Eröffnung mit „Amour fou“: Regisseurin Hauser, Darsteller Friedel & Schnöink

© KURIER/Rainer Eckharter

Ohne Topstar

Eröffnung: Viennale "cannes" auch

Auftakt des Festivals: Von der Côte d’Azur nach Wien – Jessica Hausner begeistert die Filmbranche

10/23/2014, 08:04 PM

Einen Hollywoodtopstar nach Wien zu locken, ist in der Tat kein Leichtes. Davon kann Hans Hurch ein Lied singen.

Nach der Absage seines Tribute-Gastes, Schauspieler Viggo Mortensen, hoffte der Viennale-Direktor bis zuletzt, dass US-Regisseur Abel Ferrara seinen „Pasolini“-Star nach Wien mitbringen würde. Doch leider – auch Willem Dafoe musste passen, somit bleibt das 52. Festival (läuft bis 6. November) vorerst ohne internationales Schauspielkaliber.
Dass die Viennale (mehr über das Filmfestival auf Seite 25) allerdings auf „Hollywood-Power“ nicht zwingend angewiesen scheint, zeigt der Ticketverkauf. Nicht weniger als 42.000 Karten wurden allein an den ersten beiden Verkaufstagen erworben. Donnerstagabend läutete die österreichische RegisseurinJessica Hausner, die ja heuer erstmals beim Filmfestival in Venedig in der Jury saß, mit dem Melodram „Amour Fou“ das Festival im Gartenbaukino ein. Im Mai dieses Jahres hatte die 42-jährige Wienerin damit in Cannes Weltpremiere gefeiert. In ihrer Heimat den Streifen vorzustellen, bedeutet Hausner viel: „Es ist eine besondere Freude und Ehre für mich, dass gerade mein Film die diesjährige Viennale eröffnet. Solche Einladungen bestätigen die eigene Arbeit und helfen natürlich auch, das Publikum verstärkt darauf aufmerksam zu machen.“
Rot-weiß-roter Herkunft waren auch die hochkarätigen Gäste, die sich zum Auftakt im Traditionslichtspieltheater am Parkring tummelten: Neben Oscar-PreisträgerMichael Haneke,Birgit Minichmayr,Cornelius Obonya,Peter Simonischekoder PublikumslieblingKarl Markovicswar auch Model-LegendeCordula Reyer dabei.

Viennale wird mit kritischen Worten eröffnet

Das Feuer der Viennale – heuer als Plakatsujet – lodert wieder. Donnerstagabend eröffnete Festivaldirektor Hans Hurch das beliebte Filmfest im Wiener Gartenbaukino. Er übte dabei Kritik an Kulturpolitik und Journalismus: Die größe kulturpolitische Leistung des Jahres sei die Entlassung des Burgtheaterdirektors gewesen; Journalisten würden sich mehr für Affären als für Grundsatzdebatten interessieren. Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny hatte die Viennale zuvor als einen „Versuch, die Sehgewohnheiten neu zu definieren“ gewürdigt, als solcher stehe sie „dem Überfluss an Bildern in unserer Welt“ entgegen. Das Filmfestival sei ein Aufruf zu Toleranz in Zeiten von Intoleranz. Im Rahmen der Gala läuft Jessica Hausners konzentriertes Melodram "Amour Fou": Das witzig-tragische Kammerspiel erzählt vom Doppelselbstmord des deutschen Dichters Heinrich von Kleist gemeinsam mit Henriette Vogel.

Ab Freitag kann man sich dann ins Film-Abenteuer stürzen. Gleich um 11 Uhr (Gartenbau) bietet sich ein hervorragender Einstieg mit dem indischen Film "Court", der bereits in Venedig die Kritik begeisterte. "Court" ist ein Gerichtssaaldrama der besonderen Art: Ein Kanalarbeiter wird in Mumbai tot gefunden – womöglich Selbstmord. Unter Verdacht gerät ein Folksänger: Hat er mit seinem traurigen Lied vielleicht den Arbeiter zum Suizid verleidet?

Der 27-jährige Regisseur Chaitanya Tamhane beobachtet in seinem Debüt-Film nicht nur die teils regelwidrigen Vorgänge vor Gericht, sondern folgt den Hauptakteuren auch in deren Privatleben. Das Ergebnis ist ein facettenreicher Einblick in den modernen, indischen (Gerichts-)Alltag.

Vielversprechend auch Joe Swanbergs ernste Komödie "Happy Christmas" (16.00 Uhr, Stadtkino im Künstlerhaus), die von den Schwierigkeiten des Familienlebens erzählt: Eine junge Frau zieht bei ihrem Buder und seiner Familie ein und versucht, ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen.

Am Samstag bietet sich dann eine lange Nacht der Mini-Fernsehserie an: Bruno Dumonts Vierteiler "P’tit Quinquin" (23.00, Gartenbau) erzählt von zwei vertrottelten Polizisten, die in einer Mordserie ermitteln. Dumont produzierte seine absurde Polizeiserie für Arte: 200 Minuten Fernsehen im Kino – herrlich!

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