Beatrice Egli: Vier Stunden Schlaf und kein Alkohol
Schlager ohne Ende: Mit "Mein Herz" hat die Gewinnerin von "Deutschland sucht den Superstar" 2013 die Charts erobert, zwei Alben hat Beatrice Egli daraufhin im Eilverfahren veröffentlicht. Am 24. Oktober erscheint nun ihr drittes Werk mit dem Titel "Bis hierher und viel weiter". Die 26-jährige Schweizerin hat kein Problem mit dem belächelten Schlagergenre. Egli gibt gerne die Schlagerprinzessin und will nirgends anecken, sondern gute Stimmung verbreiten.
KURIER: Wer zugibt, Schlager zu hören wird in aller Regel belächelt. Als Sängerin solcher Titel muss das Nicht-ernst-genommen-werden noch schlimmer sein. Wie gehen Sie mit dem schlechten Ruf des Schlagers um?
Beatrice Egli: Gleichzeitig zu dem schlechten Ruf, können auf meinen Konzerten eigenartigerweise alle mitsingen. Es wird ja doch gehört. Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass wir Künstler in der Schlagerbranche dieses Image verändern, dass man sich nicht mehr schämen muss, solche Lieder zu hören. Vor allem wenn ich die ganz junge Generation auf meinen Konzerten sehe. Die Skaterboys mit ihren Käppis, die meine Lieder mitsingen und Songs von Cro (Rapper Anm.) neben meinen Liedern auf ihrer Playlist am Handy haben.
Die Jungen sind da anders als die ältere Generation?
Auf jeden Fall. Bei denen geht es nicht um Genres, entweder gefällt ein Song oder nicht. Das Schubladendenken ist etwas, das am Aussterben ist. Jeder kann natürlich seine Meinung haben. Aber keiner soll sagen, es gefällt mir nicht, nur weil es Schlager ist.
Helene Fischer soll angeblich zu weinen begonnen haben, als sie erfuhr, dass sie Schlager singen soll. Wie haben Sie als Teenager zu diesem Genre gefunden?
Ich hätte geweint, wenn ich keinen Schlager hätte singen dürfen. Schon zu meinen Anfängen habe ich auf Hochzeiten oder Dorffesten nur solche Songs gezeigt. Mit Brunner & Brunner habe ich meinen ersten Liebeskummer überstanden. Michelle war damals mein großes Vorbild. Meine Eltern haben Schlager gehört, damit bin ich aufgewachsen. Aber meine drei Brüder hat es gar nicht angesteckt. (lacht) Ich liebe die Leichtigkeit und die positive Engerie, die Schlager einem gibt.
In der Regel gibt es nicht viele Singer/Songwriter in dieser Branche. Wie ersetzbar ist man als Schlagerinterpret?
Andrea Berg schreibt selbst und Udo Jürgens auch. Aber auch wenn man das nicht tut, steckt sehr dahinter. Ich habe mir 300 Songs angehört. Die große Kunst ist es, daraus seine Lieder zu finden. Auf meinem neuen Album habe ich aber zum ersten Mal auch fünf Songs komplett selbst geschrieben. Das hat schon länger in mir geschlummert, bis jetzt habe ich mich aber nicht getraut, Lieder von mir zu veröffentlichen.
Die Trennung von Ihrem Freund konnten Sie fast gänzlich aus den Schlagzeilen halten. Es gibt keine Skandale. Sie wirken extrem brav, ecken nirgends an -so wie fast alle Schlagersängerinnen. Gibt es bestimmte Verhaltensweisen, die Sie laut Vertrag erfüllen müssen?
Ich bin absolut frei, in allem was ich tue, es gibt überhaupt keine Vorschriften. Aber ich hätte keine Zeit für Skandale zu sorgen. Ich arbeite wirklich hart und schlafe nicht mehr als vier Stunden täglich.
Justin Bieber schafft das trotzdem.
Ich würde mich gar nicht unbedingt als brav bezeichnen, aber ich trinke keinen Alkohol und gehe eben nicht aus. Ich bin nur zwei Tage im Monat daheim - dann wohne ich bei meinen Eltern - sonst ziehe ich von Hotel zu Hotel, habe Auftritte und produziere meine Platte. Das ist schon anstrengend, aber mein großer Traum war es immer, auf der Bühne zu stehen, und den kann ich mir jetzt erfüllen.
Ich höre alle Demo-Songs durch. Für das aktuelle Album waren es 300 Stück. Die, die mir persönlich gefallen, singe ich dann als Test selbst ein. Die schwierige Frage ist schließlich: 'Passt das zu mir?' Da fallen dann sehr viele wieder weg, weil es nicht deine Stimmfarbe oder deine Range ist. Und hier ist es dann auch wichtig, das Produzententeam um sich zu haben, die ihre eigene Meinung dazu haben. Man muss immer kritisch bleiben.
Das neue Album ist ohne Dieter Bohlen entstanden, der Ihre letzten zwei Werke produziert hat. Was war anders?
Wir hatten für das Album ein Jahr Zeit, das war der größte Unterschied, abgesehen von Dieter. Das merkt man in jeglicher Form. Auch wenn andere für mich geschrieben haben, war ich dabei. Davor hat Dieter alle Texte meiner Songs geschrieben und sie auch komponiert. Ich konnte aussuchen, welche ich singen will. In mehr war ich nicht involviert.
Bohlen hat seine "DSDS" Stars in der Regel nur kurz, macht mit ihnen eine Platte, casht ab und wandert dann kurz zum nächsten.
Dieter hat so viel zu tun, er produziert zur Zeit niemanden, so viel ich weiß. Ich habe bei ihm wirklich sehr viel gelernt, Dieter und ich haben uns nicht zerstritten, es gab einfach ein Zeitproblem. Ich werde ihm mein neues Album zukommen lassen, mal schauen was er dazu sagt.
Bei der "Goldenen Henne", ihrem letzten TV-Auftritt, gab es eine Playback-Panne, die Sie ganz gut überspielt haben. Wie peinlich ist Ihnen sowas?
Der Song "Wir leben laut" hat durch die Playback-Panne schon viel Aufmerksamkeit bekommen. (lacht) Auch Stefan Raab hat's schon gespielt. Natürlich hätte ich mir diese Erfahrung sparen können, aber was solls. Alle Bands haben dort Playback gesungen. Es ist ein zu großer technischer Aufwand, Soundchecks für alle zu machen. Viele Musiker gehen eben erst gar nicht in eine Sendung, wenn sie nicht live singen können. In meinem Fall würde ich auf so eine Show nicht verzichten, die eine riesige Plattform ist, um seine Musik zu präsentieren. Ich mache 200 Live-Konzerte im Jahr, ich weiß, dass ich das kann.
Tourdaten
09.01.2015 LINZ, TipsArena Linz
10.01.2015 WIEN, Wiener Stadthalle / Halle F
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