David Lynch: Rückkehr zu Twin Peaks ist "wunderbar"

David Lynch in Cannes
Kult-Regisseur David Lynch über Twin Peaks, Unterbrechungen und Transzendentale Meditation.

Die neue, soeben angelaufene Staffel des TV-Kulthits "Twin Peaks" ist seltsam, schräg, komisch und vor allem: anders.

Genau wie ihr Erfinder. David Lynch ist das Genie hinter "Eraserhead", "Wild at Heart", "Blue Velvet" und "Mulholland Drive", das alle verehren und wenige verstehen.

Im Interview verrät der 71-Jährige nichts, obwohl er viel zu sagen hat.

KURIER: Dachten Sie in den Jahren zwischen dem Ende von "Twin Peaks" und dem Revival oft über eine Art Fortsetzung nach?

Ich sagte immer, dass ich die Welt von Twin Peaks liebe, und musste in den letzten Jahrzehnten oft sentimental an die Originalserie denken. Aber so richtig beschäftigt hat es mich erst, als mich Mark Frost (sein Koproduzent, Anm.) zu Musso & Franks einlud, und wir ernsthaft über die Idee zu sprechen begannen.

Wie sehr veränderten sich Film- und TV-Industrie und Sie selbst in den letzten 25 Jahren seit "Twin Peaks"?

Ich bin derselbe. Ich liebe meine Arbeit, ich liebe es, mit Holz zu arbeiten, Filme zu drehen, Musik und Malerei. Zu "Twin Peaks" zurückzukehren ist absolut wunderbar. Wir arbeiteten die letzten fünf Jahre daran. Und ich war vermutlich der erste, der schon vor 25 Jahren keinen Unterschied zwischen Film und TV sah und machte. Ich drehe nicht anders, ich inszeniere nicht anders.

Wie schon in Ihren anderen Werken, spielen Telefone eine große Rolle in der Serie. Alte Telefone. Besitzen Sie ein Handy?

Ich mag Telefone nicht. Ich mag nur den Klingelton von alten Telefonen. Ein Telefon ist eine Unterbrechung, und wenn es läutet, und ich weiß, dass es für mich ist, dann ist es reine Folter. Ich mag auch eMail nicht. Wir leben in einer Welt der Unterbrechungen.

Wie erklären Sie sich den Twin- Peaks-Kult?

Gar nicht. Ich kann mir nicht erklären, warum das weltweit so gut ankam. Es ist ein Phänomen, warum eine Geschichte, die in einem Dorf im amerikanischen Nordwesten spielt, die Japaner und Franzosen begeistert.

Sie sind nicht nur Filmemacher, sondern auch Maler, und man sieht das in Ihren Filmen. Betrachten Sie Regieführen als eine Art Malerei?

Sehr gute Frage, ja. Es heißt ja, Kino ist ein Konglomerat von verschiedenen Kunstformen, inklusive Dichtung, Musik, Malerei. Ich kam durch Malerei zum Film, als ich an der Pennsylvania Academy of Arts eines Tages in einer kleinen Ecke saß und auf einmal den Wind hörte, der aus meinem Bild aufstieg. Und dann begann sich der Garten, den ich malte, zu bewegen. Und ich dachte, oh, ein bewegliches Gemälde. Und das brachte mich dazu, einen Kurzfilm zu machen. Er war eine Minute lang.

Wie sieht David Lynch David Lynch?

Meine Ärzte raten mir immer, darüber lieber nicht nachzudenken! Es macht auch gar keinen Sinn. Wie ich mich sehe oder höre ist nicht, wie Sie mich sehen oder hören. Es ist doch so: Man kann einen toten Schriftsteller auch nicht ausgraben und ihn zu seinem Werk befragen. Man muss sein Buch lesen, und selbst draufkommen, worum es darin geht. Wie ein Detektiv denken und seine eigenen Lösungen finden, ist eine wunderschöne Sache.

Was inspiriert Ihre Werke?

Tagträumerei. Nicht Nachtträume, nicht Albträume, sondern rumsitzen und die Ideen fließen lassen. Dabei hilft mir Transzendentale Meditation. Sie könnten sagen: Ich atme Negativität aus und Positivität ein. Das macht mich frei, um die Ideen fließen zu lassen.

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