"Opferrolle war Gift": Die Lugner-Ehe in der Analyse

"Opferrolle war Gift": Die Lugner-Ehe in der Analyse
Cathy und Richard Lugner haben beide eine Reihe von Liebestötern eingesetzt, erklärt Paarcoach Dominik Borde.

Der österreichische Beziehungsexperte und Paarcoach Domink Borde hat für den KURIER die Beziehungsfehler von Cathy und Richard Lugner analysiert. "Anscheinend hatten beide im jeweils anderen etwas gesucht. Aber Bedürftigkeit macht weder sexy noch glücklich". Es gäbe außerdem drei Ereignisse, die ein Trennungsturbo bei den Lugners waren, erklärt Borde.

KURIER: Wie vorhersehbar war die Trennung von Cathy und Richard Lugner für Sie?

Dominik Borde: Nach Wochen des Schlagabtauschs ist es jetzt offiziell. Wirklich überraschend war die Trennung aber nicht. Spätestens bei der Teilnahme von Cathy Lugner beim Promi-Big-Brother war klar, dass es zwischen dem Paar Differenzen gibt. Cathy wollte Spaß, hat mehrfach betont, dass sie wegen Richard auf so vieles verzichtet hat, wollte sich aber auch endgültig aus dem Schatten ihres Mannes befreien. Richard Lugner konnte hier keine Perspektive bieten, die für sie attraktiv wäre.

Welche Verhaltensweisen ließen die Ehe so schnell scheitern?

In einem Punkt sind die beiden sicher ähnlich. Beide haben einen ausgeprägten Geltungsdrang, lieben es, auf dem Society-Parkett zu wandeln. Richard Lugner liebte zudem die Frauen, woraus er auch nach der Hochzeit mit Cathy kein Geheimnis machte. Cathy war immer sein Beiwagerl, fast niemand nahm sie als eigenständige Persönlichkeit war. Keine einfache Situation.

Aber es gibt drei Ereignisse, die sicher ein Trennungsturbo waren: Cathys Einzug ins Big-Brother-Haus, die öffentlichen Gehässigkeiten und zu guter Letzt – so traurig es ist – die Prostata-Erkrankung von Richard. Auch dass Richard Lugner um die Beziehung nicht kämpfte und auch ein Paarcoaching ablehnte, das kreidete ihm Cathy an. Sie hätte sich mehr Engagement für sich selbst erwartet, doch das kam nicht.

"Opferrolle war Gift": Die Lugner-Ehe in der Analyse

Spielt der Altersunterschied in einer Beziehung in diesem Fall und generell heute noch eine Rolle?

Ein Altersunterschied von fast 60 Jahren ist natürlich eine Herausforderung – das wäre er für jede Beziehung. Dennoch ist meine Erfahrung als Beziehungscoach, dass der Altersunterschied meist nur das Tüpfelchen ist, die Ausrede, warum eine Beziehung nicht klappt. Viele Dinge, die Menschen an einander attraktiv finden, sind zeitlos, wie Humor, Lebenslust, Einstellungen und Werte. Oft können Paare auch von einander profitieren, wenn Erfahrung auf Unbekümmertheit trifft.

In diesem Fall aber wurde der Altersunterschied zur Belastung, weil mit den gesundheitlichen Problemen ganz klar die Wertevorstellungen der beiden auseinander getriftet sind. Cathy hat einen lebenslustigen Mann geheiratet und ist jetzt mit einem gesundheitlich angeschlagenen Richard konfrontiert. Richard auf der anderen Seite wollte eine junge hübsche Frau, braucht jetzt aber einen Fels in der Brandung.

Welche Beziehungstipps hätten Sie den beiden gegeben?

Es gibt eine Reihe von Liebestötern, die jede noch so hoffnungsvolle Liebe zerstören. Und Cathy und Richard Lugner haben sie allesamt eingesetzt. Während Richard Lugner durch Nicht-Reden, Nicht-Zuhören, Rechthaberei und Egoismus geglänzt hat, bevorzugte Cathy Lugner die psychologische Kriegsführung, in der sie sich in eine Opferrolle zurückzog. Für eine Beziehung ist das Gift.

Besser wäre gewesen, wenn sie sich schon bei den ersten Konflikten mit ihrer Beziehung auseinander gesetzt hätten. Und mit sich selbst und ihrem eigenen Selbstwert. Denn anscheinend hatten beide im jeweils anderen etwas gesucht. Aber Bedürftigkeit macht weder sexy noch glücklich.

Gibt es einen generellen Rat von Ihnen für Paare, die sich in einer Krise befinden?

Nicht warten, bis schon Ebbe am Beziehungskonto ist, sondern schon bei den ersten großen Konflikten aktiv werden. Denn jeder Streit, jede psychische Verletzung, ist ein Minus auf unserem Beziehungskonto. Wird dieses Minus nicht durch klärende Gespräche aufgelöst und durch genügend schöne Erlebnisse wieder aufgefüllt, dann leert sich unser Beziehungskonto langsam aber sicher bis keine Liebe mehr übrig ist. Wer alleine ansteht, aber an seiner Beziehung arbeiten möchte, dem rate ich professionelle Hilfe etwa bei einem Beziehungscoach einzuholen. Dort lernen Pärchen zum Beispiel, wie sie ihre Konflikte rascher bewältigen können.

"Opferrolle war Gift": Die Lugner-Ehe in der Analyse

Über Dominik Borde

Dominik Borde ist Beziehungscoach und Gründer des Unternehmens Sozialdynamik (Sitz in Wien). Neben seiner Tätigkeit als Trainer und Coach ist erutor von mehreren Fachbüchern zum Thema Beziehungsgestaltung, wie „Der Weg zu deiner Traumfrau“ und „Beziehungsstatus glücklich“. In seiner Arbeit verwendet Borde unter anderem die von ihm entwickelte „360° Methode“ und das Konzept der „Sozialdynamik“. Dominik Borde ist vierfacher Vater und lebt in einer Beziehung. www.sozialdynamik.at.

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