Frühstück mit Florian Teichtmeister

Frühstück mit Florian Teichtmeister
Zweifler. Auf der Bühne zeigt der erfolgreiche Schauspieler zurzeit in drei Produktionen seine Wandlungsfähigkeit. Das Societyleben meidet er. Stattdessen macht er lieber den Reality-Check auf der Motorrad-Rennstrecke, im Tiefschnee oder auf dem Golfplatz.

Die Einzige, die zu Hause Frühstück machen kann, ist Katja. Und da die 30-jährige Freundin von Florian Teichtmeister erstens die Öffentlichkeit scheut und zweitens gerade Volksschulkinder unterrichtet, verlegt der Schauspieler das Frühstück in die Wohnung von Freunden. Ein Dachgeschoß in einem der schönen Häuser des Billa-Gründers Karl Wlaschek. Blick über die Dächer des 9. Bezirks und auf das Palais Liechtenstein.

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KurierFlorian Teichtmeister_Frühstück am Sonntag_26.2.2012_Maria Gurmann am 22.2.2012
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KurierFlorian Teichtmeister_Frühstück am Sonntag_26.2.2012_Maria Gurmann am 22.2.2012
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Croissants, Kakao und vier Dosen Coca-Cola packt er aus dem Einkaufssackerl. "Egal, zu welcher Tages- oder Nachtzeit ich aufstehe, ich brauche ein Coca-Cola. Es gibt wenige Sachen, die in der Früh so erfrischend sind", sagt der 32-jährige Wiener und lässt beim Öffnen einer Dose das braune Zuckerwasser zischen. Wie Kabarettist Reinhard Nowak, mit dem wir vergangene Woche frühstückten, trägt auch das Josefstadt-Ensemblemitglied Schwarz. Und Nowaks These "alle guten Schauspieler sind klein" könnte auch auf Teichtmeister zutreffen.

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Zurzeit spielt er in drei Produktionen am Theater in der Josefstadt. "Amadeus", "Geschichten aus dem Wienerwald" und "Lumpazivagabundus". Fünf Mal pro Woche steht er manchmal auf der Bühne und schlüpft von einer Rolle in die andere. "Zum Spaß sage ich immer, schauen wir, was ich für ein Kostüm anhabe, dann weiß ich, was ich spielen muss." Wandlungsfähig ist er. "Der Amadeus ist sehr lebendig, der Alfred in den ,Geschichten aus dem Wienerwald‘ ist ein sehr Erwachsener, ein in sich Ruhender."

Emsig

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Der 2002 mit dem Skrauppreis als bester Nachwuchsschauspieler Ausgezeichnete wird von Kritikern geliebt und gelobt. Kabarettist und KURIER-Kolumnist Guido Tartarotti bezeichnet ihn als einen wandlungsfähigen, inspirierten und hochsensiblen Schauspieler. "Es wäre gelogen, zu sagen, ich würde mich darüber nicht freuen", sagt er lächelnd und bricht ein Croissant in zwei Hälften, die er sich als Hörner aufsetzt. "Ja, auch das Kipferl inspiriert mich."


Zeitungskritiken versuche er tunlichst zu vermeiden. "Ich muss Abstand gewinnen, weil man in so einer Situation manchmal noch so verletzlich ist, dass man gewisse Vorschläge auch umsetzen würde. Und das wäre falsch. Es gibt nur einen Kapitän auf dem Boot, und das ist der Regisseur." Wenn er nach der Vorstellung nach Hause geht, "verlasse ich die Rolle wieder". Gelingt ihm das nicht, reicht ein Blick von Freundin Katja, mit der er seit der Schulzeit im Albertus-Magnus-Gymnasium zusammen ist.

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Er war der vife Bursche, der im Schultheater und im Skiclub seine Talente zeigte. Er war Schulsprecher einer katholischen Schule und Mitglied der roten Schülerverbindung. Und das ganze mit wasserstoffblond gefärbten Haaren. "Die Lehrer haben es akzeptiert, ich war von den Schülern gewählt."

Leicht lernt er seine Textfluten. "Ich habe schon in der Schule Gedichte leicht auswendig gelernt. Wahrscheinlich, weil ich es gern gemacht hab’." Inspiriert haben ihn seine Großmütter. Die mütterlicherseits lernt heute noch Gedichte auswendig. Die väterlicherseits "ist eine einzige Show. Sie hat das Theatralische in sich," sagt er wild gestikulierend. Früher sagte ihm sein Vater, ein aus Lengenfeld stammender Notar, er solle nicht immer mit Händen und Füßen reden. "Heute zahlen die Leute Geld dafür."

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Der sympathische Darsteller wirkt selbstbewusst. "Nein, das bin ich überhaupt nicht. Aber irgendwie muss ich ja über den Selbstzweifel hinweg." Was möchte er an sich ändern? "Manchmal gehe ich mir selbst auf die Nerven." Da gibt es Tage, an denen er sich vor wirft, "dass ich die Goschen nicht aufgemacht hab’, weil jemand einen Unfug verzapft". Am nächsten Tag wirft er sich wieder vor, "dass ich aufgestanden bin und auf den Tisch gehaut hab’. Da denke ich mir, muss das sein, musst du dich wieder profilieren? Wie ich’s auch mache, zweifle ich im Nachhinein, ob das g’scheit war". Sein Professor am Max-Reinhardt-Seminar, Artak Grigorjan, bei dem er auch seit 2007 Assistent ist, sagte ihm einmal auf die Schauspielerei bezogen, "es gibt eine Zeit für Selbstkritik, aber die ist danach und nicht währenddessen".

Egoismus macht den Opernfan – „mein Vater hat mich schon als Kind mitgenommen“ – wahnsinnig. „Da krieg’ ich solche Kabeln“, sagt Teichtmeister und zieht seinen Hals auseinander.

Werte

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Seine Eltern haben ihm und seinem um sieben Jahre jüngeren Bruder, "humanistische, menschliche Werte mitgegeben". Nämlich Bescheidenheit, Respekt vor Tier und Mensch. Katzen haben die Teichtmeisters immer gehabt. Die Mutter hat zwar Veterinärmedizin studiert, ihren Beruf aber nie praktiziert. "Sie hat eh zwei Viecher, mich und meinen Bruder, daham g’habt", scherzt er. "Sie haben mir ein Angebot nach dem anderen gemacht, aber sie haben mich nie zu etwas gezwungen." Wenn er einmal selbst Kinder haben wird, "werde ich mich bemühen, es ähnlich wie meine Eltern zu machen".

Klavier spielte er, im Skiteam fuhr er Rennen, Fallschirmspringen war seine Leidenschaft – "das hebe ich mir für später auf" – und mit dem Golfsport ist er aufgewachsen. Ist doch sein Vater Präsident des Golfclubs in Lengenfeld. "Ich spiele selten, aber sehr, sehr gern." Sein Handicap 14 spielt er zu seinem eigenen Erstaunen auch immer wieder. Mit seinem Driver verbindet ihn eine Hassliebe. "Golf ist wie schauspielen, es ist nie perfekt", philosophiert er.

Reality-Check

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Er liebt die Herausforderung. Die hat er, wenn er mit seinem Supermoto – "ein Gatschhupfer (Motocrossmaschine) mit Straßenreifen – auf einer abgesperrten Rennstrecke seine Runden zieht. Oder wenn er sich mit einem seiner fünf Paar Ski einen Steilhang hinunterlässt. Oder wenn er aus 5000 Metern aus dem Flugzeug aussteigt. "Dann weiß ich wieder, worum es im Leben wirklich geht. Man ist überwältigt."

Der Schauspieler, der sich als Kind auch vorstellen konnte, einmal Wiens Bürgermeister zu werden, schwärmt vom Berg und seiner Kraft. "Seine Macht, dich auf jetzt und gleich zu begraben, ist so beeindruckend, das lässt mich verstummen, da gibt es nichts zu sagen. Das ist der Reality-Check, der mir wahnsinnig gut tut. Bergsteiger sind größtenteils Menschen, die, was Demut und Bescheidenheit anbelangt, ziemlich vorbildhaft sind. "

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Angst hat er nicht vor dem Berg, sondern vor Spinnen. Wasser ist nicht sein Element, obwohl er jetzt schon zwei Mal Urlaub am Meer machte. Nebel findet er romantisch und Schnee ganz toll. "Skifahren ist ein Menschenrecht." Geld gibt er gern aus, für Hobbys und Bücher. "Ich habe zu Geld kein erotisches Verhältnis, daher wird es nicht gebunkert, sondern ausgegeben", sagt er zum Abschluss und trinkt die zweite Dose Cola in einem Zug aus.

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