Kinder entlarven Doppelmoral der Modeindustrie

Kinder entlarven Doppelmoral der Modeindustrie
Würden Sie ein zehnjähriges Kind 16 Stunden pro Tag in einer Fabrik arbeiten lassen?

Ein T-Shirt für drei Euro, die Hose gibt es für neun Euro und die Schuhe kosten gerade einmal knapp 20 Euro - beim Anblick solcher Schnäppchenpreise können die meisten nicht widerstehen. Der Preis ist heiß, doch über die Produktionsbedingungen solcher Billigmode ist wenig bekannt. Fakt ist jedoch: Viele dieser Stücke werden in Entwicklungsländern von Kindern hergestellt. Was in Europa nicht einmal einem Erwachsenen zugemutet wird, ist in Textilfabriken in Bangladesch bereits für Zehnjährige Alltag. Sechzehnstündige Arbeitstage unter widrigsten Bedingungen sind hier keine Ausnahme, von einem angemessenen "Gehalt" kaum zu schweigen.

"Du bist noch zu jung, da krieg ich Ärger"

Werden Kunden mit den Bildern dieser Kinder konfrontiert, ist die Betroffenheit groß. Doch wie reagieren Unternehmen in Europa, wenn Kinder bei ihnen arbeiten wollen? Im Vorfeld der Fashion Revolution Week, die vom 18. bis 24. April 2016 weltweit stattfindet, wurden fünf Kinder mit versteckter Kamera bei der "Jobsuche" begleitet. Ein Video zeigt, wie die Zehn- bis Zwölfjährigen persönlich bei Modeketten oder telefonisch in deren Büros nachfragen, ob man ihnen eine Stelle geben würde.

Wenig überraschend gab es von jedem Unternehmen eine Absage mit Begründungen wie "du musst erst noch ein wenig größer und älter werden" oder "du bist noch zu jung, da krieg ich Ärger". Von wem die Kleidung auf den Stangen hinter ihnen hergestellt wurde? Darüber macht sich wohl kaum jemand Gedanken.

#whomademyclothes

Nach Schätzungen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) arbeiten mehr als 170 Millionen Kinder und Jugendliche unter unzumutbaren Bedingungen für die Industrie. Darunter viele in Textilfabriken, die auch für deutsche Händler produzieren. "Mit unserem ‚Child Labour Experiment‘ möchten wir einen Wandel in den Köpfen der Verbraucher herbeiführen und zeigen, dass sie einen großen Anteil daran haben, Kinderarbeit zu bekämpfen", so Annett Borg, Koordinatorin des Fashion Revolution Day in Deutschland. "Transparenz ist ein erster Schritt, die Textilindustrie zu verändern. Wir sollten beim Kauf daher stets hinterfragen: Who made my clothes?"

In den sozialen Netzwerken kann man ein Zeichen gegen Kinderarbeit setzen und das Video der Aktion unter dem Hashtag #whomademyclothes teilen.

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