Skispringen: Kraft fliegt zu WM-Gold

Stefan Kraft flog zum Weltmeistertitel in Lahti.
Stefan Kraft siegte hauchdünn vor Andreas Wellinger und Markus Eisenbichler.

Stefan Kraft hat seinen aktuellen Höhenflug prolongiert und sich am Samstag zum Skisprung-Weltmeister gekürt. Der 23-Jährige triumphierte bei den Nordischen Titelkämpfen in Lahti von der Normalschanze. Kraft gewann nach Halbzeitführung vor den Deutschen Andreas Wellinger (2,1 Punkte zurück) und Markus Eisenbichler (7,2). Die erste ÖSV-Medaille in Lahti war gleich aus Gold.

Der Salzburger Kraft hatte im Weltcup vier Siege und zuletzt sieben Podestplätze in Serie geholt. Er ist ein Wettkampftyp und erreichte nun in Finnland seinen vorläufigen Karriere-Höhepunkt. Kraft ließ sich im Finale durch die Vorgaben der zwei Deutschen nicht beirren. Eisenbichler (95/100,5) verbesserte sich mit Tagesbestweite vom sechsten Platz, Wellinger schaffte nach 96,5 auch 100 Meter.

Genugtuung nach Vierschanzen-Rückschlag

Der aktuelle Überflieger ließ aber auf 99,5 bei ungünstigeren Bedingungen 98 Meter folgen und wurde von den Teamkollegen gefeiert. "Genial! Das hätte ich mir nicht träumen lassen, dass das passiert", jubelte Kraft. Wellingers Sprung habe ihn schon ein wenig nervös gemacht, gab der Pongauer zu. "Aber dann ist es richtig dahingegangen. Davon habe ich geträumt." Für Kraft war es eine besondere Freude, nachdem ihm ein Virus die Siegchance bei der Vierschanzen-Tournee genommen hatte und er danach durch eine Nebenhöhlenentzündung zurückgeworfen worden war. Der neue Aufbau führte ihn nun auf den Gipfel.

Nach Einzel-WM-Bronze 2015 (Normalschanze) und 2016 (Skifliegen) gelang dem Salzburger ausgerechnet auf der eher ungeliebten kleinen Salpausselkä-Schanze der große Coup. Er avancierte zum sechsten ÖSV-Champion auf der Normalschanze nach Toni Innauer (1980), Armin Kogler (1982), Heinz Kuttin (1991), Wolfgang Loitzl (2009) und Thomas Morgenstern (2011).

Vorsprung verwaltet

Kraft legte im ersten Durchgang mit umgerechnet zweieinhalb Metern Vorsprung auf Wellinger den Grundstein. "Das war eine richtige Bombe", sagte Cheftrainer Kuttin und sein Musterschüler sprach von "einem meiner besten Sprünge". Er habe gesehen, dass sein Zimmerkollege Michael Hayböck führe. "Da habe ich mir gedacht, da musst du nachziehen." Gesagt, getan.

Im Finale ließ sich der vierfache Saisonsieger im Weltcup die Führung nicht mehr entreißen. Damit wurde auch die Medaillenserie des ÖSV bei Titelkämpfen in Lahti prolongiert. Nach Silber durch Alois Lipburger 1978, Bronze durch Kuttin 1989 sowie durch Martin Höllwarth 2001 gab es nun sogar Gold. "Der Beste hat gewonnen", gab auch Wellinger zu.

Kuttin freute sich über die erste Goldmedaille unter seiner Führung. "Wir sind sehr happy, dass es für den ganz großen Wurf gereicht hat", sagte der Cheftrainer. "Stefan springt schon länger in sehr guter Form, wir sind alle glücklich, dass wir Gold haben."

Kraft springt auch im Mixed-Bewerb

Der Coach lobte auch Michael Hayböck. Als Sechster und zweitbester ÖSV-Springer wurde der Oberösterreicher für den Mixed-Bewerb am Sonntag (16.30 Uhr) nominiert. "Wir sind sehr stark aufgestellt und können mit der Medaille mit noch mehr Selbstvertrauen springen."

Hayböck, vor einem Jahr Gewinner der Generalprobe, gelang im ersten Durchgang eine deutliche Verbesserung gegenüber dem Training. Doch auf 98 folgten im Finale nur 95,5 m, damit fiel Krafts Zimmerkollege vom dritten Rang zurück.

Manuel Fettner (95/94,5 m) wurde Zwölfter und Gregor Schlierenzauer merkte man den Rückstand nach seinen vor kaum drei Wochen erlittenen Sturzverletzungen noch an. Mit 89,5 und 90 Metern wurde er 24. und freute sich mit Kraft. "Es ist natürlich wunderschön, wenn ein Teamkollege Weltmeister wird. Wir haben etwas zu feiern!"

Geboren: 13. Mai 1993 in Schwarzach im Pongau
Wohnort: Goldegg (S)
Familienstand: ledig
Größe/Gewicht: 1,70 m/56 kg
Hobbys: Fußball, Skifahren, Beach-Volleyball
Verein: SV Schwarzach
Homepage: www.kraft-stefan.com

Größte Erfolge:
WM:
Gold Normalschanze 2017 Lahti, Silber Team 2015 Falun, Bronze Normalschanze 2015

Skiflug-WM:
Bronze Einzel und Team 2016 Kulm

Weltcup:
8 Siege, Gesamt-Dritter 2014/15

Vierschanzen-Tournee:
Sieger 2014/15

Junioren-WM:
Gold Team 2011, Silber Einzel 2011, Bronze Team 2012 und Einzel 2013

Beste Saisonplatzierungen:
4 Siege (3 Oberstdorf/davon 2 Skifliegen, 1 Pyeongchang) - aktuell Gesamt-Weltcup-2. mit 13 Podestplätzen

Stefan Kraft (Gold): "Genial. Das hätte ich nicht erträumen können, dass das passiert. Unglaublich. Ich habe schon den Sprung von Andi (zweitplatzierter Andreas Wellinger, Anm.) gesehen auf der Leinwand, das hat mich schon ein bisschen nervös gemacht. Aber dann ist es richtig dahingegangen. Ich habe davon geträumt. Ich habe zwar geträumt, dass ich noch einmal die Vierschanzen-Tournee gewinne, aber das ist genauso schön."

Michael Hayböck (6.): "Ich bin nicht unglücklich, ich darf zur Siegerehrung mitgehen. Unglaublich cool, dass es der Krafti geschafft hat. Mir gibt es sehr viel Selbstvertrauen für die nächsten Tage."

Manuel Fettner (12.): "Das ist natürlich eine Super-Sache. Jetzt hören wir heute endlich mal nicht wieder die deutsche Hymne. Sehr coole Sache."

Gregor Schlierenzauer (24.): "Es ist natürlich wunderschön, wenn ein Teamkollege Weltmeister wird. Es ist super fürs Team, wir haben was zu feiern. Respekt, das hat er gut gemacht." Zu seiner Leistung: "Natürlich ist ein gewisser Stolz dabei, alles getan zu haben, um da dabei zu sein. Ich genieße es."

Heinz Kuttin (ÖSV-Cheftrainer): "Das ist wirklich unglaublich, wie spannend der zweite Durchgang war. Stefan macht wirklich einen sensationellen Sprung, schon wie der erste genau auf dem Punkt. Wir waren sehr gut vorbereitet, wir haben wirklich gut gearbeitet. Ich muss mich echt bei der ganzen Mannschaft bedanken, da sieht man die ganze Arbeit vom Sommer. Beim Michi (Hayböck, Anm.) sind es Kleinigkeiten. Er hat sich sensationell gesteigert. Ich bin zuversichtlich für die Großschanze. Wir bleiben aber am Boden. Jetzt haben wir morgen unseren Mixed-Bewerb. Ich hoffe, dass alle fighten. Es geht um Medaillen. Es werden Michi und Stefan springen. Wir sind sehr stark aufgestellt und können mit der Medaille von heute mit noch mehr Selbstvertrauen springen."

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