Svindal teilt munter Ohrfeigen aus

Dominant: Svindal gewann am Freitag mit Respektabstand vor der Konkurrenz.
Der Norweger dominiert in Gröden und wird zum großen Gegenspieler von Hirscher im Gesamtweltcup.

So einen Skitag wie den 21. Dezember 1998, als Hermann Maier und seine Landsmänner am Innsbrucker Patscherkofel im Super-G einen Neunfach-Triumph gefeiert hatten, wird es wohl nie mehr geben. Doch auch der Super-G in Gröden, genau 15 Jahre danach, geht als ein besonders ungewöhnlicher in die alpine Weltcup-Geschichte ein. Aus weniger erfreulichem Grund: Mit Otmar Striedinger, Matthias Mayer, Hannes Reichelt und Klaus Kröll schieden gleich vier österreichische Podiumskandidaten aus. Und ein fünfter Österreicher, der immerhin (als 14.) das Ziel gesehen hatte, fasste zusammen, was die ganze Mannschaft dachte: „Heute hat uns der Svindal die nächste Tetsch’n gegeben“, sagte Max Franz. So wie im Vorjahr dominierte der Norweger auch heuer den Super-G auf der Saslong-Piste in Südtirol. Und so wie im Super-G dürfte Svindal auch in der Abfahrt am Samstag nicht zu schlagen sein, sofern Petrus von einer Beeinflussung der Tempojagd absieht. Beim Super-G war die Sicht, als sich Svindal im Starthaus am Ciampinoi abstieß, vorübergehend etwas besser geworden. Aber es wäre unfair, seinen Erfolg mit den Lichtspielen vor dem Langkofel-Fels zu begründen. So wie es auch falsch wäre, Svindals Überlegenheit nur auf seine Gewichtsvorteile (der Norweger wiegt um rund 25 Kilo mehr als Reichelt) zurückzuführen. Beim skandinavischen Modellathleten passt derzeit einfach alles: Fitness, Material, Talent, mentale Stärke. Und die Erfahrung von 327 Weltcup-Rennen macht Svindal in mehreren Bewerben zum Olympia-Favoriten und darüber hinaus zum schärfsten Konkurrenten für den in Gröden abwesenden Titelverteidiger Marcel Hirscher im Gesamtweltcup. Hirscher, der beim nächsten Super-G in Kitzbühel im Jänner starten wird, bereitet sich schon auf den sonntägigen Riesenslalom in Alta Badia vor, wo es zwar nicht Svindal, dafür aber einen anderen Dominator zu schlagen gilt: Ted Ligety. Am Freitag ergänzte der amerikanische Super-G-Weltmeister die Liste prominenter Ausfälle auf dem vom steirischen Abfahrtstrainer der Schweiz, Walter Hubmann, gesetzten Kurs. Dass auch Hubmanns Nummer-eins-Pilot scheitern würde, damit hatte der Trainer-Legionär nicht gerechnet. Zur Erinnerung: Noch beim letzten Super-G in Beaver Creek waren Patrick Küng (erster Sieg) und Otmar Striedinger (erstmals Zweiter) als die Sensationsaufsteiger gefeiert worden. Und noch in Beaver Creek hatte sich ein frustrierter Romed Baumann mit der Zuschauerrolle begnügen müssen.

„Ohne Rachegefühle“

In Gröden raste Ex-Juniorenweltmeister Baumann („ohne Rachegefühle“) auf Platz fünf, womit er sich als ÖSV-Bester für die Abfahrt qualifizierte. Am Vorabend des Rennens hatten Baumann, Striedinger und Mayer erfahren, dass der Super-G für sie zugleich ein internes Ausscheidungsrennen um zwei Abfahrtsstartplätze bedeutet. Weshalb die ÖSV-Trainer tags darauf über zwei Ausgeschiedene entscheiden mussten. Der Kärntner Mayer erhielt kurz vor der Startnummernvergabe den Vorzug gegenüber dem Kärntner Striedinger. Letzterer ist in der Abfahrt zur Passive gezwungen, zumal der Nachwuchspilot auch nicht als Ersatz für den gestürzten Routinier Klaus Kröll einzuspringen braucht. Kröll erlitt, als er ein Richtungstor rammte, Schürfwunden im Gesicht. „Alles halb so schlimm.“ Worte, die auch Sportdirektor Hans Pum bezüglich des mäßigen österreichischen Super-G-Abschneidens gebrauchte.Stand im Herren-Gesamtweltcup

Endstand:
1. Aksel Lund Svindal NOR 1:35,82
2. Jan Hudec CAN +0,58
3. Adrien Theaux FRA 0,91
4. Kjetil Jansrud NOR 1,02
5. Romed Baumann AUT 1,26
6. Erik Guay CAN 1,37
7. Georg Streitberger AUT 1,52
8. Bode Miller USA 1,55
9. Christof Innerhofer ITA 1,56
10. Joachim Puchner AUT 1,59
11. Werner Heel ITA 1,63
12. Didier Defago SUI 1,78
13. Beat Feuz SUI 1,82
14. Max Franz AUT 1,90
15. Hans Olsson SWE 2,03
16. Carlo Janka SUI 2,25
. Travis Ganong USA 2,25
18. Ivica Kostelic CRO 2,28
19. Aleksander Kilde Aamodt NOR 2,37
20. Thomas Mermillod Blondin FRA 2,44
21. Andrew Weibrecht USA 2,51
22. Johan Clarey FRA 2,53
23. Sandro Viletta SUI 2,55
24. Silvano Varettoni ITA 2,57
25. Rok Perko SLO 2,87
26. Valentin Giraud Moine FRA 2,97
27. Florian Scheiber AUT 3,01
28. Vincent Kriechmayr AUT 3,09
. Erik Fisher USA 3,09
30. Tobias Stechert GER 3,11
. Silvan Zurbriggen SUI 3,11

Out: Otmar Striedinger (AUT), Hannes Reichelt (AUT), Matthias Mayer (AUT), Klaus Kröll (AUT), Peter Fill (ITA), Patrick Küng (SUI), Matteo Marsaglia (ITA), Ted Ligety (USA), Manuel Osborne-Paradis (CAN)

Wie erklären Sie sich ihre Vorliebe für den Super-G in Gröden? Svindal: Der Super-G in Gröden war schon immer ein gutes Rennen für mich. Hier habe ich 2002 mein erstes Top-Ten-Ergebnis im Weltcup erreicht (Platz sechs, Anm.). Du musst hier sehr hart attackieren, aber auch sehr präzise fahren. Entscheidend war aber heute meine Inspektion. Ich habe mir einen guten Plan zurecht gelegt. Und der ist voll aufgegangen.

Zum perfekten Glück fehlt aber noch der erste Sieg in der Gröden-Abfahrt. Ich war in den letzten beiden Jahren hier sehr schnell im Training. Aber Skifahren ist ein Freiluftsport, da kann dann im Rennen alles passieren. Ich hoffe, dass alle die gleichen Bedingungen haben. Wenn die Sicht schlecht ist, dann soll sie für alle schlecht sein. Wenn es fair zu geht, dann stehen die Chancen für mich sehr gut. Das Wichtigste ist aber, schnell zu sein. Denn dann passieren die guten Dinge von alleine.

Wie sehen Sie die Lage im Gesamt-Weltcup im Duell mit Titelverteidiger Marcel Hirscher? Mein Ziel ist es, bis März im Kampf um Platz eins dabei zu sein. Es wird sehr spannend, Marcel ist wieder sehr stark. Meiner Meinung nach haben die Techniker einen Vorteil, denn in den Speedrennen sind wir auch sehr viel vom Wetter abhängig.

Derzeit wird viel über technische Verbesserungen und Sicherheitsinnovationen diskutiert. Was würden Sie eigentlich davon halten, während des Rennens per Anzeige im Helmvisier die Zwischenzeiten zu sehen? Beim Skifahren passiert so viel Action. Da wäre es fast unmöglich, während des Fahrens solche Informationen zu lesen. Es ist Teil unseres Sports, dass du bis zur Ziellinie nicht weißt, ob du langsam oder schnell bist. Unser Sport ist sehr pur und bodenständig, dabei sollte es auch bleiben.

Svindal teilt munter Ohrfeigen aus

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