"Wollen wir in der Abfahrt wirklich Autobahnen haben?"

Didier Défago, Abfahrts-Olympiasieger von 2010, wird in Pyeongchang zum Vorläufer.
FIS-Renndirektor Markus Waldner fordert von den Abfahrern mehr Eigenverantwortung.

Nach dem heftigen Hagel an Kritik kam in Kitzbühel der dichte Schneefall. In dieser Winter-Idylle beruhigten sich am Ruhetag auch wieder die Gemüter. Auch weil die FIS-Verantwortlichen prompt auf die lauten Beschwerden der Abfahrtsstars rund um Weltmeister Beat Feuz ("Kitzbüheler, so geht das nicht") reagierten und die Sprünge an der Mausefalle und bei der Seidlalm entschärfen ließ.

FIS-Renndirektor Markus Waldner wollte am Tag danach die Kritik aber nicht unkommentiert lassen. Der Italiener hat unter anderem die Daten des Micro-Chips auswerten lassen, mit dem Feuz und andere Läufer im ersten Abfahrtstraining unterwegs waren. "Er ist bei der Mausefalle 36 Meter weit gesprungen. Ich erinnere daran, dass er letztes Jahr in St.Moritz 85 Meter weit geflogen ist."

Waldner appelliert an die Eigenverantwortung der Athleten und stellt die durchaus provokante Frage: "Gehen wirklich die Sprünge zu weit, oder springt vielleicht der Fahrer zu weit? Vielleicht könnte man ja auch taktisch fahren oder vor gewissen Passagen dosieren."

Der Südtiroler sieht sich mit zwei Abfahrertypen konfrontiert. "Da gibt es Leute wie Hannes Reichelt, die vom Start bis ins Ziel alles Vollgas fahren wollen. Und da gibt es Läufer wie zum Beispiel Dominik Paris, die lieber Passagen haben, die man clever und strategisch gut fahren muss. Wollen wir wirklich Autobahnen haben?"

Plädoyer für weniger Teilnehmer

Der Renndirektor hat bereits Lösungsvorschläge, um den Abfahrtssport sicherer zu machen. Kleinere Starterfelder in den Speed-Bewerben (maximal 50 Athleten). Sowie professionelle Vorläufer, die den Athleten und den FIS-Verantwortlichen wertvolle Informationen über die Piste geben können. "Das müssen ehemalige Topläufer sein."

Für die Winterspiele hat die FIS nun einen Olympiasieger engagiert. Didier Défago(SUI), Abfahrts-Goldmedaillengewinner 2010 in Vancouver, testet in Korea als Vorläufer die Pisten.

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