Was Männer im Kosmetikstudio machen lassen

Bei Gesichtsbehandlungen steht nicht Anti-Aging im Vordergrund
Der moderne Mann legt immer mehr Wert auf sein Äußeres. Neben Cremen mit Meteoritenextrakt kommt auch der Laser zum Einsatz.

Bereits um acht Uhr morgens brummt bei Claudia Corradi der Laden. Für die Besitzerin des Kosmetiksalons „Kultiviert“ läuft das Geschäft gut. Vor 13 Jahren beschloss die Wienerin ihr damals ungewöhnliches Konzept umzusetzen: ein Beautytempel exklusiv für Männer. „Mein Ehemann hat gesagt, dass das nie funktioniert“, sagt Corradi. Er behielt zum Glück nicht Recht. Die ersten Jahre musste sie um jeden Kunden kämpfen, heute reist man extra aus Tirol an. Gesichtsbehandlungen, Fußpflege und Maniküre sind gefragt. Noch populärer ist die dauerhafte Haarentfernung, am liebsten in der Intimzone. Denn auch an den Männern ist der Trend zur glatten Haut nicht spurlos vorbeigegangen.

Was vor zwei Jahrzehnten ein Nischenmarkt war, ist heute ein Millionengeschäft. Ins Rollen kam der Hype um die Körperpflege vor zwölf Jahren – als der Metrosexuelle auf der Bildfläche erschien. Er war heterosexuell, eitel und betrieb genau aus diesem Grund Körperpflege. Später folgte der Spornosexuelle, der wie eine Mischung aus Pornodarsteller und Sportler aussehen wollte. Und nicht zu vergessen der Retrosexuelle, der sich zwar die Haare nicht färben wollte, aber den Bart täglich mit Öl pflegte. Geblieben ist allen eines: die Lust an Gesichts- und Körperpflege.

Falten dürfen bleiben

Heute ist der Gang zum Beauty-Profi so normal wie der Besuch beim Friseur. Der Wiener Kosmetiksalon Topsi hat vor Kurzem eine eigens für Männer designte Kabine eröffnet. Der Raum ist in Schwarz gehalten, das Bett größer und breiter. „Aufgrund der steigenden Nachfrage war es naheliegend, den Männern ein maskulines Wohlfühl-Umfeld zu bieten“, so Inhaberin Maria Dinstl. Die Wünsche unterscheiden sich deutlich von jenen der Frauen. „Kein Mann kommt zu mir und sagt ’Ich möchte meine Falten weg haben’“, sagt Claudia Corradi. Es gehe bei ihr hauptsächlich um die Entfernung von Unreinheiten und das Faconnieren der Augenbrauen. Sehr viele würden sich anschließend noch Tipps für die Hautpflege Zuhause wünschen.

Was Männer im Kosmetikstudio machen lassen
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An der Auswahl passender Produkte mangelt es jedenfalls nicht. Beauty-Firmen entdecken den pflegebewussten Mann immer mehr als Zielgruppe. „Vor 15 Jahren galt derjenige als männlich, der nach Zigaretten roch“, sagt Istvan Laszloffy, Gründer der Männerkosmetik-Marke SA.AL&Co. „Heute ist es wichtig gut auszusehen. Im Beruf ist es bei vielen ein Muss.“ Die Industrie lässt sich allerhand einfallen, um ihre Tiegel und Tuben männlich wirken zu lassen. Bei der Firma LAB Series wird mit Meteoritenextrakt als Inhaltsstoff geworben, Clarins hat soeben die Selbstbräuner-Tropfen, die bei den Frauen ein Bestseller sind, mit einer cooleren Verpackung für den Mann auf den Markt gebracht. Nur eines dürfen diese Produkte nicht, wie Laszloffy weiß: „Männer wollen nichts, das von ihnen abverlangt, zehn Minuten länger im Badezimmer verbringen zu müssen.“

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