"Blinder Passagier" Hirscher dankbar über Platz zwei
In Schladming hat Ski-Superstar Marcel Hirscher zum fünften Mal in dieser Saison in einem Weltcup-Slalom Henrik Kristoffersen den Vortritt lassen müssen. Am Dienstagabend überwog beim Annaberger jedoch die Freude, nachdem er den ersten Durchgang in einem zunehmenden Blindflug absolvieren hatte müssen. Der Wahl-Ramsauer Kristoffersen jubelte indes über seinen ersten "Heimsieg".
"Die größte Emotion heute ist die Dankbarkeit. Das überwiegt alles", sprach Hirscher nach einem turbulenten, spannenden Nightrace, das kaum einen Zuschauer ruhig sitzen ließ. Dankbar war der Salzburger vor allem darüber, dass sein "Flüchtigkeitsfehler" mit seiner Brille, die wegen eines falsch eingesetzten Glases mehr und mehr anlief, letztlich gut ausging.
Fahrt durch dichten Nebel
Die äußeren Umstände waren aber auch nicht einfach, meinte Hirscher. "Die Feuchtigkeit steigt irrsinnig auf. Es hat viel geregnet, jetzt wird es kalt draußen. Ich schwitze wie ein Depp am Start", erklärte der Weltcup-Titelverteidiger. Dazu habe er mit seinen gelaserten Augen einen Nachteil, da die nach der Operation etwas luftempfindlicher seien als davor. Er benutze daher komplett abgeklebte Brillen. "Das ist wie eine Taucherbrille. Wenn ich dann eine heiße Stirn habe, die feucht ist, und die Luft ist feucht, ist es grenzwertig."
Quasi-Heimsieg durch Kristoffersen
Die rot-weiß-roten Skifans haben nun drei Jahre keinen Weltcup-Heimsieg auf der Planai bestaunen dürfen - die längste Durststrecke seit Etablierung des Slaloms im Weltcup-Kalender in der Saison 1996/97. 2013 fand aufgrund der WM kein Rennen statt. Zuletzt hatte Hirscher 2012 gewonnen, der sich im darauffolgenden Jahr auch zum Slalom-Weltmeister kürte.
Mit Kristoffersen gab es jedoch einen Quasi-Heimsieg, weil der schlaksige Norweger seine Zelte seit kurzem unweit der Planai entfernt aufgeschlagen hat. "Ich lebe jetzt fünf Minuten von hier in Ramsau. Das ist wie meine Heimat", so der 21-Jährige, der von einem seiner besten Tage in seinem Leben sprach.
Sowohl Hirscher und Kristoffersen reisen nun nach Garmisch-Partenkirchen, wo am Sonntag seit langem wieder einmal ein Riesentorlauf auf dem Programm steht. Zuletzt hatte Hirscher am 20. Dezember in Alta Badia vor dem Norweger gewonnen, der Bewerb in Adelboden am 9. Jänner wurde wetterbedingt abgesagt. Danach steht für Hirscher die Reise nach Südkorea auf dem Programm.
"Es schaut zu 99 Prozent so aus", verriet der 26-Jährige. Dabei gehe es nicht um die Vorbereitung auf die Olympischen Spiele 2018, sondern um den Gesamtweltcup, den er nun vor dem verletzten Aksel Lund Svindal anführt. "Wenn es nur ums Einzelresultat gehen würde, wäre auch eine Sache wie heute nicht so schlimm. Aber so geht es um die Wurscht." Kristoffersen (871 Punkte) liegt als Dritter nur noch 98 Zähler hinter Hirscher (969).
ÖSV-Team unter Erwartungen
Unter den Erwartungen blieben in Schladming die mit großer Zuversicht ins Rennen gegangenen übrigen Österreicher. Mit einer Ausnahme: Marc Digruber fuhr mit Platz zehn sein zweitbestes Weltcup-Resultat nach Santa Caterina heraus, wo er Neunter war. Neben Digruber (25.) und Hirscher hatte nur noch Manuel Feller (24.) die Qualifikation für das Finale geschafft. Der "Kamikaze-Pilot" schied dort zum dritten Mal in Folge aus.
Nach dem Ski-Weltcup in Kitzbühel hat auch der Nachtslalom in Schladming Top-Quoten im ORF erzielt. Dank Hirschers Aufholjagd erreichten am Dienstagabend erstmals beide Durchgänge mehr als eine Million Zuschauer. Durchschnittlich 1,011 Millionen in Durchgang eins bedeuten ebenso Nightrace-Rekord wie 54 Prozent Marktanteil.
Der Topwert wurde einmal mehr im entscheidenden zweiten Durchgang erzielt: Bis zu 1,681 Millionen und durchschnittlich 1,536 Millionen bei 49 Prozent Marktanteil (je 45 Prozent in den jungen Zielgruppen) waren via ORF eins live dabei.
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