Millers Rückkehr auf das Stockerl

Bode Miller überraschte in Beaver Creek mit Platz zwei.
Der Sieg in Beaver Creek geht in überlegener Manier an "Mr. Riesentorlauf" Ted Ligety. Hirscher wird Dritter.

Blonder Surfer-Typ statt rassiger Südländer; Trainings-Tier statt Party-Tiger; geschütztes Privatleben statt öffentlich gelebtes Macho-Image – eigentlich hatten Ted Ligety und Alberto Tomba nicht viel gemeinsam. Bis zum Sonntag.

Da trat der Mr. Riesentorlauf aus den USA in die Fußstapfen von Italiens Ex-Ski-Star und siegte zum vierten Mal en suite in einem Riesentorlauf. Das war zuletzt dem großen Tomba gelungen (1991). Den Allzeitrekord jedoch hält Ingemar Stenmark aus Schweden, der 14-mal in Folge triumphierte.

Ligety wiederholte in Beaver Creek vor Heimpublikum das Kunststück und landete damit im zehnten Weltcup-Rennen in Folge auf dem Podest. Und das nicht irgendwie, sondern in gewohnt überragender Manier – 1,32 Sekunden vor seinem Landsmann Bode Miller und 1,82 Sekunden vor dem Salzburger Marcel Hirscher.

Miller, der 36-Jährige Rückkehrer im US-Team, sorgte beim letzten Überseerennen der Herren, das wegen Schneefall in der Nacht zuvor erst verspätet gestartet werden konnte, für die größte Sensation. Mit Nummer 31 gelang dem Kombi-Olympiasieger von 2010 der erste Podestplatz nach mehr als sechs Jahren. „Ich bin ehrlich gesagt überrascht“, gab der US-Star zu Protokoll. Sein Ziel: „Ich muss zurück in die erste Startgruppe.“

Ratloser Hirscher

Dort gehört Marcel Hirscher freilich zu den Stammgästen. Der 24-jährige Titelverteidiger im Gesamtweltcup wirkte am Sonntag ratlos ob des großen Rückstandes auf Ted Ligety. Bereits nach dem ersten Durchgang hatte er nur resigniert den Kopf geschüttelt. „Es ist für uns alle keine Gaudi, hinten nachzufahren. Aber es ist einfach ein Klassenunterschied da“, sagte Hirscher, der niedergeschlagen wirkte, dennoch aber vom Nicht-Aufgeben sprach: „Es liegt an mir, am Set-up, an allem.“

Der Überraschungszweite Miller war für Hirscher eigentlich keiner: „Das habe ich schon in Sölden gesehen, dass er schnell ist.“ Überflieger Ligety freute sich über den neuen Gradmesser im eigenen Team: „Es ist toll, jemanden zu haben, der dich pusht.“

Auch im Schweizer Team wurde die interne Konkurrenz am Sonntag belebt: Carlo Janka sorgte für die zweite Comeback-Überraschung des Tages. Der Riesenslalom-Olympiasieger von Vancouver und Weltmeister von Val d‘Isère (2009) bretterte mit Startnummer 68 (!) noch auf Rang sechs und meinte lapidar: „Ich bin im Großen und Ganzen zufrieden.“

Magere Bilanz

Mit denselben Worten kommentierte Österreichs Herren-Chef Mathias Berthold die Übersee-Leistungen seines Teams. Sieben Podestplätze stehen am Ende der Tournee durch Kanada und die USA. Mit der Leistung am Abschlusstag haderte der Chef-Coach aber: „Das war heute nicht besonders gut.“ Nur Philipp Schörghofer (Zwölfter) und Benjamin Raich (15.) hatten es neben Hirscher in die Ergebnisliste geschafft. „Da nützen auch gute Teilzeiten nichts“, sagte Berthold, der für die kommenden Rennen in Val d‘Isère Wechsel ankündigt: „Es werden ein paar Junge zum Zug kommen.“ Die interne Konkurrenz hat schließlich schon andere Teams belebt.

RTL in Beaver Creek
1. Ted Ligety (USA) 2:35,77 Min. 1:19,83 1:15,94
2. Bode Miller (USA) 2:37,09 +01,32 1:20,93 1:16,16
3. Marcel Hirscher (AUT) 2:37,59 +01,82 1:21,09 1:16,50
4. Mathieu Faivre (FRA) 2:38,61 +02,84 1:22,05 1:16,56
5. Alexis Pinturault (FRA) 2:38,71 +02,94 1:21,17 1:17,54
6. Carlo Janka (SUI) 2:38,78 +03,01 1:22,35 1:16,43
7. Felix Neureuther (GER) 2:38,82 +03,05 1:22,45 1:16,37
8. Leif Kristian Haugen (NOR) 2:38,83 +03,06 1:21,74 1:17,09
9. Stefan Luitz (GER) 2:38,98 +03,21 1:22,32 1:16,66
10. Roberto Nani (ITA) 2:39,00 +03,23 1:22,59 1:16,41
11. Aksel Lund Svindal (NOR) 2:39,03 +03,26 1:22,40 1:16,63
12. Philipp Schörghofer (AUT) 2:39,15 +03,38 1:22,01 1:17,14
13. Cyprien Richard (FRA) 2:39,17 +03,40 1:22,27 1:16,90
14. Thomas Fanara (FRA) 2:39,19 +03,42 1:21,47 1:17,72
15. Benjamin Raich (AUT) 2:39,50 +03,73 1:22,59 1:16,91
16. Fritz Dopfer (GER) 2:39,75 +03,98 1:22,82 1:16,93
17. Kjetil Jansrud (NOR) 2:39,79 +04,02 1:22,66 1:17,13
18. Manuel Pleisch (SUI) 2:39,84 +04,07 1:22,43 1:17,41
19. Matteo Marsaglia (ITA) 2:39,85 +04,08 1:22,57 1:17,28
20. Marcus Sandell (FIN) 2:39,92 +04,15 1:22,45 1:17,47
21. Florian Eisath (ITA) 2:39,98 +04,21 1:22,95 1:17,03
22. Andre Myhrer (SWE) 2:39,99 +04,22 1:22,64 1:17,35
23. Victor Muffat Jeandet (FRA) 2:40,05 +04,28 1:22,59 1:17,46
24. Matts Olsson (SWE) 2:40,21 +04,44 1:22,54 1:17,67
25. Ondrej Bank (CZE) 2:40,37 +04,60 1:22,88 1:17,49
26. Davide Simoncelli (ITA) 2:40,41 +04,64 1:23,02 1:17,39
27. Massimiliano Blardone (ITA) 2:40,55 +04,78 1:22,76 1:17,79
28. Manfred Mölgg (ITA) 2:40,82 +05,05 1:22,47 1:18,35
29. Thomas Tumler (SUI) 2:41,07 +05,30 1:22,42 1:18,65
30. Trevor Philp (CAN) 2:41,36 +05,59 1:22,62 1:18,74
Millers Rückkehr auf das Stockerl

Ligety of the U.S. moves through the gates during
Millers Rückkehr auf das Stockerl

Miller of the U.S. skis in the first run of the me
Millers Rückkehr auf das Stockerl

Hirscher of Austria skis in the first run of the m
Millers Rückkehr auf das Stockerl

USA ALPINE SKIING WORLD CUP
Millers Rückkehr auf das Stockerl

SKI-WELTCUP IN BEAVER CREEK/VAIL : RTL DER HERREN
Millers Rückkehr auf das Stockerl

USA ALPINE SKIING WORLD CUP

Frage: Gratulation zu Platz zwei. Das kam für alle überraschend. Für Sie auch?

Miller: "Rennen mit zwei Durchgängen sind immer zäh. Die Fans haben viel von mir verlangt, und meine Tochter Dacey war sich schon nach dem ersten Lauf sicher, dass ihr Vater Zweiter ist. Ted sagte aber, 'noch nicht' (lacht). Ich wollte hundert Prozent geben und keine Fehler machen. Auf diesem Rennhang ist das hier echt schwer. Mir fehlen aber noch Kleinigkeiten, vor allem das Timing. Ich war doch sehr lange weg."

Man hat Ihnen in den Speed-Bewerben schon viel zugetraut. Jetzt sind Sie vor Marcel Hirscher, einem der besten Techniker überhaupt. Überrascht?

"Natürlich. Ich bin nicht sehr gut gefahren in den technischen Bewerben, als Ted und Marcel in die Szene gekommen sind. In der Zwischenzeit haben die beiden die technischen Disziplinen auf einen neuen Level gehoben. Ted im Riesentorlauf, Marcel im Slalom. Das jetzt ist also schon eine ziemliche Genugtuung für mich. Als ich an meinen ersten Olympischen Spielen teilgenommen habe, ist Marcel ja quasi noch auf allen Vieren herumgekrabbelt."

Können Sie garantieren, dass Sie auch 2015 bei der Heim-WM in Beaver Creek noch am Start sein werden?

"Solche Versprechen gebe ich nicht. Das einzige, das ich versprechen kann ist, dass ich immer mit der gleichen Hingabe Rennen fahren werde wie heute."

Kommentare