Teure Eiszeiten: Frostige Stimmung im Hochsommer

Die Schultz-Halle sorgte bisher für ein großes Minus
Nach der Verdoppelung der Kosten steht Wiens Sport-Politik in der Kritik.

Grund für die schlechte Stimmung in den Wiener Eishockey-Klubs ist die empfindliche Erhöhung der bisher günstigen Eiszeiten in der Schultz-Halle. Nachwuchsteams bezahlen pro 50 Minuten 48 statt 24 Euro, an Meisterschaften teilnehmende Seniorenteams müssen 120 statt 72 Euro berappen. Zum Vergleich: Nicht-Liga-Teams zahlen den Normalpreis von 216 Euro.

Franz Kalla, Manager der Vienna Capitals und Hallenbetreiber, begründet: "Mit der Erhöhung kommen wir in die Nähe einer ausgeglichenen Bilanz." Seit die Capitals Betreiber des Eissportzentrums sind, musste ein jährlicher Verlust von 350.000 Euro hingenommen werden. Bekommen haben die Capitals die Betreibung der Halle nach der Erweiterung 2011. Davor hatte die Stadt Wien Eiszeiten um 3,50 Euro vergeben und mehr als zwei Millionen Euro Verlust gemacht. Kalla ließ Kosten für Hallen in Österreich erheben und erkannte, dass die Schultz-Halle eine der billigsten war. Die Erhöhung der Tarife ließ er sich von der Politik absegnen.

Teams stehen vor dem Aus

Derzeit geht ein Aufschrei durch die Hallen. WEV-Manager Michael Vorlaufer rechnet mit 5000 Euro Mehrkosten für jede Mannschaft der Wienerliga: "Ich weiß nicht, wie die Teams das finanzieren können und wie viele aufgeben werden."

Das Damen-Team der Flyers habe die Nennung bereits zurückgezogen. Aus dem Büro von Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou bekam Vorlaufer gestern die falsche Information, dass die Stadt Wien "Eiszeiten nie subventioniert" hat.

Andreas Ösze, Präsident des Wiener Verbandes und gleichzeitig Chef der Junior Capitals, rechnet für den eigenständigen Capitals-Nachwuchs mit Mehrkosten von 22.000 Euro. Von den Capitals bekomme Ösze nur "Hilfe zur Selbsthilfe, aber kein Geld." Wir werden das mit Einsparungen hereinbekommen." Und der Mitgliedsbeitrag ist mit 800 Euro für jedes Kind auch recht hoch.

1000 Euro Beitrag

Noch mehr zahlen die Nachwuchsspieler der Tigers, seit Jahren erfolgreichster Nachwuchsverein Österreichs. Vorstand Harry Schröder: "Unter-16-Spieler zahlen 1000 Euro ein." Dazu kommen noch Kosten für Camps und Ausrüstung. Die Erhöhung der Eiszeiten kostet 18.000 Euro. "Wir werden nicht weniger trainieren. Da könnten wir gleich zusperren. Natürlich denkt man daran, aber es geht um 200 Kinder", sagt Schröder, der Verständnis für die Erhöhung der Tarife hat. Aber: "Wären die Tigers ein Kindersymphonie-Orchester, das in Japan auftritt, dann würde es die Stadt Wien fördern."

Gefördert wurden die Klubs bis zur Übergabe der Halle an die Capitals nur mit sehr günstigen Eiszeiten. Und jetzt?

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