"Gegen diesen Oma-Mief gibt es ein Geheimrezept"

"Gegen diesen Oma-Mief gibt es ein Geheimrezept"
Ulla-Britt Lütze über die Definition von Vintage, Schweißflecken und Vintage-Sammler.

Sie leitet nicht nur den Fundus im Kostümhaus Wien mit Originalbekleidung ab den 20er-Jahren, sondern lebt Vintage regelrecht: Ulla-Britt Lütze lässt mit „Vintage und Rosenroth“ immer wieder einen kleinen, exquisiten Vintage-Laden aufpoppen, mal beim Vintage Salon Vienna, mal bei Lobmeyr im 3. Bezirk. Bald soll es auch einen Onlinestore geben. Der KURIER fragte Ulla-Britt Lütze nach der Definition von Vintage, nach Lösungen bei unangenehmen Gerüchen und worauf man beim Kauf von alter Kleidung achten muss:

KURIER: Vintagekleidung hat oft einen sehr typischen, unangenehmen Geruch, bei dem auch kein Waschen mehr hilft. Was kann man dagegen machen?
Ulla-Britt Lütze: Gegen diesen Oma-Mief gibt es ein Geheimrezept. Einfach mit einer Mischung aus zwei Teilen Wasser und einem Teil Wodka einsprühen. Das aber bitte nicht bei Seidensachen machen, das gibt Flecken.

"Gegen diesen Oma-Mief gibt es ein Geheimrezept"
Ab wann darf man zu einem Kleidungsstück eigentlich Vintage sagen?
Da scheiden sich die Geister. Laut Wikipedia ist Vintage zwischen den 30er und 70er Jahren, wobei es auch Dinge aus den 20ern gibt, die definitiv auch dazugehören. Ein Auto gilt als Oldtimer, wenn es etwa über 30 Jahre alt ist. Bei der Kleidung wären wir dann jetzt in den 80ern.

Wie sind Sie zu dem Thema Vintage gekommen?
Ich habe schon als Kind nicht nur Prinzessinnenkleider gezeichnet und Puppenkleider genäht, sondern auch alte Sachen gemocht. Egal ob Mode, Möbel oder das Geschirr von meiner Oma.

Wo finden Sie die vielen tollen Sachen?
Mit viel Glück. Mit der Zeit bildet sich aber auch eine Art Netzwerk. Natürlich findet man sehr viel im Internet, man muss aber sehr schnell sein, sonst schnappen einem die anderen die guten Sachen weg.

Ist es schwer in Österreich Vintagemode zu verkaufen?
Die Klientel ist in Österreich, im Gegensatz zu den USA, London oder Paris, sehr klein. Es ist auch noch sehr viel Aufklärungsarbeit notwendig. International kann man natürlich besser verkaufen, weil es auch Sammler gibt. Da gibt es Leute, die kaufen auch Stücke, die ihnen gar nicht passen, einfach nur weil sie sie haben wollen. Vor allem geht es hier um Originalstücke, die noch nicht getragen wurden. Ich habe auch Schuhe aus den 50ern, die nie über den Ladentisch gegangen sind. So etwas ist schwer zu bekommen.

Welche Shops in Wien oder rund um die Welt würden Sie empfehlen?
"Flo Vintage" ist mein Favourite. Aber auch "Fräulein Kleidsam", "www.poshgirlvintage.com" sind toll und auf "www.atelier-mayer.com" gibt es ausschließlich Designersachen. Auf "www.thefrock.com" findet man von viktorianischer Mode über Designer Couture bis hin zu Celebrity Wardobe, unter anderem von Marlene Dietrich, alles was das Herz begehrt und sich nicht leisten kann.

"Gegen diesen Oma-Mief gibt es ein Geheimrezept"
Wie viel darf Vintage kosten?
Wenn man jemanden hat der‘s zahlt … Die Wertigkeit ergibt sich aber im Endeffekt immer aus dem Alter und dem Zustand.

Worauf muss man beim Kauf achten?
Man sollte bei den Nähten ein bisschen schauen. Ganz wichtig ist aber immer, in den Achseln nachzusehen. Es ist leider so, dass Schweiß nicht durch chemische Reinigung rausgeht. Das ist eine Eiweißverbindung, die sich nur durch waschen beseitigen lässt und du kannst nicht immer alle Sachen waschen. Man kann aber durch Schweißblätter (Anm. erhältlich im Nähfachhandel) verhindern, dass es riecht. Die näht man einfach unter den Achseln ein und entfernt sie später wieder.

Ist der Gedanke nicht manchmal seltsam – vor allem bei Schuhen – dass das Kleidungsstück schon einmal jemand getragen hat?
Insbesondere bei Schuhen verstehe ich das auch. Andererseits, wenn ich jetzt in ein anderes Geschäft gehe, wie viele Leute haben das vor mir schon probiert?

Modedesigner greifen seit einigen Saisonen immer wieder auf alte Schnitte zurück – woran könnte das liegen?
Naja, bereits in den 80ern gab es schon Teile, die an die 40er erinnerten. Das Rad wird schon lange nicht mehr neu erfunden. Im Moment wird aber relativ wenig neu interpretiert und die alten Schnitte werden einfach kopiert. Ich denke, wegen diesem Vintagetrend.

Wer gerne noch im Pop-up-Store bei Lobmeyr (Salesianergasse 9, 1030 Wien) vorbeischauen möchte, kann dies nach Terminvereinbarung machen:

www.facebook.com/vintageundrosenroth

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