Veith: "Habe mich gefragt, ob der Sport das wert ist"

Noch auf Krücken, aber schon wieder motiviert: Anna Veith.
Der Ski-Star über Rücktrittsgedanken, Schmerzen und ihren mühsamen Weg zurück nach ihrer Knie-Operation.

Anna Veith lacht, als sie durch die Tür spaziert. Es ist ein ehrliches, ein herzliches Lachen – kein gezwungenes und gequältes, wie man es von ihr in der Vergangenheit auch schon gesehen hat. Die Operation am linken Knie, bei der ihr ein Teil der Patellarsehne entfernt wurde, ist gut verlaufen, die 27-jährige Skifahrerin hat ihren Optimismus wiedergefunden. "Ich fühle mich sehr wohl."

Wie geht’s mit ihr jetzt weiter? Was sind ihre Ziele? Und warum sind ihre Rücktrittsgedanken wieder verflogen? Antworten auf die brennendsten Fragen.

Warum musste sich Anna Veith diesem Eingriff unterziehen?

Anna Veith: Schon seit vier Jahren schlägt sich die 27-Jährige mit dieser Patellarsehnenreizung herum. Vor ihrem Totalschaden im rechten Knie (OP im Oktober 2015) konnte Veith diese Probleme noch kaschieren und durch das gesunde Knie kompensieren. Zuletzt war aber an ein normales Skifahren kaum mehr zu denken. "Je größer die Belastung war, desto größer wurden die Schmerzen", berichtet Veith. Deswegen musste sie auch immer wieder Zwangspausen einlegen. "Ich habe nicht in dem Umfang trainieren können, wie ich wollte – und wie es auch nötig gewesen wäre."

Was ist das Problem an dieser Verletzung?

Bei Knochenbrüchen oder Bänderverletzungen ist der Heilungsverlauf normalerweise gut vorhersehbar. Anders verhält es sich bei einer Sehnenverletzung. Zwei Tage nach der OP ist Veith zwar bereits schmerzfrei und mit Krücken wieder auf den Beinen, doch diese Fortschritte sind trügerisch. "Die Sehne reagiert oft nicht sofort, man merkt meist erst am Tag danach, dass die Belastung zu viel war. Daher braucht es einen sehr behutsamen Aufbau", sagt Christian Hoser, der die Salzburgerin in Hochrum operiert hat.

Wie sieht der Zeitplan aus?

Christian Hoser ist mit seinen Prognosen bewusst zurückhaltend und will keine falschen Hoffnungen schüren. "Bei einem optimalen Heilungsverlauf kann sie nach sechs Monaten wieder rennmäßig skifahren. Olympia wird sich sicher ausgehen", sagt der Chirurg.

Warum hat Veith nie öffentlich über ihre Probleme an der Patellarsehne gesprochen?

Weil sie gewusst hat, dass die Medien sie dann ständig darauf angesprochen hätten. "Ich wollte mit diesem Thema nicht nerven und auch nicht jammern."

Stand das Karriereende im Raum?

Ja. Anna Veith hat sich in den vergangenen Tagen auch ernsthaft mit dem Thema Rücktritt auseinandergesetzt. "Ich war mir nicht sicher, ob ich wirklich noch bereit bin, diesen Weg weiterzugehen. Und ich habe mich natürlich auch gefragt, ob der Sport das wert ist." Nach der Operation waren diese Gedanken aber rasch verflogen. "Man sagt immer, man spürt, wenn es vorbei ist. Aber dieses Gefühl ist bei mir noch nicht da", sagt die Olympiasiegerin.

Ist es ein Vorteil, dass Veith bereits eine lange Reha hinter sich hat?

Sie weiß jedenfalls, was auf sie zukommt. Nach Ansicht von Veith sind diese Erfahrungswerte ein immenser Vorteil. "Ich weiß, wie man mit dieser Situation umgeht, und was ich brauche, um wieder an die Spitze zu kommen. Das war mir nach meiner letzten Verletzung nicht bewusst. Heute bin ich mir sicher: Das ist schaffbar."

Welche Ziele verfolgt Anna Veith noch?

Mit ihren 27 Jahren hat die Salzburgerin alle wichtigen Trophäen bereits in ihrer Sammlung. "Es tut gut, zu wissen, dass ich alles erreicht habe und nichts mehr beweisen muss", erklärt Veith. "Daher kann ich mich voll und ganz darauf konzentrieren, wieder fit zu werden. Aber natürlich will ich wieder Rennen gewinnen, wenn ich zurückkomme." Nachsatz: "Und wenn ich schmerzfrei fahren kann, dann wird das auch funktionieren."

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