Vonn fährt weiter in eigener Liga

Die Art und Weise, wie Lindsey Vonn derzeit die Konkurrenz in der Abfahrt deklassiert, ist einzigartig.

Größter Vorsprung ihrer Karriere am Freitag (1,95 Sekunden), zweitgrößter (1,68) am Samstag. Fast hat man den Eindruck, die US-Olympiasiegerin fährt durch ihre privaten Probleme auf der Skipiste noch motivierter als sonst. Nachdem sie schon am Saisonbeginn in Sölden mit ihrem RTL-Erfolg Skigeschichte geschrieben und nun drei ihrer vier bestrittenen Saisonrennen gewonnen hat, deutet alles auf den vierten Gesamtsieg der 27-Jährigen hin.

Mit ihrem bereits zehnten Sieg in Lake Louise hat Vonn zudem auch den Cortina-Rekord von Renate Götschl eingestellt. Mit 44 Weltcupsiegen und 23 Abfahrtserfolgen liegt sie nur noch zwei bzw. einen Sieg hinter Götschls Bestmarken. Die Wachablöse als "Speed-Queen" steht also auch formal bevor. "Ich will vor allem Spaß haben beim Skifahren", stellte die in Kanada von ihrer Schwester begleitete Vonn lapidar fest. Trotz ihres Scheidungsverfahrens gab sich die US-Amerikanerin gefasst, ja sogar gut gelaunt.

Nicht Vonns alte und nun wieder neue beste Freundin, Maria Riesch, sondern deren Landsfrau Viktoria Rebensburg war abseits der Vonn-Dominanz das Abfahrtsthema in Kanada. Die Riesentorlauf-Olympiasiegerin und Zollwachtmeisterin verblüffte knapp eine Woche nach ihrem Aspen-Sieg mit zwei vierten Plätzen in den Abfahrten. "Die Erfahrung macht es aus", erklärte die 22-jährige und lediglich 67 Kilo schwere Technikerin.

Riesch musste sich nach ihren zwei Siegen im Vorjahr diesmal in Kanada mit den Plätzen neun und sechs zufriedengeben. "Natürlich habe ich mir zumindest einen Podestplatz erwartet. Ich hoffe auf den Super-G", sagte die Deutsche, die deutlich abgenommen hat.

Die Machtdemonstrationen von Vonn müsse man neidlos anerkennen, meinte Riesch. "Bei solchen Vorsprüngen braucht man nicht mehr nach kleinen Fehlern zu suchen. Das sind Welten", sagte die 27-Jährige und erklärte: "Lindsey ist in Topform. Sie nutzt den Vorteil des Männerskis voll aus. Wir könnten zwar alle auch damit fahren, aber niemand beherrscht das mit den langen Latten so wie sie."

"Dizzy Lizzy"

Elisabeth Görgl war am Samstag trotz Kopfschmerzen nach Trainingssturz und leichter Gehirnerschütterung als Dritte wieder einmal beste Österreicherin. "Mir geht es wesentlich besser, allerdings war ich müde und ein bissl schwindlig. Dizzy Lizzy sozusagen", erklärte die Steirerin, die nun auf drei Podestplätze in vier Rennen zurückblickt. "Es schaut also gut aus."

Auch vor zwei Jahren hatte Vonn beide Abfahrten gewonnen, dann hatte ihr Görgl im Super-G den Hattrick vermasselt. "Lindsey ist in einer außergewöhnlichen Form. Aber man darf sich nicht von vornherein abschreiben", gab sich Görgl kampfeslustig. "Wenn alles zusammenpasst, vielleicht bin ich dann wieder die Glückliche."

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