Abschied des Ballett-Stars

Gregor Hatala geht mit 40 in Pension.
Ballett-Größe Gregor Hatala tanzt am 7.12. in die Pension. Seine Bilanz und Zukunftsmusik.

Sein bester Freund – er ist genauso jung wie Gregor Hatala (40) – startet grad seine Karriere als Arzt. "Ich hingegen gehe in Pension", lacht Österreichs erfolgreichster Balletttänzer. Anders betrachtet: Als besagter Freund noch Student war, galt Hatala bereits als Superstar der Wiener Staatsoper, in deren Ensemble er es 1990 als jüngstes Mitglied schaffte.

Am 7. Dezember dreht Gregor Hatala zum letzten Mal seine Pirouetten – als Kronprinz Rudolf in "Mayerling" (ab 29. 11. erstmals unter der Direktion von Manuel Legris zu sehen) feiert er an der Oper seinen Abschied. Ohne Wehmut, denn, wie er im KURIER-Interview sagt: "Ich bin nun, mit 40, genauso frei wie mit sechs. Das hat etwas!"

Abschied des Ballett-Stars
Interview mit dem Balletttänzer Gregor Hatala, Mitglied des Wiener Staatsopernballetts, in der Wiener Staatsoper am 13.11.2014 in Wien.
KURIER: Was hat Sie zum erfolgreichsten Tänzer gemacht? Gregor Hatala: Disziplin! Die Arbeit stand für mich immer an erster Stelle. Auch als ich ein junger Bursche war – wenn man lieber feiern geht, dann schafft man das nie und nimmer.

Hatten Sie sogenannte "Eislaufeltern"?

Im Gegenteil: meine Eltern waren selbst Tänzer und daher dagegen, dass ich den Beruf ergreife. Sie wussten, wie hart der Job ist. Der Ehrgeiz kam aus mir selbst: ich habe mir im Schulalter das Ziel gesteckt, mit 26 Jahren Solist zu sein. Hätte ich das nicht geschafft, hätte ich aufgehört. Der fünfte Zwerg von links wollte ich nie sein.

Haben Ihre Freunde damals Ihren Berufswunsch belächelt?

Einige fanden es schon ungewöhnlich. Aber für mich war der Beruf nie klischeebehaftet, denn mein Vater und seine Kollegen waren alle g’standene Männer. Es ist doch bis heute so, dass nicht alle Balletttänzer homosexuell sind, wie manche glauben. (lacht)

Sie fördern Nachwuchs. Wie schwer ist es welchen zu finden?

Vor allem männlichen Nachwuchs zu finden ist schwer. Fußball und Skifahren gilt als erstrebenswert, während Ballett immer noch Sonderklasse-Status hat. Das Problem sind auch die Gagen und das Pensionssystem, das es für jene, die nach 1999 an die Staatsoper gekommen sind, nicht mehr gibt.

Wie viel verdient ein Tänzer?

Formulieren wir es so: Manche Fußballer sollen 20.000 Euro am Tag verdienen – soviel hat ein Corps-de-Ballett-Tänzer im Jahr! Dabei ist unsere Karriere mindestens genauso kurz.

Abschied des Ballett-Stars
APA1540825-3 - 22112009 - WIEN - ÖSTERREICH: ZU APA-TEXT KI - Ketevan Papava als "Carmen" und Gregor Hatala als "Escamillo" am Donnerstag, 19. November 2009, während der Fotoprobe des Balletts "Carmen" in der Wiener Volksoper. Das Ballett in zwei Akten hatte am 21. November 2009 Premiere. APA-FOTO: HANS KLAUS TECHT
Jede Karriere hat Tiefen – wann hatten Sie eine Krise?

Mit Anfang 30 – eine Art Midlife-Crisis. Wenn du mit Leuten tanzt, die um 15 Jahre jünger sind , wirst du dir deines Ablaufdatums bewusst.

Weshalb Sie sich ein zweites Standbein als Choreograf, Festival-Organisator und Obmann der Vereinigung "Wiener Staatsopernballett" schufen?

Das war nicht geplant, aber es hat sich gut ergeben und es ermöglicht mir, eine zweite Karriere zu starten.

Auch für Privatleben bleibt nun mehr Zeit. Sind Hochzeit und Kinder ein Thema für Sie?

Ich arbeite daran.

Und zu welcher Musik tanzen Sie privat am liebsten?

Ehrlich gesagt tanze ich privat kaum. Einen Walzer vielleicht, aber Disco-Musik gibt mir gar nichts.

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