Stefan Kraft: Die Leichtigkeit des Champions

Der Überflieger: Stefan Kraft ist in der Form seines Lebens.
Der Weltmeister fasziniert die Experten - nicht erst seit seinem Triumph in Lahti.

Er fühle sich nicht als Hauptdarsteller, hatte Stefan Kraft nach seinem Sensationssieg bei der Vierschanzentournee vor zwei Jahren gemeint. Ein Erfolg bei einem Großereignis mache noch lange keinen echten Champion. "Dafür muss ich schon noch einiges mehr gewinnen."

Zwei Jahre später ist Stefan Kraft nun der Mann, um den sich rund um die Schanze alles dreht. Er ist seit Samstag ein Weltmeister seines Faches und gehört nach seinem Triumph auf der Normalschanze nun endgültig zu den Größten im Skispringen. "Es ist immer wieder erstaunlich, wie es ihm gelingt, auf den Punkt da zu sein", zollt ÖSV-Cheftrainer Heinz Kuttin seinem Vorzeigespringer Respekt.

Tatsächlich scheint dieser Stefan Kraft jene Fähigkeit zu besitzen, die Trainer gerne als Winnermentalität bezeichnen. Kraft selbst sagt zu seiner Veranlagung, beim Saisonhöhepunkt immer in Hochform zu sein: "Ich lass’ da den Killer raus."

Trophäensammler

Bei seinem WM-Debüt 2015 in Falun gewann der Rookie gleich Bronze von der Kleinschanze. Bei der Skiflug-WM am Kulm gab’s im vergangenen Jahr ebenfalls die Bronzemedaille. Jetzt legte er in Lahti mit dem ersten WM-Titel nach und strafte auch alle Skeptiker Lügen, die in ihm stets nur ein Flieger-Ass gesehen hatten. "Ich hätte mir ehrlicherweise auch gedacht, dass er auf der kleinen Schanze leichter zu schlagen wäre als dann auf der Großen", sagte der deutsche Cheftrainer Werner Schuster, dessen Athleten Andreas Wellinger und Markus Eisenbichler knapp von Kraft überflügelt worden waren.

Frohnatur

Es sind nicht nur die Sprungkraft, das Fluggefühl und die hervorragende Landetechnik, die den neuen Weltmeister auszeichnen. Was Stefan Kraft wirklich in den Rang eines Überfliegers hebt, ist seine Bodenständigkeit und Natürlichkeit. Man kennt den Pongauer eigentlich nur mit einem frechen Grinser und einem lockeren Spruch auf den Lippen. Selbst als ihn in diesem Winter während der Tournee ein Magen-Darm-Virus in die Knie gezwungen hatte, war er im Interview noch zu Scherzen aufgelegt. "Er ist ein richtiger Lauser", erklärt Patrick Murnig, der langjährige Mentor des neuen Weltmeisters. "Eine echte Wundertüte, aber im positiven Sinn."

Stefan Kraft: Die Leichtigkeit des Champions
CORRECTION - Stefan Kraft of Austria soars during his first competition jump of the mixed normal hill team event of the 2017 FIS Nordic World Ski Championships in Lahti, Finland, on February 26, 2017. / AFP PHOTO / Jonathan NACKSTRAND / ÒThe erroneous mention[s] appearing in the metadata of this photo by Jonathan NACKSTRAND has been modified in AFP systems in the following manner: [Stefan Kraft of Austria] instead of [Michael Hayboeck of Austria]. Please immediately remove the erroneous mention[s] from all your online services and delete it (them) from your servers. If you have been authorized by AFP to distribute it (them) to third parties, please ensure that the same actions are carried out by them. Failure to promptly comply with these instructions will entail liability on your part for any continued or post notification usage. Therefore we thank you very much for all your attention and prompt action. We are sorry for the inconvenience this notification may cause and remain at your disposal for any further information you may require.Ó
Für Anton Innauer, der in seinem langen Leben als Flugbegleiter schon viele Siegertypen und Stars gesehen hat, ist Stefan Kraft wieder einmal das perfekte Ergebnis der "österreichischen Skisprungkultur", die sich hierzulande über Jahrzehnte entwickelt hat. "Mit den Vereinen, mit dem Skigymnasium in Stams und mit dem Erfahrungsschatz. Und wenn bei einem das Rüstzeug, das Talent und die Bereitschaft da sind, dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis so einer explodiert", erklärt Innauer.

Bayern-Fan

Der neue Champion kann mit dem vielen Lob genauso gut umgehen wie mit dem Rummel um seine Person. Stefan Kraft ist keiner, der das Rampenlicht scheut oder Autogrammjägern aus dem Weg geht. Ganz im Gegenteil: Nichts hasst der 23-Jährige mehr als Langeweile. Bei der Olympia-Generalprobe in Südkorea hätte ihn zuletzt beinahe der Lagerkoller ereilt. "Das war so fad dort. Mir ist’s viel lieber, wenn sich was rührt und ein bisschen was los ist. Deswegen taugen mir solche Sachen wie die Tournee oder Weltmeisterschaften."

Die Konkurrenz wird das mit Sorgenfalten registrieren: Viele Sportler bekommen bei Großereignissen zittrige Knie. "Ich bin aufgeregt, wenn die Bayern spielen."

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