Skispringen: Das Höchste der Gefühle

Stefan Kraft steht vor dem Gewinn der großen Kristallkugel. Die ÖSV-Adler stellten bislang die meisten Gesamtsieger.

Stefan Kraft sollte sich vorsorglich schon einmal intensiver mit Cha-Cha-Cha, Tango und Paso Doble auseinandersetzen. Denn das sind irgendwann die nächsten Karriereschritte im Leben eines Skisprung-Gesamtweltcupsiegers. Über kurz oder lang ist noch fast jeder heimische Überflieger bei den Dancing Stars gelandet (siehe die Bilder rechts).

Die Aussicht auf schlechte Haltungsnoten auf dem ORF- Tanzparkett löst bei Stefan Kraft vermutlich sogar ein heftigeres Muffensausen aus als Kamil Stoch, der letzte verbliebene Konkurrent im Kampf um die große Kristallkugel. Der Pole müsste heute beim Weltcupfinale in Planica gewinnen, um zumindest theoretisch den Pongauer noch zu überflügeln. Praktisch steht Stefan Kraft bei einem Vorsprung von 86 Punkten als Gesamtweltcupsieger fest.

Der 23-Jährige wäre somit der siebente ÖSV-Springer, der die begehrte Kristallkugel gewinnen könnte. Mit elf Gesamtsiegen sind die Österreicher schon jetzt die erfolgreichsten Skispringer der Weltcup-Geschichte. Auf wessen Spuren wandelt Stefan Kraft da aber eigentlich? Und was ist aus den Champions von einst geworden?

Hubert Neuper (Sieger in der Saison 1979/’80)
Als Gewinner des Premieren-Weltcups ist dem Steirer der Platz in den Geschichtsbüchern des Skispringens sicher: Auch nach seinem Rücktritt ist Neuper dem Sport verbunden geblieben. Er war Geschäftsführer der Sporthilfe und organisierte das Skiflug-Spektakel am Kulm. Seit diesem Winter versucht der 56-jährige Ex-Dancing-Star Gregor Schlierenzauer auf die Sprünge zu helfen.

Armin Kogler (1980/’81 und 1981/’82)
Das Element Luft ließ den Berufspiloten bis heute nicht los. Dazu begleitete der Onkel von Martin Koch den Skisprung-Weltcup jahrelang für den ORF als TV-Experte. Der 57-Jährige lebt in Tirol und ist Präsident des Golfclubs Mieming.

Andreas Felder (1990/’91)
Der Tiroler war der letzte Springer, der in der Parallel-Technik den Gesamtweltcup gewinnen konnte, im Winter nach seinem Triumph wurde der V-Stil salonfähig. Felder, dem 1992 mit einem Sieg im allerletzten Bewerb der Absprung ins Privatleben gelang, tauchte in regelmäßigen Abständen wieder am Schanzentisch auf. Als Cheftrainer der ÖSV-Springer, Coach der Kombinierer (Deutschland und Österreich) oder wie jetzt als Betreuer der ÖSV-Springerinnen. Der 55-Jährige geht auch heute noch in die Luft, Felder verbringt die Freizeit am liebsten beim Kite-Surfen.

Andreas Goldberger (1992/ ’93, 1994/’95, 1995/’96)
Nach Matti Nykänen und Adam Malysz (je vier Siege) besitzt der 44-Jährige die meisten Kristallkugeln. Noch immer hat er hierzulande höchste Beliebtheitswert: Kokainaffäre hin, Abwanderungsgedanken – Goldberger wollte für Serbien starten – her. Als TV-Experte springt der Familienvater und hauptberufliche Goldi noch immer über die Schanzen, dazu hat er eine Nachwuchsserie ins Leben gerufen, den Goldi-Talente-Cup.

Thomas Morgenstern (2007/ ’08, 2010/’11)
2014 beendete der 30-Jährige seine erfolgreiche Karriere und hat diesen Schritt bis heute nicht bereut. "Für mich war das Skispringen am Ende nur mehr eine Überwindung", gesteht der Kärntner, der auch wegen der Geburt seiner Tochter Lily kein Risiko mehr eingehen wollte. Mittlerweile hat der dreifache Olympiasieger eine neue Herausforderung gefunden: Als Hubschrauber-Pilot ist Morgenstern bereits Weltmeister.

Gregor Schlierenzauer (2008 /’09, 2012/’13)
Die letzten Siege des Tirolers sind inzwischen längst verjährt, nach einer Auszeit und einem Kreuzbandriss arbeitet sich der erfolgreichste Springer der Weltcup-Geschichte (53 Siege) mühsam wieder nach oben. Ein Erfolgserlebnis war die WM-Bronzemedaille im Teambewerb in Lahti. Derzeit scheint es fraglich, ob Schlierenzauer seinem Kollegen Kraft wieder den Rang ablaufen könnte.

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