Österreichs letzte Rothschild ist gestorben

Österreichs letzte Rothschild ist gestorben
Bettina Looram im Alter von 88 Jahren gestorben.

Jahrzehnte lang hatte sie um die Rückgabe „arisierter“ Kunstschätze gekämpft, ehe es 1998 zu einer Einigung kam. Danach wurden Hunderte Bilder und Antiquitäten aus Österreichs ehemaligen Rothschild-Palais bei Christie’s um mehr als 70 Millionen € versteigert.

Kredite an Habsburger Bettina Looram geborene Rothschild kam 1924 als Tochter des Barons Alfons Rothschild in Wien zur Welt und war eine direkte Nachfahrin Salomon Rothschilds, der 1821 den österreichischen Zweig der Bankiers-Dynastie gegründet hatte. Salomons Vater hatte mit einer kleinen Wechselstube in Frankfurt begonnen, aus der ein Bankenimperium mit Filialen in London, Neapel, Paris und Wien entstand, wobei jede Filiale von einem seiner Söhne geführt wurde. Das Wiener Haus Rothschild gewährte u. a. Kredite an die Habsburger, baute Fabriken, Eisenbahnlinien, gründete die Creditanstalt und den Fußballclub „Vienna“. Die Familie besaß Schlösser und Palais, stiftete Spitäler und andere soziale Einrichtungen.

Vier Generationen bauten das Banken- und Industrieimperium auf, ehe die Nationalsozialisten Louis Rothschild, das damalige Familienoberhaupt, 1938 in seinem Palais auf der Prinz-Eugen-Straße verhafteten und enteigneten. Bettina Looram war die Tochter von Louis’ Bruder Alfons. Während sie und ihr Vater flüchten konnten, saß Louis Rothschild ein Jahr in Gestapohaft.
„Führer-Museum“ Die Wiener Rothschild-Bank wurde von deutschen Geldinstituten übernommen und in den Ruin getrieben, Rothschilds Kunstsammlung, die mit Werken von Tizian, Veronese, Rubens und van Dyck zu den bedeutendsten der Welt zählte, ging in Hitlers persönlichen Besitz über und sollte in dem von ihm geplanten Linzer „Führer-Museum“ landen. Nach dem Krieg schenkte Louis Rothschild sein Palais auf der Prinz-Eugen-Straße der Republik Österreich, die das prunkvolle Gebäude 1954 abreißen ließ. Heute steht an seiner Stelle das schmucklose Haus der Wiener Arbeiterkammer.

Nach dem Tod ihres Vaters und ihres Onkels war Bettina, die mit dem Diplomaten Matthew Looram verheiratet war und zwei Kinder hatte, die letzte in Österreich geborene Rothschild. Sie lebte auf ihrem niederösterreichischen Gut Langau und kämpfte mit der Republik Österreich um die Restitution der geraubten Bilder, die in Wiener Museen ausgestellt waren. Es dauerte fast 60 Jahre, bis es zur Rückgabe kam.

Während mit Bettina Loorams Tod die letzte österreichische Rothschild starb, zählen Rothschilds in Frankreich, Großbritannien und in der Schweiz heute noch zu den führenden Bankiers.

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