Schock und Trauer nach dem Tod von David Poisson

David Poisson, 1982 – 2017
Der französische Abfahrer starb bei einem Trainingssturz in Kanada.

"RIP David . . . dein Lächeln wird vermisst." Der Twitter-Eintrag von Lara Gut steht sinnbildlich für die weltweite Welle der Anteilnahme. Der Skisport trägt Trauer, und er steht unter Schock, nachdem David Poisson im Abfahrtstraining in Nakiska (Kanada) ums Leben kamhttps://kurier.at/sport/wintersport/david-poisson-nach-trainingssturz-gestorben/297.978.416.

Laut Augenzeugen hatte der Franzose im unteren Streckenteil einen Ski verloren und war in der Folge abseits der Piste mit hoher Geschwindigkeit gegen einen Baum geprallt. Auch zwei B-Sicherheitsnetze, die an dieser Passage montiert waren, konnten den tragischen Unfall nicht verhindern. Poisson ist durch die beiden Auffang-Netze gerutscht.

Der 35-Jährige, der 2013 in Schladming mit dem dritten Platz in der WM-Abfahrt seinen größten Erfolg eingefahren hatte, hinterlässt eine Frau und einen eineinhalbjährigen Sohn.

Nach einem Unfall wie diesem, dem ersten Todesfall im Skirennsport seit 2002, wird zwangsläufig die Schuldfrage gestellt. War der Kurs zu schlecht abgesichert? War die medizinische Versorgung an der Strecke ausreichend?

Risikosport

"Du kannst nicht alles zu hundert Prozent absichern", sagt Andreas Puelacher, der Cheftrainer der ÖSV-Herren. Vor allem auf Abfahrtpisten, die etliche Kilometer lang sind. Das ist logistisch schwierig, aber auch eine Kostenfrage. "Jedem ist klar, was in unserem Sport passieren kann."

Es grenzt ohnehin an ein Wunder, dass im Skisport nicht mehr Todesopfer zu beklagen sind. In den Abfahrten erreichen die Läufer Geschwindigkeiten bis zu 160 km/h, der Helm, ein Rückenprotektor und ein Airbag, den obendrein nicht alle Athleten verwenden, sind die einzigen Schutzmaßnahmen. Die Abfahrt sei "gefährlicher als die Formel 1", meinte der französische Skiverbandschef Michel Vion.

In den letzten Jahren sind etliche Schutzengel mitgefahren. Wäre Hans Grugger 2011 nicht in Kitzbühel so schwer gestürzt, er hätte den Unfall wohl nicht überlebt. Nur der perfekt funktionierenden Rettungskette und dem Umstand, dass wenige Flugminuten entfernt die Klinik Innsbruck eine der renommiertesten neurochirurgischen Abteilungen beherbergt, hatte der Salzburger sein Leben zu verdanken.

An anderen Weltcup-Orten funktionieren Erstversorgung und Abtransport bei Weitem nicht so reibungslos. Vor allem mit Kanada haben die Läufer schon schlechte Erfahrungen gemacht. Als sich Markus Dürager 2015 in Lake Louise den Unterschenkel brach, vergingen fünf Stunden, ehe der Salzburger im Krankenhaus in Calgary lag.

Psychologische Hilfe

In Nakiska geht 24 Stunden nach dem Tod von David Poisson der Trainingsalltag wieder weiter. Die ÖSV-Gruppe von Florian Raich bereitet sich dort genauso auf die erste Abfahrt in Lake Louise vor wie die Schweizer Herren. Die Bergung des toten David Poisson mussten die Läufer von oben mitansehen. "Das ist nicht einfach zu verkraften", weiß Coach Puelacher, der den Athleten deshalb psychologische Hilfe anbietet.

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