Cranston: Unheimliche Begegnung mit Charles Manson

Bryan Cranston
"Breaking Bad"-Star Bryan Cranston erinnert sich an eine Begegnung, die er als Kind mit Serienmörder Charles Manson machte.

Vergangenen Sonntag starb Sektenführer Charles Manson mit 83 Jahren im Gefängnis, wo er eine lebenslange Haftstrafe für den Mord an mehreren Menschen absaß. Schauspieler Bryan Cranston erinnert sich auf Twitter an seine persönliche Begegnung mit dem Serienkiller, die er als Kind im Jahr 1968 gemacht hat.

Bryan Cranston: Begegnung mit Charles Manson

"Es hat mich gschaudert, als ich gehört habe, dass Charles Manson tot ist. Ich war ihm zum Greifen nah nur ein Jahr, bevor er die brutalen Morde 1969 begangen hat. Das Glück war aber auf meiner Seite, als ich mit einer Cousine unterwegs war und auf der Spahn Ranch Pferde geritten habe. Dann habe ich einen kleinen Mann mit wilden Augen gesehen, den die anderen Hippies Charlie genannt haben", schreibt Cranston, der zur Zeit seiner Begegnung mit Manson 12 Jahre alt war.

Sein Treffen mit dem Kultführer habe ihn nie losgelassen. Bereits 2016 hatte sich der "Breaking Bad"-Star in einem Interview mit Hudson Union an den Vorfall erinnert.

Damals haben er und seine Cousine sich auf der Spahn Ranch, wo Manson mit seiner Sekte gelebt hat, gerade Pferde angeschaut. "Uns ist aufgefallen, dass die Menschen dort auf ihre ganz eigene Weise seltsam waren."

Plötzlich habe jemand gerufen: "'Charlie ist auf dem Hügel! Charlie ist auf dem Hügel!' Jeder hat sich umgeschaut und plötzlich war der Raum aufgeladen mit dieser frenetischen, nervösen Energie, bevor sie alle auf Pferde gestiegen und weggeritten sind."

"Meine Cousine und ich haben vermutet, dass Charlie dieser komatöse, bärtige Typ mit den langen Haaren war, der mit den großen Augen, der geritten ist, als wäre er auf den Rücken eines Pferdes geklebt worden. Er war jenseits von allem. Du konntest deine Augen nicht von ihm lassen. Meine Cousine hat sich zu mir gedreht und gesagt, 'Wow, dieser Typ ist seltsam.' Als wir an ihm und seiner ganzen Gruppe vorbei gegangen sind, hat sie sich nochmal umgedreht und gesagt, 'Das muss Charlie sein.' Ich habe erwidert, 'Ja, und Charlie ist ein Freak.' Wir haben nicht länger darüber nachgedacht", so Cranston weiter, der Manson im Fernsehn wiedererkannte, als die Nachrichten über seine Morde bekannt wurden.

"Ich sah sein Gesicht im Fernsehen und mir fiel die Kinnlade herunter", erinnerte sich Cranston. "Das Bild von Charlie Manson war der Typ auf dem Pferderücken und wir dachten für eine Sekunde, oh mein Gott, was wäre wenn? Es war total verrückt."

1969 beging Charles Manson mit einigen seiner Jünger sieben Morde. Unter anderem den an Roman Polanskis schwangerer Ehefrau Sharon Tate und einigen ihrer Freunde.

Sein Gesicht ziert T-Shirts und Poster, sein Leben ist Vorlage für zahlreiche Filme, Serien und Songs: Charles Manson. Der Popstar unter den Sektenführern. Nun ist er tot, nach langen 83 Jahren seines Lebens. So viel Zeit war seinen Opfern nicht vergönnt.

Jugend, Religion und Gewalt

Geboren wurde der spätere Sektenführer 1934 in Cincinnati. Seine Mutter, gerade einmal sechzehn Jahre alt, konzentrierte sich mehr auf Männer, Alkohol und später auf Raub mit anschließendem Gefängnisaufenthalt. Der Vater nicht vorhanden, klapperte Manson verschiedene Familienangehörige ab und landete schlussendlich bei einer streng religiösen Tante und einem psychopathischen Onkel. Dieser soll ihn am ersten Schultag in Mädchenkleidung in die Schule geschickt haben. Das habe sich in seine Psyche eingebrannt, sagte Manson einmal, und ihn das Kämpfen gelehrt. Als er acht war, kam er wieder zu seiner Mutter und verbrachte die nächsten Jahre in billigen Motelzimmern in verschiedenen Städten der USA. Den zahlreichen amourösen Abenteuern seiner Mutter soll er beigewohnt haben.

Cranston: Unheimliche Begegnung mit Charles Manson
FILE PHOTO - Convicted mass murderer Charles Manson is shown in this handout picture from the California Department of Corrections and Rehabilitation dated June 16, 2011 and released to Reuters April 8, 2012. REUTERS/CDCR/Handout/File Photo ATTENTION EDITORS - THIS IMAGE WAS PROVIDED BY A THIRD PARTY.

Irgendwann hatte sie genug von ihrem Sohn, immer noch Bettnässer, und schickte ihn auf eine katholische Schule, deren Erziehung auf körperlicher Gewalt beruhte. Nach einem Jahr lief er davon. Da die Mutter nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte, schlug er sich von nun an alleine durch. Diebstähle und Überfälle folgten gepaart mit einer Reise durch verschiedene Jugendeinrichtungen und Schulen. In einer davon wurde Manson nicht nur geschlagen, sondern auch vergewaltigt. Die Jahre vergingen, Manson flüchtete regelmäßig. Erst als er mit siebzehn einen anderen Jungen vergewaltigte, während er ihm eine Rasierklinge an den Hals hielt, landete er in einer Besserungsanstalt und wurde als gefährlich eingestuft. Die Behörden entließen ihn mit 19, doch wirklich gebessert hatte er sich nicht. Es folgten weitere Straftaten und Gefängnisaufenthalte. Dort lernte er auch die Gitarre zu spielen und träumte von der großen Musikkarriere. Mit 32 wurde er doch wieder entlassen, auch wenn er das eigentlich nicht wollte:

„Oh nein, ich kann da nicht raus… Ich wusste, dass ich mich dieser Welt nicht anpassen konnte, nicht, nachdem ich mein ganzes Leben lang eingesperrt war, dort wo mein Geist frei war. Ich wollte im Gefängnis bleiben, einfach nur in der Sonne über den Hof gehen und Gitarre spielen…“ – Charles Manson

Die "Familie"

Nach der Haft beschäftigte sich Manson mit verschiedenen Glaubensrichtungen (Scientology, Buddhismus, etc.), der Bibel und Texten der Beatles (besonders "Helter Skelter" hatte es ihm angetan). Aus den verschiedenen Elementen bastelte er sich seine eigene Sicht der Dinge und sammelte Anhänger um sich - die "Manson-Family". Für Charles Manson war die "Familie" ein Ort der Manipulation; er wusste genau, wie er junge Männer und Frauen durch Sex, Drogen und Gehirnwäsche manipulieren konnte. San Francisco war der richtige Ort dafür, die Hippie-Bewegung seine Zielgruppe. Sie kamen und folgten ihrem neuen Messias - wenn er sie ließ, denn der Rassist Manson erlaubte ausschließlich weiße "Familienmitglieder". Manson prophezeite, 1969 würden schwarze Arbeiter alle Weißen ermorden, nur seine Familie würde Schutz bieten und am Ende die Schwarzen versklaven.

Tate-Morde

Am 9. August 1969 fuhren einige Manson-Jünger zum Haus von Musikproduzenten Terry Melcher, der sich geweigert hatte, mit Charles Manson ein Album aufzunehmen. Allerdings wurde das Haus nicht von Melcher bewohnt, sondern von Regisseur Roman Polanski und seiner schwangeren Frau Sharon Tate. Sieben Schüsse und 104 Messerstichen später waren Tate, ihr ungeborenes Kind und vier ihrer Freunde tot. Das Wort „Pig“ („Schwein“) wurde mit Blut an die Tür geschrieben. Es waren nicht die ersten und nicht die letzten Morde der Manson-Familie, aber vermutlich die brutalsten.

"Ich habe niemanden getötet und es auch niemandem befohlen" - Charles Manson

Haft

Ein paar Tage später, am 16. August, wurden Manson und einige seiner "Familienmitglieder" festgenommen. Weil auf dem Haftbefehl ein falsches Datum stand, mussten sie wieder freigelassen werden. Erst etwa zwei Monate später konnten sie erneut festgenommen werden. In dem folgenden Prozess belasteten sich die Mitangeklagten massiv selbst, Manson hingegen sei komplett unschuldig - er hatte seine Jünger fest im Griff. Das Hakenkreuz auf seiner Stirn stammt auch aus dieser Zeit. Und auch in diesem Punkt folgten ihm manche seiner Anhänger. Geholfen hat das alles nichts, auch für ihn hieß das Urteil: Todesstrafe. Diese wurde 1972 in lebenslange Haft umgewandelt, da das Oberste Gericht die Todesstrafe in Kalifornien als verfassungswidrig abstrafte. Bis zu seinem schlussendlich natürlichen Tod stellte Manson insgesamt zwölf Anträge auf eine vorzeitige Entlassung – alle wurden abgelehnt.

Serienkillerindustrie

So abscheulich die Taten von der Manson-Familie waren, so sehr faszinierte die Person Charles Manson Künstler aller Richtungen. Zahlreiche Bücher, Filme und Serien sind über den Fall erschienen, Manson-Zitate dürfen in vielen Songs nicht fehlen. Und kein Häftling in den USA hat mehr Post von Fans bekommen als Manson.

Er selbst soll ein jährliches Einkommen von 250.000 Dollar gehabt haben – schon Haarsträhnen von ihm wurden für 3000 Dollar versteigert. So bizarr und verstörend es ist, die Faszination des Bösen ist allgegenwärtig und die Serienkillerindustrie ein Millionengeschäft – nun hat sie ihren großen "Star" verloren.

Hinweis: Informationen und Zitate stammen aus dem Buch "Serienmörder: Bestien in Menschengestalt".

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