Stefan Raab: Der letzte große Entertainer
Nicht viele hätten Ende der Neunziger darauf gewettet, dass der kauzige Viva-Moderator mit dem übertriebenen Zahnpasta-Lächeln und den nicht gerade flüssigen Moderationen zum Zampano des Unterhaltungsfernsehens avancieren wird.
Jus-Student und Lehrling
Der Sohn eines Fleischhauers mit eigenem Betrieb traut sich offenbar alles zu. Und fast alles was er in die Hand nimmt, wird auch zu Gold. Groß geworden ist Raab in der Medienstadt Köln. Was er einmal beruflich machen will, weiß er in Jugendjahren wohl selbst noch nicht genau. Nach der Matura 1986 studiert er erst einmal Jura - und macht dazu gleichzeitig eine Lehre als Fleischhauer im elterlichen Betrieb. Stefan Raab scheint damals schon das Allround-Talent zu sein, das er in "Schlag den Raab" ständig unter Beweis stellt.
Der nicht sonderlich attraktive Raab macht sich mit seiner Frechheit in der Show "Vivasion" einen Namen. Fünf Jahre moderiert er die Sendung, dazwischen produziert er Songs wie den Jürgen Drews Remix "Ein Bett im Kornfeld" oder das Song Constes-Lied "Guildo hat euch lieb".
"Zuviel auf die Kacke gehauen"
"Ich nehme die Gäste nicht mehr so hart ran, wie ich es früher getan habe"
so Raab zum Spiegel. Nach seiner Karriere bei VIVA als Sprücheklopfer auf Kosten anderer, gründet er 1998 seine Firma Raab TV - eine Tochter von der riesigen TV-Produktionsfirma Brainpool. Spätestens danach hatte der Tausendsassa vermutlich finanziell ausgesorgt.
Der Dauerbrenner
Er arbeitet im Akkord, liefert regelmäßig große Shows wie die Wok-WM, das TV Total Turmspringen oder Stockcar-Rennen, Sendungen zur Song Contest Vorentscheidung, Poker-Abende und "Schlag den Raab". Letztere zeigt, was Stefan Raab ausmacht, warum er so erfolgreich ist. Es ist der Wettbewerb, die Freude, mit jemand anderem in den Wettkampf zu treten, die ihn anspornt wie sonst vermutlich nur wenig. Er will gewinnen, um jeden Preis. Raab ist ein Ehrgeizler par excellence.
"Ich bin immer ein Freund des Wettbewerbs. Es macht doppelt so viel Spaß, bei irgendetwas mitzumachen, wo man sehen kann, ich war besser als Person X oder Y"
sagte er einmal zur FAZ. Im Schnitt gewinnt er zwei von drei "Schlag den Raab"-Sendungen. Beachtlich, wenn man bedenkt, dass die Zweier-Wettkämpfe in allen möglichen Sparten stattfinden - von Geschicklichkeitstests bis ihn zu Gedächtnisübungen.
Privat bleibt privat
Mehr als 100 Millionen Euro soll der Kölner schwer sein. Der Spiegel vermutet, er habe mittlerweile einen dreistelligen Millionenbetrag verdient. Wie RP-Online schreibt, sollen schon 2006 monatlich 500.000 Euro auf Raabs Konto gegangen sein.
Gewohnt wird in dem Villen-Viertel Hahnwald bei Köln. Hier haben sich auch Hans Mahr mit Katja Burkard, Hans Meiser oder Fußballtrainer Christoph Daum niedergelassen. Ein Sicherheitsdienst bewacht das exklusive Wohngebiet.
"Im Privaten bin eigentlich eher schüchtern",
erklärt Raab dem Spiegel 1998 in einem seiner seltenen, offenen Interviews. Können wir irgendwie nicht glauben, wenn wir uns seine Shows ansehen. Am Samstag gibt es eine neue Runde von "Schlag den Raab", nächste Woche ist dann wieder Turmspringen angesagt. Und einer wird wieder um jeden Preis gewinnen wollen.
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