"Sotschi 2014 ist mein Ziel"

Austria's Benjamin Raich reacts after the men's slalom World Cup race in Kranjska Gora March 11, 2012. REUTERS/Srdjan Zivulovic (SLOVENIA - Tags: SPORT SKIING)
Der 34-Jährige denkt noch lange nicht ans Aufhören.

Jugendliche strecken ihm nach wie vor aufgeregt Kuli und Fotos für Autogramme entgegen. Benjamin Raich ist noch immer ein gefragter Mann, auch nach dem Training im steirischen Mini-Ski-Ort Gaal. Der aktuelle Weltcup-Titelverteidiger Marcel Hirscher kriegt einen dicken Hals, wenn die Leistungen des ehemaligen Weltcupsiegers angezweifelt werden. Für Hirscher gilt "Benni" immer noch als Vorbild.

Die Rede ist vom erfolgreichsten österreichischen alpinen Skifahrer dieses Jahrtausends. Vom zehnfachen WM-Medaillengewinner und zweifachen Olympiasieger Benjamin Raich, für den Sonntag beim Slalom in Zagreb der finale Countdown zur Heim-WM in Schladming beginnt. Anders als vor bisherigen Weltmeisterschaften hat der vielseitige Raich vorerst nur in der (weniger populären) Kombination einen fixen Startplatz.

KURIER: Bei der Abfahrt in Bormio ist auch Ivica Kostelic nicht mehr gestartet. Bode Miller hat in dieser Saison wegen Knieproblemen überhaupt noch kein Rennen bestritten. Müssen fleißige Skisportler für ihren Tanz auf zu vielen Hochzeiten büßen? Ist die Zeit der Allrounder vorbei?
Benjamin Raich:
Es sieht so aus. Möglich sollte der vielseitige Rennläufer trotzdem noch sein.

Aber sind denn nicht auch Sie ein Opfer des Trends zum Spezialistentum?
Ich will nicht jammern. Ich könnte mich ja genau so gut auf nur einen Bewerb konzentrieren. Natürlich fällt auf, dass manche überhaupt nur noch einen Bewerb fahren. Nicht einmal mehr Riesentorlauf, sondern nur noch Slalom. Oder umgekehrt. Und dann trifft man auf solche Spezialisten, die mehr Zeit zum Tüfteln haben und genau wissen, was sie am Fuß haben.

"Sotschi 2014 ist mein Ziel"
APA9607732-2 - 27092012 - ALTENMARKT - ÖSTERREICH: ZU APA-TEXT SI - Medientag Atomic Racing am Donnerstag, 27. September 2012, in Altenmarkt. Im Bild: (v.l.) Benjamin Raich (AUT) und Marlies Schild (AUT). APA-FOTO: EXPA/ JOHANN GRODER
Hermann Maier behauptet, dass die Materialabstimmung eine viel größere Rolle spiele als man in der Öffentlichkeit glaubt. Nur könne er das erst jetzt sagen, weil man ihm diese Meinung zu seiner aktiven Zeit als Ausrede ausgelegt hätte.
Der Hermann hat recht.

Sie hört man aber nie übers Material reden, geschweige denn schimpfen.
Warum soll ich eine Firma eintunken, die mir so viel Gutes getan hat? Warum soll ich fleißige Leut’, die sich Tag und Nacht für mich den A... aufreißen, schlecht machen, wenn’s einmal nicht so läuft?

Es fällt auf, dass Sie in dieser Saison nach guten ersten Durchgängen im zweiten Lauf zurückfallen. Warum?
Die Frage kenn’ ich. Die ist mir ja auch schon vor Jahren in meiner erfolgreichsten Zeit gestellt worden.

"Sotschi 2014 ist mein Ziel"
APA10744502-2 - 22122012 - INNSBRUCK - ÖSTERREICH: ZU APA 070 SI - Ski-Alpin-Star Marlies Schild vor einer ÖSV-Pressekonferenz am Samstag, 22. Dezember 2012, im Sanatorium Kettenbrücke in Innsbruck. Zwei Tage nach ihrem in Aare erlittenen Innenbandriss im rechten Knie hat Marlies Schild ein mögliches Karriereende vorerst offen gelassen APA-FOTO: ROBERT PARIGGER
An der Kondition wird es ja nicht liegen. Obwohl es legitim wäre, wenn Sie als bald 35-Jähriger nicht mehr so gute Werte hätten wie als 20-Jähriger.
Meine konditionellen Werte waren in den Anfangsjahren meiner Karriere schlechter als jetzt.

Macht Ihnen Ihr im Februar 2011 operiertes Knie noch zu schaffen?
Überhaupt nicht. Das Kreuzband ist perfekt geflickt. Meine Kniegelenke haben keine Langzeitschäden.

Was Ihre Lebensgefährtin Marlies Schild und Ihr Schwager, der nordische Kombinierer Mario Stecher, nicht behaupten können.
Ja leider. Mario, den es jetzt wieder bei einem Sprung ins Flache erwischt hat, wurde bereits neun Mal operiert. Marlies lag auch schon x-mal unterm Messer. Obwohl ihr die jüngste Verletzung auch ohne Skifahren hätte passieren können. Sie hat in der Reha schon wieder mit den Training begonnen.

Somit setzt Marlies Schild ihre Karriere fort?
Darüber wird sie so knapp nach der Operation noch nicht endgültig entscheiden.

Und Sie? Streben Sie noch Ihre vierte Olympia-Teilnahme an?
Sotschi 2014 ist mein Ziel.

Ist bei der Heim-WM in Schladming der Super-G für Sie noch ein Thema?
Ja. Absolut. Es hat sich beim Weltcup-Finale im März des Vorjahres in Schladming gezeigt, dass mir der Hang sehr gut liegt. Mir ist bewusst, dass es vor der WM nur noch einen einzigen Super-G gibt. In Kitzbühel. Dort muss ich gut sein.

"Sotschi 2014 ist mein Ziel"
Austria's Benjamin Raich passes a gate during the men's Alpine Skiing World Cup super-G race in the Norwegian ski resort of Kvitfjell March 2, 2012. REUTERS/Leonhard Foeger (NORWAY - Tags: SPORT SKIING)
Sie hatten im Sommer erstmals in Chile am Schneetraining der Abfahrtsgruppe teilgenommen. Bis jetzt blieben diese Mühen unbelohnt. Haben Sie die Entscheidung bereut?
Ich hatte mir mehr erhofft. Aber es war trotzdem ein richtiger Schritt. Viel Abfahrt bin ich ja im Weltcup bisher nicht gefahren. Nur in Lake Louise. Jetzt konzentriere ich mich auf die Disziplinen, die ich eigentlich können sollte. Dazu zähle ich auch den Super-G.

Haben Sie die Materialreform, die längeren und schmäleren Skier, unterschätzt?
Es war eine Umstellung. Doch ich denke, dass ich sie geschafft habe. Nur sieht man es bisher noch nicht. Ich sage nach wie vor, dass die Materialreform aus Sicherheitsgründen richtig war. Der Druck in den Kurven ist deutlich geringer. Obwohl trotzdem einiges passiert ist.

Leben Benjamin Raich wurde am 28. Februar 1978 in Leins (Pitztal) geboren. Er besuchte das Ski-Gymnasium in Stams. Seit dem Jahr 2004 ist er mit Slalom-Ass Marlies Schild liiert.

Karriere Der fünffache Junioren-Weltmeister stieg 1996 in den alpinen Ski-Weltcup ein. Drei Jahre später gewann er in Schladming seinen ersten Weltcup-Slalom. 2006 kürte sich Raich zum Gesamtweltcup-Sieger. Der Doppel-Olympiasieger von Turin 2006 (Slalom, RTL) hält zudem bei zehn WM-Medaillen (3 Gold, 6 Silber, 1 Bronze).

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