Schladming: Hirscher fährt von Rang 22 aufs Podest

Es sind oft die Kleinigkeiten, die im alpinen Skirennlauf den Unterschied machen, in dieser hochkomplexen Sportart, in der ein Marcel Hirscher Hunderte Skier testet, Dutzende Erfolge feiert – und dann am falsch eingesetzten Glas seiner Skibrille scheitert.

So geschehen am Dienstagabend im ersten Lauf des Nachtslaloms von Schladming. Zunächst lag der Salzburger vor dem führenden Deutschen Felix Neureuther (0,20 Sekunden), dann aber verlor der vierfache Gesamtweltcupsieger sukzessive und lag am Ende 2,59 Sekunden zurück.

Das große Rätseln war rasch vorbei: Hirschers Brille war angelaufen und hatte die Sicht getrübt. "Die beschichtete Innenseite des Glases war auf der falschen Seite", erklärte der 26-Jährige den Lapsus des Brillenverantwortlichen seines Ausrüsters, "und so ist dann das Glasl ang’rennt." Einen Wutanfall sparte sich der Annaberger, denn "bis jetzt bin ich von solchen Missgeschicken verschont geblieben. 170-mal hat alles super gepasst, jetzt war’s halt mal die falsche Seite."

Falsch lag Hirscher auch mit seiner Einschätzung, das Nightrace 2016 sei schon für ihn gelaufen – denn die durch einen Wärmeeinbruch aufgeweichte Piste sorgte dafür, dass die Fahrer ab Startnummer 20 chancenlos waren, weshalb er als 22. locker ins Finale kam. Dort hatte er dann dank richtig eingesetztem Glas den Durchblick: Mit Startnummer 9 und Laufbestzeit katapultierte sich Marcel Hirscher noch auf Platz zwei und übernahm auch die Führung im Gesamtweltcup vom verletzten Norweger Aksel Lund Svindal. "Ein unglaublicher Ausgang."

Auf immer schlechter werdender Piste war die Konkurrenz danach ohne Chance. Erst der 21-jährige norwegische Slalom-Wunderwuzzi Henrik Kristoffersen konnte Hirscher noch vom ersten Platz verdrängen. Und dann hätte Felix Neureuther für den ersten deutschen Schladming-Sieg seit Armin Bittner anno 1990, den zweiten überhaupt, sorgen können – doch der 31-jährige Bayer schied im zweiten Durchgang mit 61 Hundertstelsekunden Vorsprung auf Kristoffersen kurz nach der zweiten Zwischenzeit aus.