Sichtbare Tattoos im Büro - ja oder nein?
Wer sich hierzulande für ein Tattoo entscheidet, gehört längst nicht mehr zu den Exoten. Bereits 24 Prozent aller Österreicher haben ein oder mehrere Tattoos, wie eine aktuelle Studie des Imas-Instituts ergab. Die Ergebnisse zeigen außerdem, dass sich immer mehr Personen aus gebildeten Schichten für permanente Körperverzierungen entscheiden. Als Hauptmotiv nennen Tätowierte den Wunsch nach Individualisierung - doch hat diese auch im Berufsleben Platz?
Tipp für Bewerber: Offen dazu stehen
Vor allem in Branchen mit strengem Dresscode seien Tattoos nicht gerne gesehen, so die gängige Meinung. Doch die Zeiten scheinen sich laut Joanna Posch geändert zu haben. "Viele Positionen könnte man gar nicht besetzen, wenn sichtbare Tattoos ein Ausschlusskriterium für das Unternehmen wären", sagt die Chefin der Grazer Personalagentur "F", welche Banken und Steuerberatungen zu ihren Kunden zählt. Jedoch: "Es gibt solche und solche."
Posch rät Bewerbern, große und sichtbare Tattoos beim Erstgespräch zum Thema zu machen. So könne man abklären ob große Motive, beispielsweise auf den Armen, mit entsprechender Kleidung abgedeckt werden müssten.
"Dann kann man selbst entscheiden, ob man das in Kauf nehmen möchte." Ist das Unternehmen sehr traditionell, könne die beliebte Körperverzierung nach wie vor zum Nachteil ausgelegt werden. "Ich habe jedoch bereits Kanzleien gesehen, wo Mitarbeiter mit sichtbaren Tattoos in sehr hohen Positionen arbeiten."
Grafiker mit Tattoos im Vorteil
Klaus Rottenschlager, Besitzer einer Agentur mit Schwerpunkt PR und Grafik, sieht das Thema bei seinen Mitarbeitern entspannt. "Die meisten, die ich kennengelernt habe, haben von der Persönlichkeit her nichts mit ihren Tattoos gemein", so der Medien-Profi. In den vergangenen 15 Jahren sei der Umgang mit den Körperverzierungen in seiner Branche zwar viel entspannter geworden - ein Thema seien diese jedoch nach wie vor. "Da hat man beim Kunden leider manchmal ein Seriösitäts-Problem." Im Grafik-Bereich seien große Tätowierungen sogar von Vorteil. Denn: Laut Rottenschlager traue der Kunde einem stark verzierten Grafiker sogar mehr zu - auch wenn dieser vielleicht nicht mehr könne, als ein untätowierter Kollege.
Ebenfalls in der Kreativbranche tätig ist Ingrid Böckle. Mit "Network PR" betreut die Wienerin seit vielen Jahren große Kunden aus der Beauty- und Modebranche. Ob der Mitarbeiter Tattoos habe oder nicht, sei ihr egal. "Ein Tattoo sagt nichts über den Menschen aus", erklärt sie. Im kreativen Bereich sei sowieso alles ein wenig lockerer. Für sie seien ganz andere Faktoren ausschlaggebend: "Derjenige soll Spaß am Job und ein gutes Benehmen haben." Mit oder ohne Tattoo.
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