Was Caps-Stürmer Andreas Nödl vor dem Play-off zu sagen hat

Andreas Nödl hat den Titel im Visier
Der ehemalige NHL-Profi im Interview über seine Karriere und die Stärke der Vienna Capitals.

Mit dem Rekord von 98 Punkten im Grunddurchgang weckten sie Begehrlichkeiten bei den Wiener Eishockeyfans, die seit zwölf Jahren keinen Titel feiern durften. Großen Anteil an den Leistungen der Capitals hat Andreas Nödl – jener Stürmer, der mit 17 Jahren auszog, um NHL-Profi zu werden. Mit der Erfahrung von 195 Spielen in der NHL sorgt er jetzt in seiner Heimatstadt für Furore. Vor dem Viertelfinal-Auftakt am Sonntag gegen Innsbruck spricht Andreas Nödl über die Stärke der Capitals, die Härte seiner Fernbeziehung und gefährliche Emotionen auf dem Eis.

KURIER: Sie leben jetzt in Ihrer Heimatstadt Wien wie ein Legionär, weil Ihre Familie in den USA ist. Wie schaffen Sie das?
Andreas Nödl:
Mit Facetime (Videotelefonie, Anm.) können wir uns täglich sehen. Dieses Jahr ist es schwierig, weil unsere Tochter vier ist und alles mitbekommt. Meine Frau war schwanger und wollte daher in Philadelphia das Kind bekommen. Es hilft, dass wir eine super Mannschaft haben und viel gewinnen. Da denkt man nicht so oft an das Vermissen. Es ist schön, bei einer so guten Mannschaft dabei zu sein.

Ist es absehbar, dass aus der Fernbeziehung wieder eine normale Beziehung wird?
Wir haben beschlossen, dass mit den Kindern jetzt Schluss ist. Wir wollten immer drei, und die haben wir jetzt. Mein Vertrag läuft aus. Ich werde auch schon 30. Jetzt konzentriere ich mich auf die Play-offs, und dann werden wir uns beraten.

In der Länderspielpause im Februar waren Sie bei der Familie?
Ja, der Trainer hat mir erlaubt, dass ich zur Geburt meines Sohnes eine Woche drüben bin. Leider habe ich die Geburt knapp verpasst.

Die Stärke von Innsbruck ist die Offensive. Die Capitals haben in den letzten fünf Saison-Duellen durchschnittlich nur 1,4 Gegentore bekommen. Wie haben Sie Innsbruck entschärft?
Es ist immer das Gleiche: Wenn ein Spieler keine Zeit und keinen Platz hat, dann hat er es schwer. Egal, wie er heißt. In den letzten Partien ist es uns gelungen.

Werden die Play-off-Duelle ähnlich verlaufen wie die Spiele gegen Innsbruck im Grunddurchgang?
Das wird eine andere Geschichte. Es wird alles intensiver. Aber an unserer Spielweise dürfen wir nichts ändern. Wir dürfen nicht glauben, dass jeder ein wenig mehr machen muss. Wir müssen einfach nur unseren Job machen, dann wird sich das im Ergebnis reflektieren.

Eine der Stärken der Capitals ist der Forecheck, also das offensive Attackieren des Gegners ...
Es spielen mehrere Teams so ähnlich. Wie zum Beispiel auch Klagenfurt. Da hat man gesehen, wie schwer wir uns getan haben in den letzten paar Partien. Unsere Stärke ist, dass wir nicht lange in unserem Drittel bleiben und versuchen, die Scheibe gleich wieder zurückzuerobern. Die beste Defensive ist, selbst am Puck zu sein.

Was macht eine erfolgreiche Mannschaft aus?
Du brauchst einen guten Tormann, gutes Powerplay und gutes Unterzahlspiel. Uns zeichnet aus, dass wir keine Stars haben. Es sind alle recht jung, jeder kann ein Tor schießen. Der erste Platz war für uns ganz wichtig. Deswegen waren wir gegen Innsbruck in der letzten Runde auch ein wenig nervös. Die Stimmung wäre nicht gut gewesen, wenn wir in der letzten Runde die Champions League verpasst hätten.

In den letzten Jahren haben bei den Capitals manche Spieler in den Play-offs Nerven gezeigt und sind für dumme Aktionen bestraft worden. Beim 2:4 gegen den KAC letzte Woche waren diese Emotionen wieder zu sehen. Thematisiert das Trainer Serge Aubin?
Ja, am Tag danach, wenn sich alle beruhigt haben. Wir waren 1:2 hinten. Wir haben uns so aufgeregt, weil bei einer großen Chance ein Foul nicht gegeben wurde, und im Gegenzug bekomme ich eine Strafe. Es ist leichter gesagt als getan, ruhig zu bleiben. Wir sind auch nur Menschen. Aber in den Play-offs wird so etwas bestraft. Das kann eine Serie entscheiden.

Beim letzten NHL-Lockout waren Sie in Innsbruck. Wie kam es damals zustande?
Der Streit über einen neuen Kollektivvertrag dauerte immer länger, und es sah danach aus, als ob die gesamte Saison ausfällt. Also wollte ich dann doch irgendwo spielen. Mit den Capitals habe ich gesprochen, aber die hatten keinen Platz im Kader.

Die Einigung in der NHL kam dann doch, aber bald auch das Ende Ihrer NHL-Karriere.
Ich habe mehrmals zwischen dem NHL-Team und dem Farmteam gewechselt. Im Farmteam habe ich mir dann das Kreuzband und das Seitenband im Knie gerissen.

Wussten Sie im Moment der Diagnose, dass damit die NHL-Karriere beendet ist?
Nicht gleich. Aber die Liga hat sich komplett verändert. Ich war schon 25 Jahre alt und habe davor nicht viele Tore geschossen. Die Teams haben immer mehr auf eigene junge Spieler gesetzt. Wenn du nicht viele Tore schießt, gibt es einfach sehr viele andere Spieler, die dasselbe machen können wie du. Das ist eben ein hartes Geschäft.

Was Caps-Stürmer Andreas Nödl vor dem Play-off zu sagen hat
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