Schauspieler Christoph Waltz: "Ich bin auf Drama aus!"

Christoph Waltz
Hollywood-Star Christoph Waltz über seine Oscars, Bösewichte und Donald Trump.

Er spielt wieder mal einen. Christoph Waltz (59), zweifacher Oscar- und Golden-Globe-Preisträger, gilt als Spezialist für böse Rollen. Er selbst sieht das zwar nicht so, aber nach zwei Tarantino-, einem Bond- und mehreren anderen Bösewichten muss er den "Titel" wohl milde lächelnd über sich ergehen lassen.

In "Legend of Tarzan" (derzeit in den heimischen Kinos) spielt er den gemeinen Leon Rom, der den Dschungelhelden für einen Haufen Rohdiamanten an einen kongolesischen Stammesfürsten ausliefern will. Nicht die feine englische Art. Aber die feine österreichische, dass er sich auf seine goldenen Auszeichnungen nichts einbildet.

Kurier: Sie haben zwei Globes und zwei Oscars. Wie haben diese Preise Ihre Karriere verändert, oder sollten wir sagen, verbessert?

Christoph Waltz: Dafür habe ich keine simple Antwort, denn wenn du Kopfweh hast und ein Aspirin nimmst und das Kopfweh verschwindet, wo ist der Beweis, dass es das Aspirin war? Dein Kopfweh hätte auch ohnehin verschwinden können. Wer weiß also, ob’s die Oscars waren. Ich denke, es war ein riesengroßes Fass Glück, in das ich da irgendwie hineingeworfen wurde. Und ich bin mir auch nicht sicher, ob das so viel mit mir zu tun hat. Tarantino hat mich da hinausgetreten oder hinein, und was daraus wurde, ist ein Glücksfall.

Sind Sie nun der Spezialist für Bösewichte? Oder sehnen Sie sich nach einer "guten" Rolle?

Was ist das Problem mit Bösewichten? Ich treffe diese Wahl nicht, die moralistische, meine ich. Ich würde nie sagen, ich spiele diese Rolle nicht, weil der ist so ein Böser. Ich mag das B-Wort ja auch nicht, denn jemanden als solchen zu bezeichnen, beendet jede Diskussion über den Charakter. Was Sie Bösewicht nennen, ist in Wirklichkeit der Antagonist, der das Drama antreibt. Er hat die aktivere Rolle als der Protagonist, denn er fördert die Heldenhaftigkeit des Protagonisten. Er stellt die Hindernisse und kreiert die Probleme, die der Protagonist bewältigen muss. Und das ist eine interessante Funktion. Wenn Sie mich also fragen, worauf ich aus bin, dann sage ich Drama.

Wie erklären Sie als Europäer, der in den USA arbeitet und lebt, Donald Trumps politischen Aufstieg?

Ich kann es nicht erklären, es ist atemberaubend. Populismus und Demagogie auf dieser Ebene, mit Angstmache und andere zu Feinden zu erklären oder Feinde zu kreieren, um eine sehr gewisse Gruppe der Bevölkerung hinter sich zu vereinen in der Hoffnung, eine Bewegung zu bilden, die dann den Rest überholt … In Europa wissen wir, worüber wir sprechen, da haben wir historische Beispiele und deshalb wohl eine etwas andere Perspektive.

Zwischen allem, was derzeit auf der Welt passiert, von Terror bis Klimawandel, können Sie noch einen Funken Optimismus aufbringen?

Die Tatsache, dass ich mich wahnsinnig fürchte, bringt uns nicht weiter, und ich kann nur meinen kleinen Teil tun, wo ich halt dazu in der Lage bin. Aber, bin ich optimistisch? Nicht einmal annähernd.

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