Ungarn nimmt Abschied von Otto Habsburg

Ungarn nimmt Abschied von Otto Habsburg
In Wien säumten am Samstag Vertreter des Adels, Politiker aus Österreich und Europa sowie Tausende Trauergäste den letzten Weg Otto Habsburgs.

Letzter Akt der Begräbnisfeierlichkeiten für Otto Habsburg: In der Budapester Stephansbasilika wird am Sonntag um 15.00 Uhr ein Requiem zu Ehren des ältesten Sohns des letzten österreichischen Kaisers und ungarischen Königs, durch den Esztergomer Erzbischof Kardinal Laszlo Paskai zelebriert. Laut dem Budapester Sekretariat Habsburg wurden der ungarische Staatschef Pal Schmitt, Premier Viktor Orban sowie weitere Mitglieder der Regierung und das Diplomatische Corps eingeladen.

In der Stephansbasilika wird auch die Herzurne des Verstorbenen aufgebahrt. Deren Beisetzung erfolgt am Sonntagabend im Rahmen einer ökumenischen Vesper in der Unterkirche der Basilika der ungarischen Benediktinerabtei Pannonhalma im engsten Familienkreis.

Als am Samstagnachmittag der letzte Kaisersohn Otto Habsburg und seine Gattin Regina in Wien beigesetzt wurden, lag ein letzter Hauch von Habsburger-Monarchie in der Luft. Rund 2000 Trauergäste, darunter europäischer Hochadel, Politiker der Republik Österreich und Europas sowie mehr als 100 Bischöfe aus zahlreichen Ländern der früheren Donaumonarchie, nahmen am Nachmittag am Requiem im Stephansdom teil. Der Erzbischof von Wien, Kardinal Christoph Schönborn, leitete die feierliche Totenmesse. Die katholische Kirche ehrte Otto Habsburg in besonderem Maß: Das Herrscherhaus Habsburg galt über Jahrhunderte als Stütze des katholischen Glaubens.

Papst-Botschaft

Ungarn nimmt Abschied von Otto Habsburg

Der Apostolische Nuntius Peter Stephan Zurbriggen verlas zu Beginn des Requiems ein Beileidsschreiben von Papst Benedikt XVI., in dem dieser Otto Habsburg als "großen Europäer" würdigte.
Ein besonderer persönlicher Bezug zum verstorbenen letzten Kaisersohn: Eine Reliquie seines im Jahr 2004 von Papst Johannes Paul II. selig gesprochenen Vaters Karl stand neben dem Hauptaltar. Und Kardinal Schönborn trug ein barockes Messgewand, das vor 275 Jahren für das Begräbnis von Prinz Eugen von Savoyen angefertigt worden war. Der Totenmesse assistierte auch Pater Paolo Habsburg, der derzeit einzige Priester aus der Habsburger Familie.

Der Hochadel war vertreten durch das Königspaar Carl Gustav von Schweden mit Gattin Silvia, aus Belgien Prinzessin Astrid und Prinzessin Paola, aus England Prinz und Prinzessin Michael von Kent, aus Spanien Infantin Cristina, aus Bulgarien Ex-Zar Simeon II., aus Rumänien Ex-König Michael, aus Äthiopien Prinz Asfa-Wossen Asserate, aus
Jordanien Kronprinz Hassan.

Hoher Besuch

Neben dem schwedischen König waren auch die Staatsoberhäupter von Liechtenstein, Luxemburg und Georgien vertreten. Auch das republikanische Europa nahm Abschied von Otto Habsburg - vor allem in seiner Funktion als Europa-Parlamentarier ab 1979 und wegen seines Einsatzes für ein gemeinsames Europa. Von der europäischen Politik erwiesen der polnische Europa-Parlamentspräsident Jerzy Buzek und der tschechische Außenminister Karel Schwarzenberg die letzte Ehre.

Die Republik Österreich war vertreten durch Bundespräsident Heinz Fischer, Bundeskanzler Werner Faymann, Vizekanzler Michael Spindelegger, Verteidigungsminister Norbert Darabos, Finanzministerin Maria Fekter und die Landeshauptleute von Wien (Michael Häupl), Niederösterreich (Erwin Pröll) und Vorarlberg (Herbert Sausgruber). Nach dem Requiem verließ der Sarg Otto Habsburgs unter dem Glockengeläut der Pummerin und großem Applaus der Außenstehenden den Stephansdom. Der anschließende Trauerkondukt von 3500 Personen wurde angeführt von der Garde des Bundesheeres, Ehrenkompanie und Gardemusik, gefolgt von Fahnenabordnungen, Studentenverbindungen, Traditionsverbänden und Tiroler Schützen.

Anklopf-Zeremonie

Rund 10.000 Menschen hatten sich entlang der Route des Trauerzuges durch die Wiener Innenstadt eingefunden - über den Graben, Kohlmarkt, Heldenplatz, durch das Heldentor auf den Ring, vorbei an der Staatsoper zum Neuen Markt. Für die Menschen am Straßenrand überwog der Eindruck, Zeugen eines letzten Akts der Habsburgermonarchie zu sein. Vor der Kapuzinerkirche fand am frühen Abend die traditionelle Anklopf-Zeremonie am Eingangstor zur Kaisergruft statt. Die Zeremonie hatte zuletzt für Ottos Mutter, Ex-Kaiserin Zita, am 1. April 1989 stattgefunden. Anders als damals herrschte bei der Trauerfeier für Otto Habsburg prächtiges Sommerwetter. Zeremonienmeister war der langjährige Vertraute von Otto Habsburg, Walter Lipp. Der Sarg von Ottos Gattin Regina, die 2010 verstorben war, blieb bis zum Ende des Trauerkondukts in der Kapuzinerkirche. Erst in der Kaisergruft fanden ihre Särge wieder zusammen. Die Beisetzung in der Kaisergruft fand dann im engsten Familienkreis statt.

Für die Paneuropa-Bewegung, deren Ehrenpräsident Otto Habsburg über viele Jahre war, war die Trauerfeier ein "Familienbegräbnis mit militärischen Ehren". Andere sprachen von einem "Fast-Staatsbegräbnis". Die prominente Teilnahme hoher Vertreter der Republik Österreich war im Vorfeld teils heftig kritisiert worden. Die Frage, ob der Trauerkondukt in Wien im Sinne des Verstorbenen war, beantwortete seine engste Beraterin Eva Demmerle gegenüber dem KURIER mit einem klaren Ja: "Die Beisetzung verlief ganz in seinem Sinne. Ja, Otto von Habsburg hätte sich wahnsinnig gefreut, dass alles so ablief."

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