Frankreich: Diskretion um das Sarkozy-Baby

Der unpopuläre Präsident Nicolas Sarkozy will zu viel Aufsehen um die Geburt seiner Tochter vermeiden. Frankreichs Medien zeigen sich eher gleichgültig.

Mit einer gewissen Gleichgültigkeit reagierte Frankreichs Öffentlichkeit auf die Geburt der Tochter von Carla Bruni-Sarkozy und Nicolas Sarkozy. Es ist zwar das erste Mal seit Gründung der fünften französischen Republik, dass ein amtierender Staatschef zum Vater wurde. Aber die Zeitungen widmeten dem Ereignis nicht ihre wichtigsten Schlagzeilen. In TV und Radio wurde die Meldung nur kurz abgehandelt.

Das entspricht sowohl der Stimmungslage in Frankreich als auch der Strategie des Staatschefs. Am Mittwoch, am Tag der Geburt der ersten Tochter des Paares (Nicolas Sarkozy hat zwei erwachsene Söhne aus einer ersten Ehe und einen 14-jährigen Sohn aus einer zweiten Ehe, Carla hat einen 10-jährigen Sohn), leitete der Präsident einen Ministerrat, besuchte danach kurz seine Frau im Krankenhaus, jettete nach Frankfurt für einen improvisierten und letzten Endes unergiebigen Gipfel zur Euro-Krise mit Angela Merkel, um wieder gegen Mitternacht bei seiner Frau aufzutauchen.

Sarkozy kann es sich derzeit nicht leisten, seine Vaterschaft hervorzustreichen angesichts der Euro-Krise und der Ablehnung, die ihm in der Bevölkerung entgegenschlägt. Diese speist sich auch aus der Erinnerung an die Art, wie Sarkozy anfänglich seine Beziehung mit dem Topmodel zur Schau stellte (nachdem ihn seine Frau Cécilia verlassen hatte). Damals protzte Sarkozy auch als Intimus der Superreichen und Schickimickis.

Seither hängt ihm das Brandmal des "Kumpels der Reichen und Promis" nach, was angesichts der sozialen Krise als Provokation wirkt. In Hinblick auf die Präsidentenwahl im April 2012 versucht Sarkozy alles zu verbannen, das daran erinnert. Carla Bruni ließ ausrichten, sie werde kein Foto ihrer Tochter veröffentlichen und gegen jedes zuwiderhandelnde Blatt gerichtlich vorgehen (siehe unten).

"Es geht ihnen sehr gut"

Nichtsdestotrotz liegen vor der Clinique de la Muette in Paris Paparazzi auf der Lauer. Gestern, Donnerstag, wurde Sarkozy prompt vor dem Eingang der Klinik geknipst, als er seine Frau und seine Tochter besuchte. "Es geht ihnen sehr gut", betonte der Präsident, der vor laufenden Kameras über seine große Freude sprach. Gleichzeitig betonte er, dass alles privat bleiben werde: "Alle Eltern hier werden unsere sehr große Freude verstehen - eine Freude, die umso größer ist, als sie privat ist."

Ein hämischer Kommentar kam indes von der Linksopposition. Die SP-Politikerin Ségolène Royal meinte, die Franzosen könnten die Präsidentenwahl nützen, um Sarkozy "einen Vaterschaftsurlaub von fünf Jahren" (die Amtszeit eines Präsidenten) zu verschaffen.

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