"Technik kommt bei den Frauen langsam an"

"Technik kommt bei den Frauen langsam an"
OMV Ingenieurin Nicola Kofler rekrutiert Nachwuchs an der Montanuni Leoben.

Die Vorlesung ist aus. Die Studierenden strömen aus dem Hörsaal, diskutieren den Stoff, holen sich Kaffee vom Automaten und eilen durch die langen Gänge zur nächsten Vorlesung. Obwohl die Montanuniversität Leoben eine technische Universität ist, fällt auf: hier studieren auch viele Frauen – wie Verena Mitterauer.

"Technik kommt bei den Frauen langsam an"
Die Technik hat es der 18-Jährigen angetan. Vor zwei Jahren gewann sie den Bewerb "Technikqueen" – heute studiert sie Industriellen Umweltschutz.

Montanuni-Absolventin und OMV Erdölingenieurin Nicola Kofler erzählt am Campus, wie wichtig frühzeitige Frauenförderung in der Technik ist.

KURIER: Der Frauenanteil in technischen Berufen liegt in Österreich bei lediglich 15 Prozent. Wie kann man Frauen für diesen Bereich begeistern?

Nicola Kofler: Man muss sie bereits ganz früh, am besten schon im Kleinkindalter, mit Technik bekannt machen. Wartet man bis zur Mittelschule damit, kann es schon zu spät sein. Denn dann sind Medizin, Wirtschaft und Jus sehr präsent, technische Bereiche hingegen kaum. Hier haben sich die Aufklärung und Medienpräsenz einfach noch nicht durchgesetzt, das Berufsbild des Technikers und des Wissenschaftlers ist vielen noch unklar. Generell muss bekannter werden: Das ist Technik, so sehen die möglichen Berufe in der Realität aus. Es ist nichts, was Angst macht oder langweilt. Im Gegenteil.

Woran haben Sie erkannt, dass Sie in der Technik arbeiten möchten?

Mich haben in der Schule immer schon Physik, Mathematik und Chemie interessiert. Es waren Fächer, die Phänomene im Alltag erklärten. Darüber wollte ich mehr wissen. Die Wahl, nach Leoben zu gehen, war aber auch dadurch geleitet, dass ich mit meiner Ausbildung später im Ausland arbeiten wollte.

Mit wie vielen Frauen haben Sie damals studiert?

Von 36 Neu-Inskrepenten waren wir zwei Frauen.

Seit Jahren laufen nun Initiativen, um Frauen für technische Ausbildungen zu begeistern. Konnten Sie beobachten, dass diese bereits wirken?

Langsam aber sicher greifen diese Maßnahmen, das Berufsbild ist bei den Frauen angekommen. Ich spüre ein stärkeres Interesse der Frauen an Technik – wie man zum Beispiel an der hohen Teilnahme am Wettbewerb "Technikqueen" sieht.

Die OMV engagiert sich im Zuge ihrer Nachhaltigkeitsstrategie verstärkt im Bildungsbereich, auch an der Montanuni. Wie macht sie das genau?

Sie vergibt Praktikumsplätze und Stipendien an Studierende und vergibt auch Budgets für Studienforschungsaufträge.

Wird so bereits der spätere Nachwuchs rekrutiert?

Natürlich. Hier werden bereits früh Talente erkannt und das Unternehmen macht ein erstes Recruiting-Screening. Für die Studierenden ist das die Chance, Einblicke in diese Arbeitswelten zu gewinnen.

Wie sehen Sie die Akzeptanz der Frau in technischen Berufen?

Auf diesem Gebiet hat sich in den vergangenen Jahren sehr viel verändert. Ich denke, bei der Kompetenz der Frau gibt es keine Stolpersteine – aber es gibt natürlich subjektive, charakterliche Stolpersteine. Man muss, sowohl als Frau als auch als Mann, zielorientiert und hartnäckig sein. Solange man Spaß an der Sache hat, ist Akzeptanz kein Thema.

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