Frühstück mit Detlef "D!" Soost

Frühstück mit Detlef "D!" Soost
Hart, aber herzlich. In der Castingshow "Popstars" drillt er Kandidaten, als sein Idol Michael Jackson starb, heulte er Rotz und Wasser, und in seinem Berliner Tanzstudio zerfließt er, wenn er Fotos seiner Kinder zeigt.

Die Dankbarkeit steht an erster Stelle.

Wenn du deinen Arsch nicht bewegst, wirst du es nicht schaffen. Dann geh wieder nach Hause und leg dich hin. Ich habe keine Zeit dafür." Solche Sätze kennt man von Detlef Soost, kurz D! genannt, wenn er als Juror, Trainer und Choreograf der Castingshow Popstars Kandidaten zur Sau macht.

Privat ist der 1,90-Meter-Feschak herzlich und seidenweich wie seine Haut. "Hereinspaziert, schön, dass ihr mich besucht!", begrüßt der Tänzer fröhlich seine Frühstücksgäste. Wo bleibt der Macho?

Unerbitterlich

Frühstück mit Detlef "D!" Soost

Warum er den Bad Guy in der Pro 7 - und schon bald in der Puls 4 -Serie Popstars - Mission Österreich spielt, erklärt er bei Müsli, Obst und Café Crema in seinem Tanzstudio in Berlin. "Hinter jedem erfolgreichen Sportler steht ein Trainer, der zwischendurch auch verbal mal die Peitsche rausholt. Das erzeugt Wut und fördert den Ehrgeiz", sagt D!, der auch bekannt für seine Motivationsworkshops für Geschäftsleute ist.

Während die Sternchen von DSDS meist schon mit Beginn der nächsten Staffel verblassen, sind die Stars, die Soost zur Bühnenreife trimmte, immer noch begehrt. No Angels lernten genauso seine Schritte wie Bro'Sis. Nach seiner Pfeife tanzten auch Größen wie Sarah Connor und Shaggy. Er ist der Meister der Choreografie.

Hart musste sich der im ostdeutschen Pankow Geborene seinen Erfolg erarbeiten. Der 41-Jährige bezeichnet sich als "Heimkind, Neger und Pionier". Um sich mit seiner Vergangenheit zu versöhnen, schrieb er vor einigen Jahren eine Biografie. "Mit aller Kraft habe ich den Mantel des Vergessens zur Seite geschoben und nach Spuren geforscht." Am Ende fand er seinen Vater in Ghana wieder. "Ich habe ihn in seiner Hütte besucht. Aber das krasseste war, dass ich mit 34 Jahren das erste Mal die zwei Wörter - 'Hallo Papa' sagen konnte."

Frühstück mit Detlef "D!" Soost

Begonnen hatte das Drama, als seine Mutter eine Affäre mit dem Medizinstudenten aus Ghana begann. Als das braunhäutige Baby zur Welt kam, ließ sich ihr Ehemann scheiden. Zurück blieb die Verkäuferin eines kleinen Strumpfladens mit ihrer Tochter und dem kleinen Sohn - im Plattenbau der DDR. "Als ich später von einer Tante erfuhr, dass meine Mutter mich mit Chinin abtreiben wollte, bin ich völlig zusammengebrochen", erzählt Detlef.

Einprägsam

Frühstück mit Detlef "D!" Soost

Er war sieben, als er in ein Kinderheim in Pankow kam, denn seine psychisch schwer kranke Mutter konnte sich nicht mehr um ihn und seine Halbschwester kümmern. Sie litt an Schizophrenie, versuchte sich, mit Tabletten und Alkohol zu vergiften und starb in der Psychiatrie, als Detlef 14 Jahre alt war.

In sein Hirn habe sich dieses unendliche Heimweh eingeprägt. "Ich wünschte mir im Heim nichts sehnlicher als eine Familie. Niemand besuchte mich. Ich wurde als Bettnässer ausgelacht. Alleinsein kann ich bis heute nicht ertragen", sagt Detlef, der sich durchaus auch an schöne Momente im Heim erinnern kann. Das waren die "Westpakete" der Oma aus der BRD. Gefüllt mit Schokolade, Spielsachen und manchmal einem Pullover. "So roch der Westen."

Der große, dünne Bub mit den lockigen schwarzen Haaren gab nie auf. "Aufgeben" kommt in D!s Wortschatz bis heute nicht vor. Wie alle Kinder, träumte auch er davon, als Fußballer viel Geld zu verdienen. Zwölf war er, als "einer unserer heimlichen Fernsehnächte mein Leben veränderte." Er sah "Thriller" und wusste, "ich will so sein wie Michael Jackson". In einem Jazzdance-Kurs "lernte ich alles von der Pike auf. Ich lernte und lernte. In der Nacht fegte er über die Tanzflächen der Marzahner Disco, am Tag machte er die Werkzeugmacher-Ausbildung. Mit Freunden gründete er die "Dance Collection".

Frühstück mit Detlef "D!" Soost

"Ich stürzte mich in mein Leben, als sei ich auf der Flucht." Tanzen wurde sein Leben. Vom Discokönig zum Staatsmeister. Und dann kam der der Mauerfall. Detlef war 19 und wollte wie die "Westler" sein. "Die Jahre 1989 bis 1999 waren wohl meine wildesten", sagt D!. Er arbeitete als Koch, Finanzberater und Tänzer. "Das Geld war wichtiger als alles andere . Wichtiger als Tanzen, Freunde und Freundinnen. Ich war süchtig nach Anerkennung. Ich wollte unbedingt jemand anderer sein." Er lebte maßlos und wollte mit Statussymbolen seine Herkunft verbergen. "Ich sammelte Mädchen ein, wie andere Leute Laub zusammenfegen." Steuern zahlte er nicht, seine Schulden wuchsen bis die Polizei ihn abholte und ins Gefängnis brachte. "Das war mein Tiefpunkt."

Frühstück mit Detlef "D!" Soost

Ingo Geske, ein Eventmanager, nahm sein Schuldenchaos in die Hand und verschaffte ihm wieder Jobs als Tänzer und Lehrer. Und dann kam die zweite Wende: Detlef wurde als Choreograf und Jurymitglied von Popstars selbst ein Star, hob trotzdem nicht ab und ist "mittiger geworden". Er glaube ganz intensiv an die Macht der Gedanken. "Dankbarkeit steht jeden Tag an erster Stelle."

Dankbar ist er für das, was er sich als Kind so sehr wünschte und jetzt hat: eine Familie. "Wir sind eine perfekte Patchworkfamilie", sagt der Tänzer und zeigt voll stolz Fotos seiner drei Kinder auf dem iPhone. Das sind Tochter Chaní Ines (5) - "meine große Prinzessin" - und Carlos Detlef (4) aus der Beziehung mit der Tänzerin Ines Scaruppe. Und das ist Ayana Haley (18 Monate), "die kleine Prinzessin", die er mit der Sängerin Kate Hall hat. Die in England geborene Dänin, die zurzeit für die Dokusoap Das Model und der Freak vor der Kamera steht, ist seine große Liebe, sie wird er heiraten.

Kann der Womanizer jetzt auch treu sein? "Ja, das ist geil. Es war für mich immer schwer, aber seitdem ich mit Kate zusammen bin, war ich nie mehr untreu", schwört der durchtrainierte Mann, der neben den Fernsehauftritten auch noch sein Unternehmen mit 138 D!'s-Dance-Club-Lizenznehmern schupft.

Frühstück mit Detlef "D!" Soost

Zeit nimmt er sich nicht nur für seine Schüler, die er in seinem Tanzstudio in einer alten Nähmaschinenfabrik an der Spree, regelmäßig unterrichtet. Zeit nimmt er sich vor allem für seine Kinder. "Sie sind Nummer eins in meinem Leben." Montag bis Mittwoch hat er alle drei. "Wir nehmen uns die Fahrräder, gehen auf ein Eis und mit den zwei Hunden in den Park." Haben die Hall-Soost ein Kindermädchen? "Nö, morgens nie. Nur wenn wir ausgehen oder sonntags Yoga und Wellness machen. Wir haben keine Nanny, die bei uns wohnt, wie unsere Bekannten Oli und Cindy Pocher, damit man nachts schlafen kann", meint D!, schaut auf die Uhr und mahnt zum Aufbruch. "Ich muss zum Kindergarten", sagt der unerbitterliche Kämpfer mit dem weichen Kern.

Info

Frühstück mit Detlef "D!" Soost

"POPSTARS - Mission Österreich", der große Recall 22. 8. und 23. 8. 2011 in der Eventpyramide Vösendorf

Sonntagsfragen

Mein erster Gedanke beim Aufwachen
Geht es den Kindern gut?

Ich träume ...
viel von dem, was am Tag passiert ist. Damit verarbeite ich Erlebtes. Früher hatte ich Träume über Flucht und tiefen Fall.

Ein Wort, das ich am Sonntag nicht hören kann

Müssen.

Das schönste Frühstück ist ...
mit meiner Frau Kate.

Tee oder Kaffee?

Tee mit Honig oder Café Crema.

Humor ist ...
wenn man über sich selber lachen kann.

Wenn ich Zeit habe ...
schaue ich mir die DVD "Barbie, das Diamantenschloss" mit meinen Kindern an. Auf dem Schoß Ayana, rechts von mir Chaní, links Carlos.

Mein Luxus ...

war heuer, als Kate und ich ohne Kinder, zwei Tage in die Türkei in den Robinson Club geflogen sind. Davon zehre ich lange.

Der Platz, an dem ich gerne frühstücken würde

In Paris, in so einem kleinen Café mit Blick auf den Eiffelturm.

Ein Sonntag, den ich nie vergesse ...

war, als ich das erste Mal mit Kate in "Spirit Yoga" war. Danach sind wir schön zum Essen ins "Oxymoron" gegangen.

Den Appetit verderben mir ...

Faker, die dich für dumm verkaufen wollen.

Auf keinen Fall esse ich ...

Tintenfisch.

Am liebsten esse ich ...
Sashimi.

Kommentare