"Wir riskieren unser Leben und bekommen nichts dafür"

Patrick Küng hat kein Blatt vor dem Mund.
Der Schweizer Speed-Spezialist Patrick Küng kritisiert die Entwicklung im alpinen Ski-Zirkus.

Am kommenden Wochenende startet in Sölden die Ski-Weltcup-Saison. Im Vorfeld dazu haben sich die Liechtensteinerin Tina Weirather und der Schweizer Patrick Küng bei der "Audi Quattro Road to St. Moritz 2017" getroffen. Die Idee dahinter: Man nehme zwei Ski-Stars, die sich gut verstehen, transportiert sie zum Freien Fall - dem steilsten Stück im Ski-Weltcup - und lässt sie reden. Man rechnet nicht unbedingt damit, dass dabei scharfe Sätze, die einigen ein Dorn im Auge sein dürften, fallen werden.

Vor allem der Schweizer Speed-Spezialist kritisierte den Internationalen Skiverband (FIS) scharf. "In Sachen Vermarktung ist nicht viel gegangen letztes Jahr. Wenn man die Skirennen von heute und vor zehn Jahren vergleicht, ist das doch immer noch das Gleiche", sagte Küng und wurde konkreter: "Die Fahrzeit rechts unten, zwei Kommentatoren und sonst sehen wir nicht viel mehr Effekte. Da gibt es in anderen Sportarten schon wesentlich mehr, was gezeigt wird".

Zudem findet der 32-Jährige, dass "das Preisgeld auf jeden Fall erhöht und die Vermarktung besser werden" solle, ansonsten ist es in den nächsten Jahren "auch für den Nachwuchs nicht mehr attraktiv, wenn jede zweite Schlagzeile aus dem Fußball kommt". Der Anreiz für die kommenden Fahrer soll geschaffen werden. "Dem Skifahrer muss etwas übrig bleiben, sonst würde man den Sport nicht mehr machen. Es ist alles schon mit sehr großem Risiko verbunden. Wir riskieren unser Leben und Gesundheit. Deshalb müssen wir auch entsprechend entlohnt werden", fordert der Abfahrts-Weltmeister, der sich für mehr Nachtrennen, mehr Rennen an den Hotspots wie Kitzbühel und Wengen sowie die Abschaffung der Super-Kombination einsetzt. "Die hätte schon längst abgeschafft gehört!"

"Wir riskieren unser Leben und bekommen nichts dafür"
Vor allem an den Veranstaltern der Kitz-Rennen ließ Küng kein gutes Haar. "Eigentlich zahlt Kitzbühel zu wenig aus, für das was wir leisten, was sie mit dem Event generieren, auch die ganze Region", sagt der zweimalige Weltcup-Sieger und glaubt, dass seine Kollegen zu viel mit sich machen lassen. Ihm fehle ein Athleten-Rat. "Im Tennis gibt es eine Athleten-Gewerkschaft, die sich zusammensetzen und entscheiden, ob gespielt wird oder nicht. Die Skifahrer sind wahrscheinlich zu blöd dafür, dass wir so etwas schaffen. Da bringt man einfach nicht alle zusammen, damit alle ins gleiche Horn blasen und sagen: ich starte oder nicht", wird Küng deutlich.

Weirather: "Saison Halbieren oder Dritteln!"

Auch Weirather blies ins selbe Horn und sparte nicht mit Kritik. "Von Ende November bis Ende März finden jedes einzelne Wochenende zwei bis drei Rennen statt. Davon sind die Leute ein bisschen übersättigt", glaubt die Siegerin von sechs Weltcup-Rennen. "Ich finde, man könnte ruhig mal ein oder zwei Wochenenden komplett auslassen, ein Wochenende im Januar und eines im Februar. Also statt 40 z.B. 35 Rennen macht. So würde man mehr Spannung erzeugen. Dass nicht einfach immer nur Skirennen kommen, sondern, dass man sich wieder darauf freut", verrät die 27-jährige ein mögliches Erfolgsrezept für den Weltcup.

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