Aufreger bei den Oscars

Nicht immer ging bei der glamourösen Gala alles glatt über die Bühne

Es sollte ein würdevoller Auftritt werden: Als 1974 Oscar-Moderator David Niven Elizabeth Taylor auf die Bühne bittet, bricht das Publikum in Gelächter aus. Ein Mann – nur mit Uhr, Kette und Schnauzer bekleidet – flitzt durch das Bild, die Hand zum Peace-Zeichen erhoben. Er verschwindet so schnell, wie er gekommen ist, hinterlässt aber einen bleibenden Eindruck. Für viele ist das der spektakulärste Moment in der Geschichte der Academy Awards.

Aufreger bei den Oscars
Actress Angelina Jolie walks on stage as she presents the Oscar for Best Adapted Screenplay at the 84th Academy Awards in Hollywood, California, February 26, 2012. REUTERS/Gary Hershorn (UNITED STATES) (OSCARS-SHOW)
Auch bekleidet waren die Gäste stets für Skandale gut. Ob modisch oder politisch: Aufreger bei den Oscars werden archiviert und bleiben auf ewig abrufbar. Selbst die auf Präzision bedachteAngelina „The Leg“ Jolieleistete ihren Beitrag. Statt ihres Schmollmundes stand 2012 ihr Bein im Fokus und sorgte für Spott. Der für seine Vorliebe für skurrile Outfits bekannteSacha Baron Cohenerschien 2012 in Diktatoren-Uniform und streute die vermeintliche Asche von Kim Jong II. über den roten Teppich.

Obwohl es nur eine Backmischung war, entfernten Securitys den Schauspieler.

Aufreger bei den Oscars
Director Michael Moore (R) makes an anti-war statement after winning the best documentary feature Oscar for his movie "Bowling for Columbine" at the 75th Annual Academy Awards at the Kodak Theatre in Hollywood, California March 23, 2003. Moore is joined on stage by his wife Kathleen Glynn (L). REUTERS/Mike Blake PICTURE EMBARGOED FROM REDISTRIBUTION FOR ONLINE/INTERNET USE UNTIL CONCLUSION OF ACADEMY AWARDS TELECAST REUTERS
Ganze zehn Jahre ist es her, da spaltete Kult-RegisseurMichael Mooremit seiner Dankesrede für den „Besten Film“ („Bowling for Columbine“) eine ganze Nation. Er kritisierteGeorge W. Bushs „fiktive“ Kriegsgründe und schloss mit den Worten: „Shame on you!“ Die Konsequenz: eine Reform der Oscar-Übertragung im „Land der Freiheit“ – die Gala wird seither zeitverzögert ausgestrahlt. Brisante Inhalte erreichen das Fernsehpublikum nicht mehr.

Ein Schreibfehler aus 1938 war ebenfalls folgenreich: Auf dem Namenschild des Oscars für Schauspieler Spencer Tracy stand fälschlicherweise Dick Tracy – die Comic-Figur. Ein vermeidbarer Fehler, künftig werden die Namen der Gewinner erst nach der Verleihung eingraviert. Angenommen hat ihn Tracy trotzdem – im Gegensatz zu drei Siegern, die den Preis verweigerten.

Marlon Brando boykottierte die Gala 1973 aus Solidarität mit der indianischen Bevölkerung. Er ließ sich durch die Aktivistin Sa­cheen Littlefeather vertreten.

Solange sich die Situation ihres Volkes nicht bessern würde, wollte Brando keinen Oscar annehmen. Diese couragierte gesellschaftskritische Aktion führte dazu, dass die Nominierten keine Vertreter mehr zur Preisverleihung schicken dürfen.

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