St. Moritz: Im freien Fall ins WM-Abenteuer
140.000 WM-Zuschauer werden in St.Moritz erwartet. Nicht ein einziger von ihnen wird je die Passage abrutschen dürfen, auf der am Montag schon acht Stunden vor der offiziellen Eröffnung für die mutigsten Rennläufer die WM beginnt. Das Fahrverbot gilt auch für sämtliche 1500 Medienvertreter. Selbst die Firmen-Serviceleute und Trainer haben via Eisenstiege das (in 2640 Meter Höhe gelegene) kleine Plateau wieder zu Fuß zu verlassen, nachdem sich ihre Schützlinge ins vermeintliche Nichts gestürzt haben.
Am steilsten
Der Startschuss von St.Moritz gilt als der steilste im Skizirkus. "Wir sind froh, dass wir ihn haben", sagt FIS-Abfahrtsdirektor Hans Trinkl über den "freien Fall" lakonisch. "Weil die Läufer damit genug Geschwindigkeit für das lange Flachstück danach bekommen."
Auch die Abfahrtsspezialisten, zumindest die weltbesten, wirken nach außen hin unbeeindruckt. Das war schon bei der WM 2003 in St.Moritz so gewesen, als Michael Walchhofer Weltmeister, Hermann Maier hingegen nur Achter wurde und sich Hannes Trinkl als Titelverteidiger (und Startnummern- bzw. Materialopfer) gar mit Platz 31 begnügen musste. Auch habe er es als Rennläufer von der Piste her stets etwas "wirrer und heikler " lieber gehabt, erinnert sich Trinkl. Als FIS-Speedverantwortlicher aber schwärmt er jetzt vom wunderschönen Gelände in St.Moritz.
Am weitesten
Und der Sprung, über den sich der letztjährige St.Moritz-Sieger Beat Feuz nach einem teaminternen Schweizer Training in St. Moritz kürzlich so aufregte?
"Der Sprung geht bei der WM sicher nicht 84 Meter weit." Dafür werde die FIS schon Sorgen, verspricht Trinkl. "Obwohl man als Rennläufer, wie ich aus eigener Erfahrung weiß, gar nicht mitkriegt, ob man gerade 50 oder 60 Meter weit fliegt."
Am heikelsten
Mehr Sorgen bereitet Trinkl (und nicht nur ihm) das Wetter. Weil die Rennstrecken in St.Moritz oberhalb der Baumgrenze liegen, ist für einen unproblematischen Rennverlauf und gute Sicht in Wahrheit Postkartenwetter erforderlich wie es zuletzt in Kitzbühel und 2003 bei Walchhofers Triumph in St.Moritz geherrscht hatte.
Für Montag sind die Prognosen der Meteorologen nicht gerade günstig. Ungeachtet dessen hat auch Torlaufspezialist Marcel Hirscher vor, sich den fast senkrecht anmutenden Starthang anzutun. Hirscher wird sich am Abfahrtstraining wegen des Kombinationsbewerbs beteiligen, in dem er Titelverteidiger ist.
Dank Marcel Hirschers Wild Card wird Österreich in der alpinen Vielseitigkeitsprüfung im Heimatort von FIS-Präsident Gianfranco Kasper mehr Startplätze (fünf) als ernsthafte Medaillenkandidaten haben.
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