Der erste Schultag im Lernhaus

Der erste Schultag im Lernhaus
Am Montag, 21. März hat das Lernhaus in Wien seinen Betrieb aufgenommen. Die Nachfrage nach Plätzen ist enorm.

Die bunten Kissen liegen einladend in den Sitzecken. In den weißen Regalen stapeln sich die Spiele, und die Jause lagert auch schon in der hellen Teeküche. Alles ist bereit für den Einzug der jungen Gäste. Diese stürmten pünktlich um 13 Uhr das KURIER Lernhaus in der Schwendergasse im 15. Wiener Gemeindebezirk. Seit vergangenem Montag bietet es vorerst 35 Kindern und Jugendlichen zwischen sechs und 15 Jahren eine Nachmittagsstätte zum Lernen und Spielen, und das für sie kostenlos. "Wir wollen gezielt Kinder aus einkommensschwachen Familien fördern. Im Vordergrund steht dabei das Üben von Schreiben und Lesen", erklärt Herbert Habersack, der Projektleiter vom Roten Kreuz.

Christoph Kotanko, Präsident der Hilfsaktion KURIER Aid Austria, freut sich über das Leben im Lernhaus. "Wir sind hier die Gastgeber für Kinder, die ohne unsere Hilfe Schwierigkeiten in ihrer Schullaufbahn hätten. Mit einer gezielten Lern- und Freizeitbetreuung werden sie erfolgreich sein."

Besonderen Dank zollt er "der großen Spendenbereitschaft unserer Leserfamilie, ohne die dieser Erfolg nicht möglich wäre", sowie den Partnern aus der Wirtschaft - "der Bundesinnung der Bauwirtschaft mit Innungsmeister Hans-Werner Frömmel; der UNIQA, vertreten durch Vorstand Gottfried Wanitschek; dem Generalsekretär von Raiffeisen, Ferdinand Maier, sowie Wolfgang Kopetzky, demGeneralsekretär des Roten Kreuzes."

Mit vereinten Kräften wurde dieser Platz zum Wohlfühlen geschaffen. Und das tun die Kinder hier sichtlich. Schon Minuten nach der Eröffnung ist im Spielzimmer eine Autobahn verlegt, auf der sich die Matchbox-Autos stauen. Auf dem Tisch daneben zeichnen die Kinder Häuser. Der Holzturm, den eines der Mädchen baut, ist auch schon mannshoch. "Viele der Kinder haben zu Hause überhaupt kein Spielzeug", berichtet die Lernkoordinatorin vom Roten Kreuz, Gerti Floch. Nach dem Spielen helfen Pädagogen, Studenten und freiwillige Helfer den Kindern bei den Aufgaben.

Floch wird von ihrem Handy unterbrochen. Ein Vater findet den Weg zum Lernhaus nicht. Floch: "Aussteigen bei Grimmgasse ... Grimm, wie die Märchenerzähler!" Der Vater kennt die Märchen nicht. Floch kann Vater und Sprössling trotzdem herlotsen.

"Neben denÖsterreichern haben wir hauptsächlich Leute ausgewählt, deren Asylstatus noch sehr jung ist. Deshalb sind hier viele Kinder aus Serbien und Tschetschenien", erklärt Matthias Könighofer, auch er Lernkoordinator. Denn das wissen die Pädagogen: Eine erfolgreiche Integration beginnt bereits im Kindesalter.

Das meint auch die Meisterschwimmerin und Schirmherrin des Projekts, Mirna Jukic. Für sie ist "wichtig, dass nicht nur Kinder mit Migrationshintergrund, sondern auch österreichische Kinder aus ärmeren Verhältnissen eine Lernhilfe bekommen." Ein Mal pro Woche gibt es einen Elternabend, um den Erwachsenen bei Alltagsproblemen mit den Kindern zu helfen. Vielleicht wird der eine oder andere Vater seinen Kindern bald aus Grimms Märchen vorlesen?

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