Marina Hoermanseder: Military trifft auf Twenties

Die Wienerin Marina Hoermanseder gehört mittlerweile zu den Fixpunkten der Modewoche in Berlin.

Mit der Präsentation von Marina Hoermanseder ist am Donnerstagnachmittag der Reigen eindrucksvoller österreichischer Designerinnen zu Gast bei der deutschen Modewoche zu Ende gegangen. Auch die Fashion Week Berlin selbst schließt jetzt langsam ihre Pforten. Hoermanseder hat für ihre Herbst/Winter-Kollektion 2018/19 Emanzipation als Leitmotiv gewählt.

Der weiblichen Zukunft entgegen

Im von Greifswald, einer Eventlocation mit Industriecharme und Vintage-Look in Prenzlauer Berg, war dann auch starke Mode für starke Frauen zu sehen. Auf der einen Seite ließ die Wahl-Berlinerin mit Wiener Wurzeln resolute Kämpferinnen aufmarschieren. Die Models schritten in einer Art anmutigem Military-Stil und mit für Hoermanseder typischen, aufwendig gefertigten Lederkonstruktionen "einer weiblichen Zukunft entgegen", wie im Pressetext zur Show erläutert wurde. Schutz bietende und Unbill abwehrende textile Begleiter auf diesem Weg sind Steppjacken in Tarnfarben und Camouflage-Monturen.

Einen extravaganten Kontrast dazu lieferte der Glanz und Glamour der 1920er-Jahre. Die "Goldenen Zwanziger" mit Paillettenkleid, Federboa, langen Perlenschnüren und Glockenhut bedeuteten für die Frauen von damals, zumindest die Bessergestellten, nicht nur einen befreiten Kleidungsstil, sondern eine soziale Revolution samt neu erkämpftem Platz in der Arbeitswelt, ausgehen, Auto fahren, rauchen und Sport treiben - wegweisend für die Emanzipation. Die rauschende Lebensfreude dieser Zeit griff Hoermanseder mit schillernden Stoffen und durchsichtigem Chiffon auf. Statt Federn, Hut und Perlen verschreibt sie Stirnband und Fanschal.

Marina Hoermanseder: Military trifft auf Twenties
A model presents fashion of the label "Marina Hoermanseder" during the Fashion Week in Berlin on January 18, 2018. / AFP PHOTO / dpa / Jens Kalaene / Germany OUT

Handgefertigte Leder-Accessoires, die an orthopädische Hilfen erinnern, und die Gürtelschnalle, Kernelemente der Handschrift der Modemacherin von Beginn an, sorgten wieder für ungewöhnliche Silhouetten. Blickfänge waren ein Lederrock in 3D-Optik, Bustiers und Strap-Pants aus dünnen Lederriemen sowie knöchellange Mäntel und enge Kleider. Ein voluminöser, breit gesteppter Skianzug zog zu den Klängen der heimlichen österreichischen Hymne, "Schifoan" von Wolfgang Ambros, vorüber, ein weiterer Wink nach Hause war der Falco-Song "Junge Römer". Die "Team Marina"-Shirts haben Zuwachs und einen militärischen Anstrich bekommen. Im Publikum: Model Franziska Knuppe samt Hoermanseder-Blümchen-Handtasche (Kasper Bag), ihre Kollegin Eva Padberg, die Schauspielerin Lisa-Marie Koroll und die aus Wien angereisten stolzen Eltern der Designerin.

Das war die deutsche Modewoche aus österreichischer Sicht: Dienstagnachmittag stellte die Grazerin

Lena Hoschek ihre Kollektion "Wintergarden" vor

. Am Abend folgte auf Einladung von Mercedes-Benz und der Modezeitschrift Elle

das Label Callisti der Wienerin Martina Müller

. Am Mittwoch war mit Sportalm Kitzbühel und Rebekka Ruetz Tirol-Tag in der deutschen Hauptstadt. Die nächste Fashion Week Berlin soll von 3. bis 7. Juli 2018 stattfinden, dann mit den Kollektionen für Frühjahr/Sommer 2019.

Kommentare