Zu Gast bei den Skiverrückten
Wenn nicht gerade eine Drohne hinter ihm detoniert oder das Glas verkehrt in der Skibrille sitzt, kann Marcel Hirscher mittlerweile fast nichts mehr überraschen. Als er allerdings im vergangenen Jahr einen Einkehrschwung in Japan einlegte, kam sogar der viel gereiste Superstar noch ins Staunen.
Das öffentliche Podiumsgespräch mit Marcel Hirscher anlässlich der Skimesse in Tokio war besser besucht als einige Weltcuprennen, und auch die Fragen, die das fachkundige Publikum an ihn richtete, verblüfften den Salzburger. Die Japaner wollten von ihm doch tatsächlich wissen, ob denn nun der Zielhang in Adelboden schwieriger zu befahren sei, oder doch der Steilhang in Alta Badia. "Man hat mich auch am Hauptbahnhof in Tokio erkannt", erinnert sich Hirscher.
"Die Japaner haben immer das neueste Material"
Es war kein Zufall, dass der Österreicher im Frühjahr 2015 nach Asien jettete: Japan ist seit jeher einer der wichtigsten Märkte für den Skisport. "Bis vor zehn Jahren wurden dort die meisten Ski weltweit verkauft", berichtet Günter Mader, der Rennsportleiter von Salomon. "Du siehst dort auf den Pisten auch keinen mit alten Sachen herumfahren. Die Japaner haben immer das neueste Material und Outfit", weiß Christian Leitner, der langjährige Cheftrainer des kleinen japanischen Herrenteams.
Sie sind skiverrückt, sie haben Unmengen an Skigebieten (und in Naeba die mit 5,5 Kilometern längste Gondelbahn des Landes) – und doch sind die Japaner immer noch die Exoten. Warum? "Weil dort jeder sein eigenes Süppchen kocht", sagt Christian Leitner. "Die Sportler wie Okabe, Sasaki oder Yuasa sind alles Einzelkämpfer. Es gibt einfach keine Gesamtverantwortung."
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