Südtiroler Paris gewinnt Abfahrts-Spektakel auf der Streif

Dominik Paris kennt das Siegergefühl auf der Streif - er gewann ja schon 2013.
Der Südtiroler verweist zwei Franzosen auf die weiteren Podestplätze. Matthias Mayer wird als Achter bester Österreicher.

Dominik Paris kostete diesen Moment voll aus. Als auf der Anzeigetafel neben seinem Namen der Einser aufblinkte; als sich die Stimme des Stadionsprechers überschlug, die Rennfahrerkollegen im Ziel anerkennend applaudierten und ihm alle huldigten. Da sank der neue Ski-König von Kitzbühel in die Knie und verneigte sich.

Dabei wäre es eigentlich an den 50.000 Besuchern am Fuße des Hahnenkamms gewesen, den Hut zu ziehen:

Für die Show, die ihnen da am Samstag von den Abfahrern auf der Streif geboten wurde. Für dieses spektakuläre, spannende Rennen, in dem der Rettungshubschrauber am Boden bleiben durfte; und auch dafür, dass es im Sport noch solche Typen wie Dominik Paris gibt. Spitzname Domme, oder auch Obelix – weil der kräftige Südtiroler so aussieht, als wäre er in seiner Kindheit in einen Kessel mit Zaubertrank gefallen. "Vollgas ist meine Lebenseinstellung", pflegt der 27-Jährige gerne zu sagen.

Ohren auf

Es ist, zugegeben, nicht immer leicht, Dominik Paris zu folgen. Nicht auf der Streif, wo er am Samstag bereits zum dritten Mal nach 2013 (Abfahrt) und 2015 (Super-G) gewinnen konnte. Und schon gar nicht bei den Interviews. Wer jetzt nicht gerade aus dem Ultental unweit von Meran kommt, in dem Paris aufgewachsen ist, der tut sich schwer mit dem eigenwilligen Dialekt. "Ich bin halt so und will mich auch nicht verstellen. Aber wenn ich versuche, Hochdeutsch zu reden, dann versteht man erst recht nichts", gibt der siebenfache Weltcupsieger zu.

Südtiroler Paris gewinnt Abfahrts-Spektakel auf der Streif
Alpine Skiing - FIS Alpine Skiing World Cup - Men's Downhill Race - Kitzbuehel, Austria - 21/01/17 - Dominik Paris of Italy in action. REUTERS/Dominic Ebenbichler
Aber dieser Dominik Paris war sowieso schon immer ein wenig anders. In seinen rebellischen Jugendjahren schien die Ski-Karriere bereits vorbei, noch ehe sie richtig begonnen hatte. "Ich war brutal viel unterwegs. Und Ausgehen und Skifahren, das haut nicht hin", erinnert sich der 27-Jährige. Zu dieser Zeit war der Südtiroler noch stämmiger, als er es heute ist. "Ich hatte über 110 Kilo und konnte plötzlich nicht mehr so Skifahren, wie ich es eigentlich wollte", erzählt der Kitz-Champion.

Auf der Alm

Auf Anraten seiner Trainer zog sich Paris einen Sommer lang auf eine Alm in der Schweiz zurück und arbeitete als Schafhirte. "Dort konnte ich abschalten. Außerdem habe ich in der Zeit 14 Kilo abgenommen – und auf einmal ist das Skifahren wieder ganz leicht gegangen."

Mittlerweile hat der gelernte Maurer im Weltcup bereits einige Meilensteine gesetzt. Der gestrige Sieg überstrahlt in seinen Augen aber alles, sogar seinen ersten Abfahrtserfolg vor vier Jahren auf der Streif. "Das war diesmal viel emotionaler. Eigentlich kann ich es noch immer nicht glauben, dass mir das schon wieder gelungen ist."

Der siebente Weltcupsieg war freilich eine Zitterpartie. Die beiden Franzosen Valentin Giraud Moine (2.) und Johan Clarey (3.) waren der Bestzeit von Dominik Paris bedrohlich nahe gekommen. Und Beat Feuz lag bis zu seinem Abflug ins Netz (siehe Seite 22) sogar 0,7 Sekunden vor dem Italiener. "Das Glück war diesmal auf meiner Seite", weiß Paris.

Und noch eines weiß der 27-Jährige seit seinem Premieren-Triumph auf der Streif. "Einen Sieg in Kitzbühel musst du feiern. Aber ich glaube nicht, dass die Party überhaupt noch legendärer werden kann, als die von 2013."

Österreich fehlte bei der abendlichen Siegerehrung, als Bester war Super-G-Triumphator Matthias Mayer Achter, Hannes Reichelt kam auf Rang neun, Max Franz schied aus.

Für Mayer (+0,75) war es das beste Abfahrtsergebnis seit November 2015 in Lake Louise, als er ebenfalls Achter war und dem wenige Wochen später in Gröden so verhängnisvollem Sturz, als er sich Brustwirbel brach. "Ich bin zufrieden. Viele Leute haben sich was erwartet von mir wieder. Ich bin echt froh. Ein Top-Ten-Platz passt. Es war nicht so einfach, es war erst die dritte Abfahrt nach dem Sturz", erinnerte der Olympiasieger, der im Gefühl verlangendem Mittelteil nicht optimal zurecht kam.

"Da oben ist es so schwer, da kann alles passieren. Obwohl ich an meinem Fehler schon selber schuld war. Ich fahre eigentlich mit einem guten Gefühl nach Hause, nur muss ich noch sauberer Skifahren", sagte 2014-Sieger Reichelt, der im Ziel überrascht war, so nahe dran zu sein (0,82). "Vom U-Hakerl weg war der Ski der Schnellste", meinte der Super-G-Weltmeister, der im Rennen im vergangenen Jahr wie Georg Streitberger und Aksel Lund Svindal so böse gestürzt war.

Sehr gut unterwegs war Vincent Kriechmayr, der wie viele aber die Schrägfahrt zu tief erwischte und dem es anschließend im Zielschuss am Speed fehlte. "Unten ist mir genau das Gleiche passiert wie im Training. Anscheinend lern' ich nie dazu", sagte der Oberösterreicher, der als Elfter (1,05) nach Platz 13 im Super-G jedoch seine Aufwärtstendenz unterstrich.

Mit Max Franz scheiterte einer der heißesten Siegertipps früh, der Kärntner verlor bei der Ausfahrt Mausefalle mit Zwischenbestzeit den Außenski, parierte aber bravourös und blieb unverletzt. "Die Chance wäre da gewesen. Einmal war es bei mir oben auch grün. Aber wenn die Bindung aufgeht, was willst du da machen?", fragte der Gröden-Triumphator, der sich beim alleinigen Runterrutschen nach dem Ausfall "richtig beschissen" fühlte.

Klaus Kröll klassierte sich als 17., hinter Daniel Danklmaier (25.) haderte Romed Baumann mit seiner Leistung und Platz 26. "Das Rennen ist brutal geil, die Piste ist brutal schwer. Ich habe es nicht umsetzen können, das zipft mich gewaltig an."

Glimpflich verlief ein Sturz von Beat Feuz, der Schweizer Super-G-Dritte vom Freitag hatte bei der Einfahrt in die Schrägfahrt 0,72 Sekunden Vorsprung, als er nach einem Fahrfehler aber doch noch relativ kontrolliert ins Netz abflog und unverletzt blieb.

1.

Dominik Paris (ITA)

1:55,01

2.

Valentin Giraud Moine (FRA)

1:55,22

+0,21

3.

Johan Clarey (FRA)

1:55,34

+0,33

4.

Peter Fill (ITA)

1:55,41

+0,40

5.

Carlo Janka (SUI)

1:55,45

+0,44

6.

Erik Guay (CAN)

1:55,50

+0,49

7.

Adrien Theaux (FRA)

1:55,72

+0,71

8.

Matthias Mayer (AUT)

1:55,76

+0,75

9.

Hannes Reichelt (AUT)

1:55,83

+0,82

10.

Steven Nyman (USA)

1:55,85

+0,84

11.

Vincent Kriechmayr (AUT)

1:56,06

+1,05

12.

David Poisson (FRA)

1:56,33

+1,32

13.

Andreas Sander (GER)

1:56,35

+1,34

14.

Maxence Muzaton (FRA)

1:56,36

+1,35

15.

Adrian Smiseth Sejersted (NOR)

1:56,42

+1,41

16.

Guillermo Fayed (FRA)

1:56,50

+1,49

17.

Christof Innerhofer (ITA)

1:56,54

+1,53

.

Klaus Kröll (AUT)

1:56,54

+1,53

19.

Andrew Weibrecht (USA)

1:56,60

+1,59

.

Manuel Osborne-Paradis (CAN)

1:56,60

+1,59

21.

Mattia Casse (ITA)

1:56,65

+1,64

22.

Blaise Giezendanner (FRA)

1:56,71

+1,70

23.

Thomas Biesemeyer (USA)

1:56,77

+1,76

24.

Aleksander Aamodt Kilde (NOR)

1:56,83

+1,82

25.

Daniel Danklmaier (AUT)

1:56,84

+1,83

26.

Romed Baumann (AUT)

1:56,86

+1,85

27.

Bostjan Kline (SLO)

1:56,92

+1,91

28.

Ralph Weber (SUI)

1:56,94

+1,93

29.

Travis Ganong (USA)

1:56,96

+1,95

30.

Brice Roger (FRA)

1:56,99

+1,98

Weiter:

44.

Frederic Berthold (AUT)

1:57,74

+2,73

45.

Joachim Puchner (AUT)

1:57,87

+2,86

49.

Otmar Striedinger (AUT)

1:58,88

+3,87

U.a. ausgeschieden: Max Franz, Christian Walder (beide AUT), Beat Feuz (SUI)

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