Überflieger Hirscher auf Tauchstation

Marcel Hirscher zieht sich für die nächsten zehn Tage aus dem Rampenlicht zurück.
Marcel hin, Hirscher her – der WM-Star will in aller Ruhe Kraft tanken für das Weltcup-Finish.

Nach Marcel Hirschers Slalom-Demonstration vor mehr als 1,3 Millionen ORF-Augenzeugen diskutieren Experten bereits darüber, ob der 1,73 Meter kleine Salzburger nicht überhaupt der größte je dagewesene Ski-Fahrer sei. Wie auch immer – der Medienzunft geht bei Beschreibungen von Hirschers Heldentaten langsam der Superlativ aus. Und dem Bewunderten selbst die Kraft. Der Doppelweltmeister fühlt sich ausgepowert, leer und auch mental schonungsbedürftig.

Nach dem gefühlten 1000sten Interview innerhalb von zwei WM-Wochen begibt sich Hirscher für die nächsten zehn Tage auf Tauchstation. Keine öffentlichen Auftritte, keine Teilnahme an einer TV-Diskussion, auch wenn Moderatoren noch so sehr nach einem markigen Spruch des schlagfertigen Champions lechzen.

Eine Hand an der großen Kristallkugel

Seinen 28. Geburtstag feiert Marcel Hirscher am 2. März nur im kleinsten Kreis , ehe er am selben Tag vom Lammertal Richtung Slowenien aufbrechen wird, um in Kranjska Gora "den Sack zu" zu machen". Soll heißen: Hirscher will noch vor dem Weltcup-Finale seinen sechsten Gesamtsieg endgültig sicherstellen, um danach als erfolgreicher, uneinholbarer Titelverteidiger entspannt nach Aspen/Colorado düsen zu können. Der Stand im Gesamtweltcup deutet klar daraufhin, dass Hirschers Plan aufgehen wird.

432 Punkte beträgt Hirschers Vorsprung auf Henrik Kristoffersen und Alexis Pinturault. Weil ein Rennsieg mit hundert Punkten belohnt wird, nur noch vier Torläufe (zwei Slaloms, zwei Riesenslaloms) ausstehen und der Norweger Speedbewerbe meidet, kann theoretisch einzig Pinturault gefährlich werden, zumal der französische Torlaufspezialist auch Super G-Qualitäten hat. Darauf anspielend meint Hirscher lächelnd: "Ich hoffe, dass Alexis nicht nach Kviftjjell fährt."

Kampf um kleine Kugeln

Kvitfjell (Norwegen) wird am Wochenende in Abwesenheit von Hirscher Schauplatz der letzten europäischen Herren-Weltcup-Speedrennen sein. In der Abfahrt darf Hannes Reichelt (79 Punkte hinter dem Führenden Peter Fill) noch im Kampf um die kleine Kristallkugel mitmischen. In der Disziplinenwertung Super-G kann kein ÖSV-Pilot mehr den Norweger Kjetil Jansrud einholen.

Den Damen steht nach Rennen in Crans Montana Anfang März noch die Olympia-Generalprobe in Jeongseon (Korea) bevor.

Wie 2018 werden aus wirtschaftlichen Gründen auch die Winterspiele 2022 in Asien (Peking) stattfinden, obwohl die Ski-Familie eine Abkehr vom Gigantismus bevorzugt. St. Moritz war ein sympathischer Schritt dazu. Auch bei der WM 2019 in Are (Schweden) soll konträr zu Olympia das Motto "Back to the roots" lauten. Zurück zu den Wurzeln – mit Sport als Mittelpunkt.

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