt es in Mexiko fast keinen Job.

Lernhaus auf Mexikanisch
Sueninos, Lernhaus Mexiko

Der "Gringo", wie Szinicz zu Anfang genannt wurde – sucht für seine Arbeit immer den Kontakt zu den Eltern. In Chiapas heißt das in den meisten Fällen: zu den Müttern, denn drei Viertel der Kinder haben keinen Vater mehr. In Sueniños will man die Mütter befähigen, ihre Kinder zu erziehen. Also werden sie zu Schulungen eingeladen, in denen Themen wie Hygiene, Ernährung oder Schule besprochen werden. Mehr noch: Sie werden darin gestärkt, für ihre Rechte einzutreten und für die ihrer Kinder. Davon profitieren beide, Mütter und Kinder.

Immer mehr junge Menschen kamen mit der Zeit in die Einrichtung, wo es nicht nur Lernhilfe, sondern auch etwas zu essen und Duschen gibt. Täglich wird gekocht – bürokratische Hürden, die das verhindern könnten, gibt es hier im Gegensatz zu Österreich nicht.

Lernhaus auf Mexikanisch
Sueninos, Lernhaus Mexiko

Vor drei Jahren setzte das österreichisch-mexikanische Paar den nächsten Schritt: Es eröffnete zusätzlich ein Jugendzentrum und somit eine Gegenwelt zu dem, was die Jugendlichen täglich auf der Straße erleben: Gewalt und Drogen. Hier können die jungen Menschen ihre Talente fördern: Sie malen, tanzen, spielen Theater, machen Sport oder recyclen Plastik. Ihre Persönlichkeit wird gestärkt, wenn sie lernen, im Team zu arbeiten, oder sich damit auseinanderzusetzen, welchen Beruf sie ergreifen wollen.

Tischler und Köche

Mittlerweile können Jugendliche in Sueniños auch eine Lehre machen, etwa zum Tischler, zum Koch oder Kellner. "Zu Beginn war es schwierig, die Jugendlichen davon zu überzeugen, zwei Jahre lang nicht arbeiten zu gehen, sondern die Tischlerlehre zu machen. Von 16 Lehrlingen haben nur vier bis zum Schluss durchgehalten. Doch die, die fertig sind, haben jetzt gute Jobs und sind so Vorbilder für andere."

Schneller geht die Kellnerlehre. "Die dauert drei Monate. Am Ende finden alle eine Stelle, weil es in San Cristobal viele Touristen und damit Restaurants gibt", erzählt Szinicz.

Lernhaus auf Mexikanisch
Christian Sczinz, Sueninos

Besuch in Wien

Der Österreicher reiste vor einigen Tagen nach Wien, um sich im KURIER-Lernhaus in der Schwendergasse umzuschauen. Am Ende waren sich Szinicz und sein "Wiener Pendant" Katharina Ivansich einig: "Wir werden in Zukunft sicher enger zusammenarbeiten."

Sueñinos Der Verein, der u.a. vom Österreicher Christian Szinicz gegründet wurde, hilft 60 Kindern zwischen sechs und zwölf Jahren in Mexiko dabei, durch Bildung und Lehre aus eigener Kraft aus ihrer Armut auszubrechen.

Suecap Ein Lernhaus für 200 Jugendliche bis 20 Jahren: Lernbetreuung, Spiel, Essen oder Hygiene stehen auf dem Programm.

Suecap Jugendliche werden hier zu Tischlern, Köchen oder Kellnern ausgebildet.

Suemapa: Für Mütter gibt es alle zwei Wochen Workshops zu Themen wie Erziehung oder Frauenrechte.

Spenden für Sueninos: Allgemeine Sparkasse Wels, IBAN: T462032010000055666 BIC: ASPKAT2L
Internet: www.sueninos.org

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