Starkes Schlierenzauer-Comeback macht Hoffnung auf mehr

Schlierenzauer ließ sich auch vom Medien- und Fan-Rummel nicht aus der Ruhe bringen.
Der Tiroler sprach von einer Riesen-Genugtuung und einem schönen Gefühl, weil es ihm gleich wieder so aufgegangen ist.

Gregor Schlierenzauer hat sein mit Spannung erwartetes Comeback nach 376 Tagen Wettkampf-Pause mit Bravour absolviert. Im ersten Bewerb in Wisla qualifizierte er sich souverän und verpasste als 31. nur knapp Weltcup-Punkte, im zweiten gewann er die Qualifikation, lag nach einem 135,5-m-Flug auf Platz vier und landete auf dem starken achten Rang. Und dies nach einem Kreuzbandriss im März 2016.

Dementsprechend war nicht nur der 53-fache Weltcup-Sieger, der auch vom polnischen Publikum mit viel Jubel wieder aufgenommen wurde, sondern auch sein Umfeld begeistert. Sein neuer Manager Hubert Neuper schwärmte: "Was er wirklich gut gemacht hat, ist, dass er den 31. Rang mit Demut und Anstand angenommen hat. Er weiß, dass es noch was zu tun gibt, aber er weiß, dass es gute Chancen gibt, dass er zurückkommt".

Neuper sah aber auch die Überwindung der Sinnkrise, die Schlierenzauer vergangenes Jahr durchgemacht hatte, als eine Art Sieg. "Wenn man sich im Sport misst, dann ist das Podest das Endziel, aber es nicht mehr vordergründig das Ziel von Gregor, sondern, dass er diese Zeit durchgestanden hat, wo er den Abgrund, unter Anführungszeichen, gesehen hat, und dass er irgendwann stehengeblieben ist, das ausgehalten hat und gesagt hat, okay ich gehe den Weg weiter." Neuper sieht Schlierenzauer da als Vorbild. "So inspiriert er viele Millionen Menschen, die sehen, es zahlt sich aus durchzuhalten, weiterzugehen, nicht nur im Sport."

Befreiung für den Kopf

Schlierenzauer sprach von einer Riesen-Genugtuung und einem schönen Gefühl, weil es ihm gleich wieder so aufgegangen ist. "Es ist eine tolle Bestätigung, dass wir auf einem guten Weg sind. Ein guter Schritt, um weiterzugehen in Richtung Zakopane." Von einer Befreiung für den Kopf sprach Schlierenzauer. Auch im Hinblick auf das rechte Knie, das der Belastung des Riesensatzes im ersten Sonntag-Durchgang samt Telemark standhielt. Ein Sprung, der ihm sogar einmal die Note 20,0 einbrachte.

"Das ist jetzt ein riesen-grünes Hakerl, dass das, was man sich erarbeitet hat, in die richtige Richtung geht", meinte ein gelöster Schlierenzauer, der den "alten" Gregor in sich gespürt hat als er als Viertletzter in den Bewerb ging. "Ja, er war teilweise schon da, aber natürlich fehlt mir noch ein bisserl die Festigkeit und auch die Basics", sagte der Stubaier. "Der Zug ist jetzt einmal losgefahren, ich sitze einmal drinnen und jetzt gilt es die nächsten Stationen anzupeilen."

Auch ÖSV-Co-Trainer Andreas Widhölzl war angetan vom Comeback des Schützlings. "Hut ab, er hat wirklich gut gearbeitet und Respekt, wie er den Sprung im ersten Durchgang reingepflanzt hat, das war sehr 'killer-like'", sagte der Tiroler. Ob Schlierenzauer nun gar schon für den Teambewerb am Samstag in Zakopane ein Thema sein könnte? "Man freut sich immer, wenn es schwierig wird zum Aufstellen, das darf dann der Chef entscheiden", meinte er mit einem Lächeln in Richtung des pausierenden Cheftrainers Heinz Kuttin. "Wir sind froh, dass wir wieder einen mehr haben, der vorne reinspringen kann."

Kollegen glauben an Schlieri

Michael Hayböck kann sich durchaus einen Schlierenzauer im Team in Zakopane vorstellen. "Ich hoffe, dass ich in Zakopane gleich wieder super zurückfinde. Da haben wir ja auch ein Teamspringen. Von dem her sind wir einmal sehr froh, da werden wir sicher eine starke Mannschaft stellen mit ihm. Von dem gehe ich aus."

Österreichs aktuell bester Mann ist freilich weiterhin der Gesamtweltcup-Vierte Stefan Kraft. "Nach meiner Krankheit sind meine Füße ziemlich hart, ich habe noch einen Muskelkater. Ich bin sicher noch nicht auf 100 Prozent, aber wenn dann so etwas herauskommt ist es perfekt", sagte der Salzburger nach den Rängen zwei und vier in Wisla.

Kraft glaubt, dass Schlierenzauer die Besten im ÖSV-Team bald konstant fordern kann. "Auf jeden Fall. Er würde nicht mitspringen, wenn er es sich nicht zutraut. Er möchte sicher konstant unter die Zehn springen, das kann er auch. Wenn er so cool bleibt und so weitertut, dann gelingt es ihm sicher, dass er wieder einmal auf dem Stockerl steht."

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