Näheres über den Plausch mit Prinz Charles

Näheres über den Plausch mit Prinz Charles
Und warum Prinz Charles und Georg Markus ausgerechnet vom Bundeskanzler fotografiert wurden.

Sehr oft wurde ich seit Erscheinen meiner Kolumne im Freitag-KURIER mit dem Titel „Auf einen Plausch mit Prinz Charles“ gefragt, wie das Treffen mit dem britischen Thronfolger zustande gekommen sei. Und warum die Fotos mit Charles und mir ausgerechnet von Bundeskanzler Christian Kern geschossen wurden.

Also, der Bundespräsident hatte rund 100 Personen zum Dinner mit den Royals für Mittwochabend in die Wiener Hofburg geladen. Ich wurde eigens darauf hingewiesen, dass ich nicht als Journalist, sondern als Schriftsteller gebeten sei. In der Tat war an dem Abend außer mir kein Journalist anwesend. Und auch der einzige zugelassene Fotograf musste vor Beginn des Essens die Hofburg verlassen.

Das Eintreffen des Prinzen und der Herzogin von Cornwall war für 20 Uhr angesetzt, die Gäste wurden gebeten, spätestens um 19.45 Uhr zu erscheinen. Nach ihrem dichten Programm am Nachmittag verspäteten sich Charles und Camilla um eine Viertelstunde.

Als sie ankommen, öffnen sich wie von Geisterhand die Türen zur Geheimen Ratsstube der Wiener Hofburg und der Bundespräsident geleitet seine hohen Gäste in den prunkvollen Raum. Alles erhebt sich von den Stühlen, dann nehmen Prinz Charles und Herzogin Camilla ihre Plätze ein.

Näheres über den Plausch mit Prinz Charles

Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Prinz Charles halten freundliche Ansprachen, der Thronfolger holt sein bestes Deutsch hervor, in beiden Reden werden die guten Beziehungen der beiden Länder betont. Tafelspitz, Wildsaibling und Marillenstrudel werden aufgetragen und munden. Ich habe das Glück, zwischen den beiden charmanten Damen Danielle Spera und „Sacher“-Chefin Alexandra Winkler-Gürtler zu sitzen. Man spricht über Großbritannien und den – in den offiziellen Reden nicht erwähnten – Brexit.

Kaffee im Nebenraum

Nach der Mehlspeis gibt’s Musik von Mozart und Strauss, dargebracht von vier Mitgliedern der Wiener Philharmoniker, Österreich zeigt sich von seiner schönsten Seite. Dann werden die Gäste zum Kaffee in einen Nebenraum gebeten.

„Ihre königlichen Hoheiten werden sich mit den Anwesenden unterhalten“, wurde uns schon im Vorfeld mitgeteilt. Und tatsächlich. Ich beobachte, wie das Paar locker mit Gästen plaudert und viel Charme zeigt. Ohne es zu sagen, vermittelt der Thronfolger den Eindruck: „Auch wenn wir eines Tages nicht mehr in der EU sein werden, wir gehören zu Europa und damit auch zu Österreich.“

Und dann geschieht das Unglaubliche. Bundeskanzler Christian Kern begrüßt mich, spricht mich auf meine Bücher und Kolumnen an und fragt, welches das nächste Thema sei. Dann erzählt er mir, dass Herzogin Camilla – die seine Tischnachbarin war – zu ihm gesagt hatte, dass sie von den vielen „Selfies“ nicht gerade begeistert sei. „Wenn man so oft fotografiert wird wie sie“, erwidere ich, „kann ich das verstehen. Aber ich verstehe auch die Leute, die mit ihr oder dem Prinzen fotografiert werden wollen.“

Just in diesem Moment nähert sich uns der von mehreren Gästen umringte Prinz Charles. Der Bundeskanzler stellt mich dem Thronfolger als Autor vor, der über historische Themen schreibt. Und schon bin ich mit dem Prinzen in ein Gespräch vertieft. Charles zeigt ehrliches Interesse für Österreichs Geschichte.

Der Bundeskanzler fotografiert

Während ich mit dem Prinzen spreche, zeigt der Bundeskanzler – auf unser voriges Thema Bezug nehmend – auf eines der vielen Handys, die in dem grün tapezierten Raum umherschwirren und fragt mich somit, ob er von Charles und mir ein Foto machen solle.

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Er muss die unausgesprochene Frage nicht zweimal stellen, ich hole mein Handy aus der Sakkotasche, reiche es dem Bundeskanzler und der drückt ein paar Mal ab.

Mein Gespräch mit dem Prinzen ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht beendet. Es war mir ein Anliegen, ihm noch zu sagen, dass ich Großbritannien zutiefst dankbar sei, weil meine Mutter und andere Mitglieder meiner Familie in der Zeit des Nationalsozialismus dort überlebt haben, und dass ich ohne die Großherzigkeit seines Landes womöglich nicht hier stehen würde. Charles zeigt sich berührt, stellt noch ein paar Fragen und erklärt, stolz zu sein, dass England damals helfen konnte.

Das Gespräch hat alles in allem vielleicht vier Minuten gedauert, ehe sich der Thronfolger – ganz britischer Gentleman – verabschiedet und ihm weitere Gäste vorgestellt werden.

Ich neige nicht zu sentimentaler Prinzenverehrung. Aber ich muss zugeben, dass mich dieser Mann in seiner ruhigen, überlegten und liebenswürdigen Art beeindruckt hat.

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