Entwerfen Designer nur noch für soziale Medien?

Entwerfen Designer nur noch für soziale Medien?
Die Kollektionen der Mailänder Fashion Week werden immer plakativer.

Viele sagen: Das Internet ist schuld. Wer es auf Plattformen wie Instagram schaffen will, muss auffallen - und zwar optisch plakativ. Und weil inzwischen auch die größten Luxushäuser in der hohen Streuweite solcher Online-Dienste eine ideale und zudem kostenlose Werbemöglichkeit sehen, werden die Kollektionen eben das: plakativ.

Zwischen Exzess und Askese

Auf den Mailänder Designerschauen zumindest war eine Tendenz zum dekorativen Exzess sechs Tage lang deutlich spürbar. Doch weil Mode schon lange nicht mehr aus nur einem Trend besteht, gibt es im Herbst/Winter 2016/17 auch Alternativen.

- Exzess: Wie viele Details kann eine Auge aufnehmen, ohne überfordert zu sein? Wie viel Ornament kann ein Kleidungsstück tragen, bevor es "zusammenbricht"? Und wie viele Ideen braucht eigentlich eine Kollektion? Gucci, Prada - die wichtigsten Mailänder Trendsetter legen hier deutliche Spuren in Richtung: Es gibt keine Grenzen.

- Askese: Jil Sander, Bottega Veneta, Aquilano.Rimondi - drei der Namen, die für eine leise Mode stehen. Mit dem Fokus auf Schnitt und Material. Gut, bei Jil Sander ist Purismus ohnehin Markenkern. Aber Roberto Rimondi und Tommaso Aquilano galten einmal als die neuen Barock-Könige Mailands und zeigen nun die elegantesten Hosenanzüge der Modewoche. Damit schaffen sie es vielleicht nicht auf Instagram - aber auf die reale Straße.

- Schichten: Die Formel "Winter gleich Kälte" funktioniert nicht mehr. Die Antwort der Mailänder Mode: Ein Baukasten-System aus Elementen der Jahreszeiten, die man dann je nach Wetterbericht kombinieren kann. Und deshalb finden auch Sommerstoffe wie Chiffon, Seide oder Tüll ihren Weg in die Herbst-Winter-Mode.

- Farben: Es gibt zwar auch viel Schwarz und gedeckte Farben, aber die eigentliche Winter-Neuheit sind viele kräftige Töne.

- Querstreifen: Ein beliebtes Muster der Mailänder Schauen. Gesehen unter anderem bei Fendi und Max Mara.

- Hülle: Mäntel bekommen noch mehr Volumen, Röcke reichen tief nach unten und auch Hosen umwehen das Bein. Einige Kollektionen verzichten fast vollständig auf Kontur und sind ein einziger Fluss.

- Pelz: Da es dieses Material inzwischen jeden Winter auf die Trendliste schafft, ist es streng genommen keiner mehr. Wenn nicht Marco de Vincenzo gezeigt hätte, wie spektakulär man Pelze aus synthetischer Herstellung verarbeiten kann. Ein starkes ethisches Statement.

- Zeitreise: Mailands Designer bildeten fast das komplette 20. Jahrhundert nach. Der Vorwurf, zu sehr im Vergangenen zu schwelgen und zu wenige Visionen für die Zukunft zu entwickeln, war auch dieses Mal nicht zu entkräften.

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