Pia Baresch: " Von Grund auf positiv "

Pia Baresch: " Von Grund auf positiv "
Frühstück mit Pia Baresch. In der Serie Bergdoktor spielt die 37-Jährige eine Ärztin, in ihrer Freizeit am liebsten Klavier, um zu singen. Eine lächelnde Perfektionistin.

Lässig an die grün gestrichene Wohnungstür gelehnt, gewährt sie dem zu frühen Besuch sofort Einlass und ein unglaublich einnehmendes Lächeln. Es wird eines von vielen sein.
In der Küche ihrer Wiener Dachgeschoßwohnung stellt sie zuerst dem Besuch die Frage nach Kaffee. Die nach dem Frühstück stellt sich für das Gegenüber nicht, denn die 37-Jährige hat bereits Gebäck, Marmelade und Obst auf einem Tablett angerichtet. Daneben: Babyfläschchen, die Sohn Leo (3) gehören, der nicht zu Hause ist, ebenso wie ihr Mann, Musical-Darsteller Peter Lesiak (31), der in München probt. Jetzt geht es um sie und für sie um die Hightech-Kaffeemaschine.

"Ich habe einige Qualitäten, aber Technik gehört nicht dazu", sagt sie und beweist schneller als erwartet das Gegenteil. Mit Tablett und zwei Cappuccinos in der Hand geht es auf die gegenüberliegende Terrasse und um die Frage, wo sie gerne ihre freie Zeit verbringt, wenn sie nicht - wie ab sofort wieder - als Dr. Lena Imhoff in der ORF-ZDF-Serie "Bergdoktor" vor der Kamera steht. "Mich zieht es nicht nach Asien, Afrika oder Nordamerika - wo es mich immer hinzieht, ist Südamerika. Mein Vater ist Kolumbianer." Kennengelernt haben sich ihre Eltern indes in Wien, wo Pia Baresch zur Welt kam, ehe es "mit Unterbrechungen" fünf Jahre nach Kolumbien ging. Erinnerungen an damals?

Spartanisch

Pia Baresch: " Von Grund auf positiv "

"Natürlich! An Pferde, die Rinder-Farm meines Großvaters, den Strand, die Stadt Bogotá, in der es mittlerweile so etwas wie eine U-Bahn gibt, anstatt drei Stunden im Stau zu stehen", sagt sie, ehe ihrem charmanten Lächeln ein herzliches Lachen folgt, als erinnere sie sich - auch da ihr Blick kurz abschweift, ihre strahlend blauen Augen nicht sichtbar sind - bildhaft an früher. Jene Zeit, da sie und ihr drei Jahre jüngerer Bruder Enrique "spartanisch, aber schön am Land lebten. Bei jedem Familienfest wurde getanzt. Mindestens 50 Prozent sind Elvis, das ist der Geschmack meiner Mutter, die anderen 50 sind Salsa, das ist mein Vater. Das ist heute noch so." Was noch?

"Ich wollte immer Sängerin werden. Mit Musik und Texten Menschen zu berühren, das war und ist mein Traum." Den versuchte sie sich bereits in der Schule mit eigener Band, Gesangsunterricht und der Musical-Ausbildung in Wien zu erfüllen. Doch es kam anders.

Weil Baresch erkannte, dass "Musical für mich weniger Chancen bietet, mich ausprobieren zu können", sie sich nicht vorstellen konnte, 300 Vorstellungen en suite zu spielen.
Weil "ich einen Beruf wollte, in dem ich mit Menschen immer wieder vor neue Situationen gestellt werde, anders kreativ sein muss, gefordert werde" und weil eines Tages ihr Telefon klingelte.

Klassisch

Pia Baresch: " Von Grund auf positiv "

"Ich war 20 und gerade am Neufelder See mit meiner Mutter baden. Die Agentur, bei der ich seit Kurzem für Mode und Werbung war, rief an und sagte, dass Wolfgang Murnberger ein Casting für einen Kinofilm macht. Gerade, dass ich nicht gefragt habe, was ein Casting überhaupt ist, bin ich ungeschminkt, mit Bikini unter dem T-Shirt und Jeans nach Wien."

Beinah so gekleidet, sitzt sie jetzt da, schmunzelt über sich selbst und nimmt den ersten Schluck Kaffee. Die Rolle in dem prämierten Film "Ich gelobe" bekam sie. Durch ein anderes Vorsprechen gleichsam ihren Mann. "Wir haben uns ganz klassisch bei der Arbeit kennengelernt. Das war 2004 in Klagenfurt bei 'Figaros Hochzeit'. Die Arien wurden verjazzt, mit Mikrofon gesungen - das war großartig!" Siebzehn Jahre nach ihrer Rolle in "Ich gelobe" und der anschließenden Schauspielausbildung am Konservatorium der Stadt Wien weiß die Schauspielerin, was ein Casting ist und in ihrem Beruf verlangt wird. Dass sie es ist, die sich dabei am meisten abverlangt, machen Sätze wie "Ausbildung ist wichtig, besonders, wenn man am Theater arbeiten will, aber sie ist nicht alles. Die Praxis ist das Um und Auf, gepaart mit einer Portion Selbstvertrauen, Mut und Flexibilität, vor allem, wenn es beim Drehen schnell gehen muss."

Pia Baresch: " Von Grund auf positiv "

Egal, ob die bildhübsche Brünette auf Theater-Bühnen in Berlin, wo sie einige Jahre lebte oder in Wien, wo sie im Herbst wieder am "Theater der Jugend" als "Schneekönigin" zu sehen sein wird, spricht. Und egal, ob es um frühere Rollen wie der der Hauptkommissarin Elisabeth Wiedner in der ORF-ZDF-Serie "Soko Donau" oder der jetzigen als Kinderärztin im "Bergdoktor" geht: Baresch nimmt ihren Beruf und die Anforderungen, die er mit sich bringt, ernst.

Zu ernst vielleicht und zu streng mit sich selbst, wie es trotz ihrer positiven Ausstrahlung und kraft ihrer eindrücklichen Erzählungen den Eindruck macht? "Ich bin von Grund auf positiv und entsetzlich streng mit mir! Ich bin eine unglaubliche Perfektionistin, ein wahnsinnig ungeduldiger Mensch, was mich selbst betrifft. Es ist gut, an sich zu arbeiten, aber es kann auch hemmen, wenn man sich dauernd unter Druck setzt."

Kritisch

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Den Druck nimmt ihr mitunter ihr Mann, wenn sie, wie durchschnittlich acht Millionen Deutsche und 800.000 Österreicher eine "Bergdoktor"-Folge ansehen. "Mein Mann ist mein größter Kritiker. Er kann mir am besten sagen, ob er mir abgenommen hat, was ich gespielt habe. Und ich sehe es als Arbeitsprojekt, weil ich immer wieder etwas dabei von mir lerne."

Lernen will die 37-Jährige noch viel. Fließend Fremdsprachen wie Französisch sprechen zum Beispiel oder ihr Golfhandicap verbessern. "Ich würde demnächst gerne unter 20 kommen, aber ich habe zu wenig Zeit, um Turniere zu spielen." Die Zeit, die die Schauspielerin nur für sich hat, verbringt sie am liebsten mit Singen am Klavier.

Pia Baresch: " Von Grund auf positiv "

"Eine Leidenschaft von mir ist es, aus einem Song, den jeder kennt, etwas Neues zu machen, ihn neu zu gestalten. Da übe ich nur für mich, da rennt die Zeit davon und plötzlich ist es vier Uhr, und ich denke mir: 'Jössas, ich muss Leo abholen'." Noch bliebe Zeit, um eine Kostprobe von der Sängerin Pia Baresch zu hören, doch sie winkt ab. "Das, was ich gerade übe, ist noch nicht für Publikum bestimmt", so die Perfektionistin - weniger aus Koketterie denn aus Bescheidenheit, wie sie mittels Gesten zu verstehen gibt.

Ebenso bescheiden ist die Schauspielerin, wenn man sie auf ihre Attraktivität anspricht: "Wie ich aussehe, dafür kann ich nichts. Ich habe einfach Glück gehabt", sagt sie und wirkt dabei richtiggehend schüchtern.

Glück wünscht man der Wienerin mit den kolumbianischen Wurzeln für "böse Rollen, die viel mehr Spaß machen, mir aber selten angeboten werden" und für ihre Passion. "Irgendwann, das weiß ich, werde ich mich wieder viel mehr der Musik widmen, wieder eine eigene CD herausbringen."

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