Stürgkhs starke Stücke

Desirée Treichl-Stürgkh beim Interview im Semperdepot
Die H.O.M.E.-Herausgeberin im KURIER-Interview über Wohntrends, Opernball und Lernhilfe.

Da hat Design-Großmeister Karl Lagerfeld (84) mit seiner "Ich glaub’ ich steh’ im Wald"-Chanel-Show (er inszenierte im Pariser Grand Palais einen Herbstwald) voll den Zeitgeist getroffen – denn nicht nur in der Mode, sondern auch bei den Möbeln sind heuer Erd- und Natur-Töne schwer angesagt, wie H.O.M.E.-Herausgeberin Desi Treichl-Stürgkh (von 15.-18. März steigt ihre Design- und Möbelmesse im Wiener Semperdepot) im KURIER-Interview verriet. Aber, nicht nur Natur pur soll es in dieser Saison bei Trendsettern so richtig wohnlich machen.

"Heuer ist alles in so Rosatönen. Das war der große internationale Farbtrend. Aber zu sehen waren auch kräftige Farben, wie Grün, Blau, Orange oder auch Gelb. Also ein bisschen so die 1970er Jahre wieder aufleben lassen. Aber bei den Möbeln ist es ja sowieso ein bissl wie in der Mode – es gibt so vieles."

KURIER: Was ist eigentlich mit dem Vintage-Trend? Ist der auch noch immer aktuell?

Ja immer wieder. Wir sitzen hier auf einer Kollektion von einem spanischen Designer, der sich Anleihen genommen hat zum Beispiel an Hoffmann. Ganz viele große Firmen greifen wieder zurück auf ihre Archive – besonders die Italiener und die Franzosen. Auch die Skandinavier, aber die haben das immer schon gemacht. Das ist immer ganz nett, wenn die eine Ikone hochleben lassen, aber in verschiedenen neuen Ausführungen. Die Materialien ändern sich, aber die Form bleibt dieselbe. Das ist weiterhin ein großer Trend, was ich schön finde, weil er ein bisschen die Tradition von dem jeweiligen Land widerspiegelt. Man muss nicht alles neu erfinden. Man kann Dinge, die schön sind einfach nur umstylen.

KURIER: Ganz so verspielt in den Designs ist es ja auch nicht mehr, oder?

Nein, es ist nicht mehr so verspielt. Wenn, dann sind es die Materialien. Seit ein paar Jahren hat sich Marmor zum Beispiel eingeschlichen. Wenn wir an Marmor denken, dann denken wir an kühle Böden, teuer, an vielleicht so 5/6-Stern-Hotels.. Aber der Marmor kommt in einer völlig anderen Form daher – als Tischoberfläche, als Griff, manchmal nur ganz ein bissel auf der Seite als Tischfuß. Das ist sehr schön. Auch Keramik ist ein großer Trend, der kommen wird. Man sieht schon jetzt Keramik-Lampenschirme, Keramik-Fassaden. Also das ist auch ein Material, dass uns auch an die Kindheit erinnert und es ist nachhaltig.

KURIER: Sie haben mir im letzten Interview viel über geplante Projekte, wie zum Beispiel eine Fernsehsendung, ein Buch und karitative Arbeit für die Lerntafel, erzählt. Was konnten Sie davon verwirklichen?

Das Fernseh-Projekt ist leider wegen der Produktionsfirma gestorben. Das kugelt irgendwo herum. Es war so ein Projekt für mich, das kam zu einer Zeit, wo ich ein bissel Veränderung brauchte. Das war eben die Geschichte gleich nach dem Ball und das hat mich irrsinnig beschäftigt, fast ein wenig zu viel. Davon habe ich mir irrsinnig viel erwartet und dann ist halt nix daraus geworden. Das ist im Leben oft so. Aber, ich hab einiges gelernt: Ich soll nicht so viel herumfuchteln, wenn ich rede. (lacht) Die authentische Desi wurde ein bissel gebremst und jetzt ist sie wieder da. Auch mehrere Bücher sind in der Pipeline. Aber das, was mich am meisten gefordert hat oder wo ich so richtig eingetaucht bin, das der Verlag. Ich hab wirklich begonnen, Geschichten selber zu machen. Ich bin zurück, ich kenn mich aus, ich bin auf jeder Messe. Und ich hab gar nicht gewusst, wie viele Messen es eigentlich gibt und wie viel man unterwegs ist. Wir haben auch ein Büro in Berlin, da bin ich öfter oder auch in Mailand. Dann ist hier die Messe und dann geht’s gleich nach Mailand, aber nicht nur für vier Tage, sondern gleich für 10 Tage. Weil ich einfach gemerkt hab, dass es soviel zu tun und zu sehen gab und das macht mir einfach Spaß. Also dieses Projekt HOME in eine Richtung geführt zu haben oder Teil davon sein zu dürfen, dass es wirklich erfolgreich ist. Und die Lerntafel ist auch ein wirklich großes Projekt. Da sind wir jede Woche dran etwas aufzustellen und mit dem schlafe ich oft ein, weil ich mir denke, es ist so ein wichtiges Projekt mit den Kindern. Ich verstehe noch immer nicht, dass es da überhaupt keine Fördergelder vom Bund und von der Stadt dafür gibt. Also, das ist etwas, dass mich sehr verwundert.

Stürgkhs starke Stücke
Desiree Treichl-Stürgkh

KURIER: Sie wollten sich ja auch zur Lernhelferin ausbilden lassen. Haben Sie das gemacht?

Ja, das habe ich auch gemacht, aber ich habe leider wenig Zeit dafür. Also wenn es irgendwo mal brennen sollte, kann ich schon einspringen. Auch, wenn ich einmal darüber gefragt werde, dass ich auch einfach Bescheid weiß, wie so etwas funktioniert. Ich wollte einfach auch direkt sehen, wie die Kinder davon profitieren. Wenn die Kleinen mit dicker, fetter Schultasche in ein Zentrum kommen und glücklich sind, dass sie jetzt lernen dürfen. Ich weiß nur bei meinen, wenn ich sage: So und jetzt geht’s zur Nachhilfe, dann ist das Gesicht unten. Und diese Kinder nehmen das so schön an, weil das einfach eine so nette Institution ist, die viel bringt. Die Kinder werden aufgefangen und bekommen wahnsinnig gute Bildung dadurch. Das ist eine schöne Sache. Es ist für alle gut. Es ist für die Lehrkräfte gut und es ist für die Kinder gut.

KURIER: Apropos Kinder, Ihre eigenen sind ja jetzt schon alle außer Haus, oder?

Ja, fast, der Mittlere maturiert gerade. Also, der ist jetzt quasi im Endspurt. Der Älteste wird jetzt irgendwann anfangen zum Studieren, der hat zuerst das Militär gemacht, jetzt hat er einen Monat für das Olympische Komitee gearbeitet. Er war auch in Pyeongchang und hat erste Erfahrung gesammelt. Jetzt schnuppert er gerade in die Finanz hinein, macht da ein Praktikum. Und ab Herbst geht’s für ihn los. Er wusste auch noch nicht genau in welche Richtung. Der Kleine ist jetzt für ein Schnupperjahr in Frankreich – ja, irgendwie wird’s so still zuhause. Das Traurige ist, dass es jetzt schon so weit ist. Natürlich wusste ich, irgendwann kommt der Moment, da sind sie alle weg. So ist halt das Leben, es gehört auch so. Mir ist ja nicht langweilig. Ich sitze ja nicht zuhause und warte bis irgendjemand kommt und sagt: Mama, was gibt’s zum Essen? (lacht)

KURIER: Hand aufs Herz, träumen Sie noch manchmal vom Opernball?

Heuer habe ich ihn mir zum ersten Mal mit Freunden im Fernsehen angeschaut. Letztes Jahr war's schon noch so. Da war das viel näher und die Leute haben mich alle gefragt, weil doch einiges anders war, als ich es gemacht habe. Ich denke mir, sie ( Anmerk. d. Red.: Maria Großbauer) macht es gut, es geht in eine gute Richtung. Nein,ich träume nicht mehr vom Opernball. Ich denke, ich hab' das neun Jahre gemacht und die sind abgeschlossen, das hat sich auch bei mir jetzt so richtig gesetzt. Also ich trauere nichts hinterher, außer ein paar Kollegen, aber die sehe ich regelmäßig. Das sind ja wirklich Freunde geworden.

Kommentare