Anna Veith hat nach schwerer Verletzung hohe Ziele

Das Große Ehrenzeichen bekam Anna Veith am Mittwoch überreicht.
Die Knieverletzung sei so komplex, dass sie ein Jahr bis Heilung braucht.

Umrahmt von Lindsey-Vonn-Postern und den diamantbesetzten Weißgold-Ehering am Finger hat Anna Veith sechs Monate nach ihrer schweren Knieverletzung "Halbzeit-Bilanz" gezogen. Die Skirennläuferin aus Salzburg möchte möglichst schon im Juli zurück auf Ski und im Oktober in Sölden wieder Rennen fahren. Sie weiß aber, dass sie sich aufgrund ihrer komplexen Verletzung sehr hohe Ziele gesetzt hat.

Bei einem PR-Termin ihres Ausrüsters "Under Armour" sprach die frühere Anna Fenninger in Wien im Interview mit der APA über ihre Hochzeit aber auch in aller Deutlichkeit über die Schwere ihrer Verletzung und warum deshalb noch viel Ungewissheit hinsichtlich des Comeback-Zeitpunkts besteht.

Nach der Erstdiagnose habe sie sich nicht vorstellen können, wie sie jemals wieder Skifahren könne, weil in ihrem Knie praktisch "alles kaputt" gewesen sei, erklärte Veith unter anderem. Großes Ziel der zweifachen Weltcup-Gesamtsiegerin, Doppelweltmeisterin und Olympiasiegerin ist aber trotz allem, möglichst bald wieder ganz vorne mitzumischen.

Haben Sie sich schon an den neuen Familiennamen gewöhnt?
Anna Veith
(lacht): Natürlich. Die Hochzeit war ja schon lange geplant und ist nicht von heute auf morgen passiert. Vielleicht ein bissl über ein Jahr, also konnte ich mich lange darauf vorbereiten. Details bleiben aber unter uns. Es war jedenfalls schön, dass wir den Schritt auch gemacht haben. Fenninger wird dennoch immer ein Teil von mir bleiben. Es geht ja nicht um Namen, sondern um die Person."

Auszeichnungen der Republik oder die Hochzeit. Sind das Ereignisse, die Ihnen gerade jetzt besonders viel geben?
Natürlich. Und es geht mir sehr gut nach der Hochzeit. Das hat aber alles nichts damit zu tun, wie es mir in der Vorbereitung geht. Nur der Körper sagt dir, wie es wirklich läuft. Da versuche ich, die ganze Energie rein zu stecken damit es so gut wie möglich funktioniert. Die Zeit kann man halt nicht schneller drehen."

Wo stehen Sie derzeit im Training und wann denken Sie, kann es wieder auf Ski gehen?
Die Verletzung war doch sehr schwer und es dauert wirklich ein Jahr, bis alles verheilt ist. Jetzt sind es sechs Monate, also bin ich bei der Hälfte. Umgekehrt bin ich aber auch schon relativ weit, auch wenn Dinge wie laufen oder bergab gehen leider noch nicht funktionieren, weil das Knie noch zu schwach ist und die Muskulatur rundherum noch nicht stabil genug ist. Das gilt es jetzt aufzubauen, erst dann kann man auch das Skifahren aufbauen. Mein Ziel war immer August. Vielleicht, wenn es so weiter geht, klappt es aber schon etwas früher im Juli mit freiem Skifahren und Gefühl aufbauen. Ich nehme mir aber alle Zeit.

Sie waren vorher ja schon am linken Knie verletzt, nun hat es das rechte erwischt. Wie waren rückblickend die ersten Momente, nachdem der Grad der Verletzung klar war?
Als mir Doktor Christian Hoser gesagt hat, dass in meinem Knie praktisch alles hin ist, inklusive Patellasehnenriss, habe ich mir nicht vorstellen können, wie ich jemals wieder skifahren kann. Die Operation ist dann aber sehr gut verlaufen. Damit war die Basis gelegt, dass ich es wieder schaffen kann. Seitdem bin ich wieder sehr positiv.

Dr. Hoser erklärt auch in einem Video auf Ihrer neuen Website, dass es in 15 Jahren nur sieben Personen mit einer so komplizierten Knieverletzung wie der Ihren am nun rechten Knie gegeben hat. Kann man überhaupt abschätzen, wie es weiter geht?
Schwer. Ich konnte mir anfangs der Reha nicht vorstellen, was alles auf mich zukommt und wo ich in sechs Monaten oder einem Jahr sein werde. Die Bänder sind jedenfalls gut verheilt und stabil. Aber weil die Patellasehne durchtrennt war, war auch die Verbindung zwischen Unter- und Oberschenkel unterbrochen, das muss wieder heilen. Deshalb wächst auch der Muskel noch nicht. Punkto Kraft im Bein bin ich also noch ganz weit weg. Das soll nun aber in den nächsten Monaten stetig besser werden, es wird aber harte Arbeit.

Ist diese Verletzung selbst in einem ganzen Jahr überhaupt komplett ausheilbar oder kann der lange Wiederaufbau sogar helfen, noch stärker zurückzukommen?
Die Zeit spricht dagegen, dass ich stärker zurückkomme. Es wird vielmehr sogar sehr, sehr eng. Ich habe mir das Ziel sehr hochgesteckt, wenn ich sage, ich will in Sölden wieder mein erstes Rennen fahren. Das glaube ich erst, wenn ich dort wirklich am Start stehe. Denn die Verletzung braucht wirklich ein Jahr, bis sie ausgeheilt ist. Derzeit kann man also nichts planen, denn für meine Verletzung gibt es keine Vergleichswerte weil sie in dieser Form und Komplexität so selten ist. Es kann keiner sagen, so oder so musst es machen oder so wird es werden. Das muss ich selbst rausfinden.

Für eine Kampfansage an Lara Gut und Lindsey Vonn ist es aber noch viel zu früh, oder?
Ja, das kommt jetzt definitiv zu früh.

Haben Sie vergangenen Winter den nicht immer über der Gürtellinie geführten Kampf zwischen Vonn und Lara Gut verfolgt und wie ist ihre Meinung dazu?
Ich fand das ganz amüsant. Es ist ganz normal, unterschiedliche Meinungen zu haben und die Medien brauchen eh was zum Schreiben. Ich glaube nicht, dass sich die Mädels da wirklich so arg reingesteigert haben. Die Kämpfe trägt man auf der Piste aus. Der am Ende gewinnt, gewinnt. Um nichts Anderes geht es. Ich freue mich jedenfalls, irgendwann solche Kämpfe auf der Piste wieder mit austragen zu dürfen. Wenn ich das schaffe, wieder dahin zu kommen, habe ich alles richtig gemacht.

Was nehmen Sie aus ihrer langen Verletzungspause sonst noch mit?
Ich war immer dankbar, Skifahrerin sein zu dürfen. Das bin ich jetzt noch mehr. Denn wenn man ein Jahr nicht fährt, weiß man, was das heißt, nicht mehr zu fahren. Wenn ich jetzt zurückkomme, kann ich das richtig schätzen.

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